Zusammenfassung
Dieser Artikel setzt sich gleichzeitig mit den Verfassungstheorien von Dieter Grimm und Gunther Teubner auseinander. Er vertritt die These, dass, obwohl sie offensichtlich sehr gegensätzlichen Denktraditionen zugehören, beide Theorien gewisse Parallelen aufzeigen. Diese Parallelen äußern sich vor allem in der Tatsache, dass beide Theorien noch dem klassischen dualistischen Verfassungsverständnis verhaftet bleiben und Verfassung als externe Grenze des politischen Systems auffassen. Diese Gemeinsamkeit hat zur Folge, dass keine der beiden Theorien imstande ist, der machtbildenden Funktion der Verfassung in der gegenwärtigen Gesellschaft gebührend Rechnung zu tragen. Ein Gegenkonzept der Verfassung wird entwickelt, das den herkömmlichen Dualismus des Verfassungsdenkens zu überwinden sucht, indem es Verfassung als systeminternes Instrument der Machterzeugung und - vermittlung interpretiert.
Abstract
This article engages in debate with the constitutional theories of Dieter Grimm and Gunther Teubner. It argues that, although they belong to very distinct intellectual traditions, they are marked by certain similarities. These parallels are evident above all in the fact that both retain the classical dualistic concept of the constitution, and they construe the constitution as the external boundary of the political system. This overlap means that neither of the theories is capable of fully comprehending the function of the constitution in producing power. An alternative model of the constitution is proposed, which moves beyond the conventional dualism of constitutional reflection by interpreting the constitution as a systemically internal instrument for the production and transmission of power.
© 2011 by Lucius & Lucius, Stuttgart