Zusammenfassung
Das Forschungsprojekt „Normenkodizes in Unternehmen und Verbänden“ greift den in den letzten Jahren verstärkt zutage getretenen Trend zu selbstregulierenden oder selbstverpflichtenden Verhaltensvorgaben im Wirtschaftsleben auf. Nach Abschluß der ersten Projektphase stellt der Autor erste konzeptionelle Untersuchungsergebnisse des Forschungszweiges Verbände zur Diskussion. Verbandliche Selbstregulierungsmaßnahmen können unter bestimmten Umständen eine mögliche Alternative oder Ergänzung zu traditionellen rechtlichen Steuerungsmechanismen bilden. Nach den rechtlichen Überlegungen wendet sich der Autor dem jetzigen Stand der Verbändedebatte zu und stellt exemplarisch einige Bereiche dar, in denen Verbände Träger von Selbstregulierungsmaßnahmen sein können. Sogenannte „freiwillige Selbstverpflichtungen der Industrie im Umweltschutz“ bilden den Schwerpunkt der Untersuchungen. An ihnen ist zu zeigen, welche am Gemeinwohl ausgerichteten Funktionen und Aufgaben Unternehmensverbände bei der Gestaltung der Gesellschaft zukünftig übernehmen können. Für die Sozialethik ist die Frage, wieweit Verbände vorhandene Handlungsspielräume im Hinblick auf eine Vermenschlichung und eine gerechtere Gestaltung der Gesellschaft nutzbar machen können, von zentraler Bedeutung. Ob und in welchem Umfang bei der Durchführung und Durchsetzung von verbandlichen Selbstregulierungen die sozialethische Grundforderung nach Gerechtigkeit zum Tragen kommt, ist Ziel der Untersuchung.
Summary
The research project “Normative Codes in Companies and Associations” takes up the growing trend towards informal agreements in business life. Having concluded the first phase of his project, the author brings several conceptional results of his studies on voluntary agreements in associations up for discussion. Under certain circumstances, these agreements may function as a possible alternative or addition to traditional, legal regulatory measures. The discussion of legal problems linked with this issue is followed by an illustration of the current debate concerning associations. The author presents various selected fields in which associations are responsible for the implementation and enforcement of informal agreements. In particular, he focuses on so-called “voluntary informal agreements of the industry with respect to environmental performance”. Here, the author endeavours to show which future functions and tasks could be taken up by business associations in order to form society in accordance with the public interest. In Christian Social Ethics, the question in how far associations might make present scopes for acting usable is a basic one. It is, above all, concerned with the humanization and fair shaping of society. Whether and to what extent the implementation and enforcement of voluntary agreements follows the social ethical demand for justice is the central issue of the investigation.
© 1996 by Lucius & Lucius, Stuttgart
