Zusammenfassung
Stanley Fish ist einer der bedeutendsten neopragmatischen Betrachter der amerikanischen Gegenwartsgesellschaft. Seine Arbeit, vor allem seine umfassende Arbeit zum Recht, hat im deutschsprachigen Raum jedoch bisher nur wenig Beachtung erfahren. Der vorliegende Artikel versucht einen Anschluss von Fishs Thematisierung des Rechts an Jacques Derrida, um somit einen Anschluss an die deutsche Diskussion zu ermöglichen. Es soll die beiden gemeinsame Konzeption eines Rechts herausgearbeitet werden, das nicht als formal leitende Vorgabe existiert, sondern ein Vokabular darstellt, auf das immer wieder rhetorisch Bezug genommen werden muss. So eröffnet sich ein Weg in eine Rechtssoziologie, die nicht mehr von leitenden Normen, sondern von situativen rhetorischen Auseinandersetzungen ausgeht. Der Rechtsstaat soll auf dieser Basis als Objekt des Vertrauens, nicht als ordentliche Normstruktur portraitiert werden; erst, da die Herrschaft des Gesetzes unmöglich ist, wird der Rechtsstaat möglich.
Summary
Stanley Fish is one of the best-known names in American neopragmatism. However, his work has not received much attention in Germany. This paper argues that Fish’s legal studies work is closely related to that of Jacques Derrida. It will present their perspectives as a common conception of norms: Norms do not guide or offer themselves for comparison, but are rather empty vessels to be filled in concrete interactions while a belief in their guiding capacity lends credence to the decisions made by the judiciary. It contrasts this conception with the prevailing view of German Legal Sociology in order to argue that it is only because law cannot rule that modern liberal judiciaries are possible.
© 2008 by Lucius & Lucius, Stuttgart