Zusammenfassung
Die kritische Soziologie der bürgerlichen Gesellschaft wird heute nicht durch politische, sondern durch wissenschaftliche Innovationen verunsichert: Provozierender als das Ende des Sozialismus stellt das Ende der ontologischen Weltkonzeption sie in Frage. Der Beitrag schlägt den Übergang zu einer genau darauf eingestellten Theorie der Beobachtung zweiter Ordnung vor. Dabei können Anregungen zu Latenzaufklärung und Ideologiekritik aufgenommen und reorganisiert werden. Die epistemologischen Weiterungen betreffen jedoch den Realitätsbegriff selbst und reichen damit hinaus über das, was innerhalb der kritischen Soziologie bisher formuliert worden ist. Die Differenzen lassen sich unter anderem an der klassischen Krisensemantik und an den Paradoxien eines dazu passenden Anspruchs „kritischer“, nämlich jeweils eigener Überlegenheit demonstrieren.
© 1991 by Lucius & Lucius, Stuttgart