Zusammenfassung
Der Artikel schlägt eine neue konzeptionelle und methodische Perspektive für die Analyse des Einflusses der Dimension „Geschlecht“ auf das juristische Handeln vor. Es geht dabei nicht um Geschlechterdifferenzen im Sinne geschlechtstypischer Unterschiede im beruflichen Handeln von Männern und Frauen, sondern um Geschlechterdifferenzierungen in der Fallwahrnehmung und -bearbeitung. Am Beispiel der Fallerzählung einer Familienrichterin aus ihrer Praxis wird sequenzanalytisch rekonstruiert, in welcher Weise Geschlechterdifferenzierungen auf latente, für die Akteure unbemerkte Weise in das juristische Handeln eingehen.
Summary
The article proposes a new way to conceive and methodically analyze the impact of gender in judicial action. The focus here is not on gender-differences, i.e. on differences in the professional action of men and women. Rather, it is on the latent differentiations between men and women the lauyers „make“ in their professional practice. Α sequential analysis of the narrative description of a case by a judge in the field of family law can show how a pattern of gender-differentiation in this sense operates in a way unnoticed and therefore not controlled by her professional habitus.
© 2003 by Lucius & Lucius, Stuttgart