Abstract
This article investigates the inflection of the German indefinite pronouns jemand and niemand in the accusative and dative. The pronouns are used both with inflectional suffix (jemanden/jemandem, niemanden/niemandem) and without (jemand, niemand) and are thus an example of current variation in contemporary German. The grammars take an unusually liberal stance and describe both forms as correct, partially even with preference to the uninflected form. A corpus study which examines conceptually written data of the DeReKo (German reference corpus) and conceptually oral data of the DECOW16B (German web corpus), shows that over 90 % of occurrences are inflected. But almost 10 % of uninflected forms show that these formations are no arbitrary errors either. To find out what influences the presence or absence of the inflectional ending, a binary logistic regression model was calculated. The following factors proved to be significant influencing factors for inflection: the degree of formality (DeReKo vs. DECOW16B), the lexeme (jemand vs. niemand), the case (acc vs. dat), government by preposition vs. government by verb and the following nominalized adjective (jemand anderen). With regard to the different inflectional suffixes, the frequent use of -en in the dative stood out in particular. Although this form is classified as erroneous in all grammars, almost 30 % of the dative occurrences in informal DECOW16B data are formed in this way.
1 Einleitung
Weiß nicht. Kenne niemand der fährt.
Fahre mit jemand aus heidelberg.[1]
Auffällig in dieser Nachricht ist – neben der in der konzeptionell mündlichen Sprache nicht unüblichen Auslassung der Personalpronomina, dem fehlenden Komma vor dem Relativsatz und der Kleinschreibung des Städtenamens – die Verwendung der Antonyme jemand und niemand, die hier sowohl im Akkusativ als auch im Dativ unflektiert stehen. Dass die unflektierten Formen der Indefinita nicht vollkommen unüblich sind, zeigt sich unter anderem in Zitaten wie „Keine Macht für Niemand“ der Band Ton, Steine, Scherben (1972) oder in dem Titel einer rezenten Tatortfolge „Ich töte niemand“ (vgl. ARD: 2018).
Ein Blick in den Rechtschreib-Duden, der hier erstaunlicherweise auch Angaben zur Flexion macht, zeigt, dass dort neben der flektierten Form ebenso die unflektierten Formen als korrekt beschrieben werden: „jemand; Gen. jemand[e]s, Dat. jemandem, auch jemand, Akk. jemanden, auch jemand“ (Duden-Rechtschreibung 2017: 597) und „niemand; Gen. niemand[e]s; Dat. niemandem od. niemand; Akk. niemanden od. niemand“ (Duden-Rechtschreibung 2017: 797). In Bezug auf die Flexion werden also ohne einen Hinweis auf Verwendungsunterschiede die Formen mit und ohne Suffix genannt, wobei durch die Verwendung von „auch“ bei jemand suggeriert wird, dass die unflektierte Form weniger häufig vorkommt, wohingegen das „oder“ bei niemand eine gleiche Verwendung andeutet. Die Duden-Grammatik (2016: 320) hält fest, dass die Pronomen jemand und niemand „im Dativ und Akkusativ […] zwischen substantivischer Flexion (= endungslos) und adjektivischer Flexion (Akkusativ auf -en, Dativ auf -em) [schwanken]“.
Andere Nachschlagewerke präzisieren diesen Zweifelsfall und nennen Tendenzen hinsichtlich der Verwendungsweisen. So steht im Zweifelsfall-Duden: „Dativ und Akkusativ können mit oder ohne Flexionsendung auftreten“, wobei „im Akkusativ […] die endungslose Form oft vorgezogen“ werde (Duden-Zweifelsfälle 2016: 499). Auch Wahrig (2003: 417) schreibt, dass „im Akkusativ die endungslosen Formen bevorzugt [werden], während im Dativ beide Formen gleichberechtigt sind“ und Fandrych & Thurmair (2018: 117) stellen fest, dass „die Deklination von jemand und niemand parallel zu den anderen Pronomen [ist], allerdings werden die deklinierten Formen heute nicht mehr sehr häufig verwendet“.
Darüber hinaus wird in einigen Grammatiken beschrieben, dass die beiden Indefinita nicht nur hinsichtlich der Frage, ob ein Flexiv vorliegt, sondern auch bezüglich der Art des Flexivs Variation aufweisen. Dabei wird neben den standardkonformen Endungen -en für Akkusativ und -em für Dativ ebenfalls die Endung -en für den Dativ genannt. Hier sind sich jedoch alle betrachteten Nachschlagewerke einig, dass diese Form nicht korrekt sei (vgl. u. a. Duden-Grammatik 2016: 967, Duden-Zweifelsfälle 2016: 499, Wahrig 2003: 417).
Gerade weil in den Grammatiken die Indefinita im Akkusativ und Dativ sowohl mit als auch ohne Flexiv als standardkonform betrachtet werden, erscheint es interessant zu untersuchen, wie sie in diesen Kasus[2] flektiert werden und welche Faktoren die Flexion bzw. die Tilgung der Flexionsendung beeinflussen. Zudem werden Debatten um Flexionsschwankungen und Flexionslosigkeit vor allem in Bezug auf die substantivische Deklination geführt (vgl. u. a. Köpcke 1995, Zimmer 2018, Schäfer 2019), wohingegen Pronomen und Artikelwörter[3] als stabiler gegenüber Kasusabbau gelten (vgl. u. a. Harbert 2007: 177). Aus diesem Grund möchte die vorliegende Arbeit am Beispiel der Indefinita jemand und niemand einen Beitrag zur Variation der Kasusmarkierung in der pronominalen Flexion leisten.
