Zusammenfassung
Der Beitrag geht auf der Grundlage einer Literaturstudie der Frage nach, inwieweit der behauptete „Verfall“ des Rechtsbewußtseins der deutschen Bevölkerung beim gegenwärtigen Forschungsstand haltbar ist. Dem wird die These gegenübergestellt, wonach sich Veränderungen im Rechtsbewußtsein eher als Ausdifferenzierung denn als generelle Verschlechterung interpretieren lassen. Dazu werden in methodenkritischer Absicht zunächst einige Probleme der empirischen Erfassung von Rechtsbewußtsein dargestellt und danach aktuelle Entwicklungstendenzen aufgezeigt, welche gängige Rationalisierungstheorien des Rechts in Ansätzen widerlegen.
Summary
On the basis of a study of relevant literature the article deals with the issue of whether the claim that there has been a loss of sense of justice among Germans can be maintained. The thesis is proposed that changes of sense of justice can be interpreted as differentiation rather than general decay. Some problems of empirical identification of sense of justice are pointed out and current developments are noted, ending with the suggestion of the need to revise prevailing theories of rationalization of law.
© 1992 by Lucius & Lucius, Stuttgart