Zusammenfassung
Betrachtet man Klatschgespräche in ihrem zeitlichen Verlauf, so findet man ein Muster der sequentiellen Organisation, in dem sich diese kommunikative Gattung realisiert und reproduziert. In einer der eigentlichen Klatschmitteilung vorgeschalteten Klatschpräsequenz wird die Bereitschaft zum Klatschen intersubjektiv ausgehandelt und ratifiziert. In der nachfolgenden Klatschgeschichte wird eine auffällige, dem Zuhörer noch nicht bekannte Handlung eines abwesenden Dritten berichtet und bewertet, und zwar so, daß dem Handelnden ein bestimmter Charakter zugeschrieben wird. In der sich anschließenden Klatschnachsequenz wird die individuelle Charakterisierung im Blick auf soziale Typen generalisiert und in einem Meinungsaustausch erläutert. Interpretationen und Deutungsangebote werden gemacht, die die individuelle Handlung in den Rahmen allgemeiner sozialer und moralischer Regeln stellen.
© 1987 by Lucius & Lucius, Stuttgart