Zusammenfassung
Der Autor kritisiert die gegenwärtige Privatisierungsdebatte wegen ihrer ökonomischen Verkürzung der Problemsicht und schlägt statt dessen eine soziologische Perspektive vor, in der die einfache Dichotomie von öffentlichem und privaten Sektor zugunsten der anspruchsvolleren Vorstellung einer Polykontexturalität der Gesellschaft aufgegeben wird. Das entscheidende Folgeproblem für das Recht ist dann nicht mehr, wie es den durch die Privatisierung erlittenen Verlust der öffentlichrechtlichen Dimension kompensieren kann. sondern ob es auf eine ganz andere Herausforderung reagiert: nämlich sich einer Pluralität von unterschiedlichen „privaten“ Autonomien zu öffnen. Die adäquate Reaktion auf die Privatisierung besteht dann nicht darin, dem Privatrecht die Standards des öffentlichen Rechts aufzuerlegen, sondern das Privatrecht selbst in ein Verfassungsrecht diverser privater Regelungssysteme umzuwandeln, was auf seine Fragmentierung und Hybridisierung in einem bisher ungekannten Ausmaße hinauslaufen wird.
Summary
The author criticises the current debate on privatisation for its economic reductionism and suggest a sociological perspective in which the simple dichotomy of private and public sector is replaced by the more ambitious concept of polycontexturality. The implication for the law is no longer how to compensate for the lass of the public interest in privatization. Rather, it is how to make law responsive to a plurality of diverse „private“ autonomies in civil society. The adequate reaction to privatisation is not to impose public law standards on private law, rather to transform private law itself into the constitutional law of diverse private governance regimes which will amount to its far-reaching fragmentation and hybridisation.
© 1998 by Lucius & Lucius, Stuttgart
