Zusammenfassung
In dem Artikel werden unterschiedliche Vorschläge zur empirischen Analyse von Normen am Beispiel von Untersuchungen aus dem Bereich der Organisationsforschung diskutiert. Unterschieden wird zwischen Vorschlägen, nach denen die „Existenz“ oder die Geltung von Normen primär aus der „Außenperspektive“ bestimmt wird und für die Regelmäßigkeiten im Verhalten und Sanktionen als Kriterium der Normgeltung zentral sind (Dürkheim, Geiger-Popitz-Tradition), und solchen Vorschlägen, bei denen die „Innenperspektive“, die Perspektive der handelnden Individuen, im Vordergrund steht. Hier wird vor allem Max Webers Beitrag zur theoretischen Bestimmung der Geltung von Normen hervorgehoben. Als Konsequenz aus der Diskussion ergibt sich unter anderem die These, daß die Normkonzeption der Geiger-Popitz-Tradition mit schwerwiegenden Interpretationsproblemen verbunden ist und insbesondere ungeeignet ist, wenn es um die Analyse von Normen geht, die nicht rechtlich fixiert sind und die im Weberschen Sprachgebrauch Konventionen sind, und zwar Konventionen, die in stärkerem Maße intern abgesichert sind.
© 1987 by Lucius & Lucius, Stuttgart