Weiterhin fällt auf, dass die beiden Indefinita meist gemeinsam betrachtet werden und ihre Verwendung als identisch beschrieben wird. So enthalten die meisten Grammatiken ein ausführliches Kapitel zu jemand, wohingegen es bei niemand meist bei einer Aussage wie „die Flexion entspricht der von jemand“ (von Kienle 1969: 206) belassen wird.
Aus diesen Beobachtungen lassen sich nun die folgenden Forschungsfragen formulieren:
1) | Werden die Indefinita jemand und niemand im Akkusativ und Dativ flektiert? | |
a. | Welche Faktoren beeinflussen die Flexion bzw. Nichtflexion? | |
b. | Gibt es einen Unterschied im Flexionsverhalten zwischen den beiden Indefinita? | |
2) | Welche Flexive lassen sich bei den flektierten Indefinita beobachten? |
Neben Arbeiten zur Flexion von Pronomen mit vollen Paradigmen, in denen mögliche Erklärungsansätze für Synkretismen innerhalb dieser Paradigmen aufgestellt werden (vgl. Bierwisch 1967, Wiese 1999, Müller 2002 und Eisenberg 2013) gibt es bezüglich der hier genannten Thematik m. W. nur eine Studie von Strecker (2017 [2010]).[4] Diese versucht, auf korpuslinguistischer Grundlage Muster bezüglich der Flexionsendungen zu ermitteln und dient als Ausgangspunkt für die vorliegende korpusbasierte Studie, bei der sowohl konzeptionell schriftliche Daten (ein Subset des DeReKo) als auch konzeptionell mündliche Daten (ein Subset aus den Webkorpora der COW-Initiative) analysiert werden (s. Abschnitt 3.1).
In Abschnitt 2 wird zunächst ein Überblick über die Entwicklung der Flexion von niemand und jemand vom Althochdeutschen bis ins (Früh-)Neuhochdeutsche gegeben. Im Anschluss werden in Abschnitt 3 die Daten, das methodische Vorgehen und die Ergebnisse der Korpusstudie präsentiert, bevor der Artikel mit einer Zusammenfassung und einem Fazit schließt.
2 Zum Hintergrund: Entwicklung der Flexion der Indefinita
Die vorliegende Studie untersucht die Flexion der Indefinita jemand und niemand im aktuellen Gegenwartsdeutschen. Zum besseren Verständnis der Zusammenhänge wird im Folgenden ein Überblick über das Flexionsverhalten der Indefinita in älteren Sprachstufen des Deutschen gegeben.
jemand ist ursprünglich ein Kompositum aus den althochdeutschen Formen io bzw. eo (‚immer‘) und man (‚Mann/Mensch‘), die zu ioman bzw. eoman univerbiert wurden. Die Form niemand weist eine parallele Entstehungsgeschichte auf – hier allerdings in Verbindung mit der Negationsform ni (ni io/eo man > nioman/neoman) (vgl. Duden-Herkunftswörterbuch 2014: 414, 591).

Übersicht über die Flexionsformen der Indefinita in früheren Sprachstufen des Deutschen (die fettgedruckten Formen sind die für die jeweilige Sprachstufe üblichen Formen im Akkusativ und Dativ).[5]
Wie in der Übersicht in Tabelle 1 deutlich wird, scheinen bereits im Althochdeutschen pro Kasus mehrere Flexionsformen von jemand und niemand nebeneinander existiert zu haben. So führt von Kienle (1969: 204) an, dass die Form des Kompositums (n)eoman bzw. (n)ioman für alle Kasus im Singular gelte. Braune & Reiffenstein (2011: 216, 255) und Klein, Solms & Wegera (2018: 418) differenzieren hingegen mehrere Formen. Sie führen zum einen auf, dass das Pronomen wie das Substantiv man dekliniert wird – Nom: (n)eoman, Akk: (n)eoman, Dat: (n)eoman oder (n)eomanne, Gen: (n)eoman oder (n)eomannes. Zum anderen geben sie an, dass die Akkusativform (auch) pronominal mit der Endung -an (Mask. Akk. Sg.) (n)eomannan flektiert wird. Das spricht also für ein Nebeneinander der Form (n)eoman für alle Kasus auf der einen Seite sowie spezifische Kasusformen auf der anderen.
Das mittelhochdeutsche (n)ieman (auch (n)iemen) weist ähnliche Flexionscharakteristika auf. Im Akkusativ werden neben der unflektierten Form (n)ieman noch (n)iemanne und (n)iemannen genannt, auch wenn sie selten auftreten (vgl. Paul 2007: 226). Es überrascht, dass die Form (n)iemanne, die klassisch den Dativ markiert, hier auch (vereinzelt) im Akkusativ vorkommt. Die Form (n)iemannen folgt wieder der pronominalen Flexion, wobei das Suffix -en, wie das althochdeutsche Suffix -an, den Mask. Akk. Sg. anzeigt. In der Regel seien der Nominativ und der Akkusativ im Mittelhochdeutschen jedoch endungslos (vgl. von Kienle 1969: 204, Klein, Solms & Wegera 2018: 419). Der Dativ wird endungslos oder mit -e gebildet. Im Genitiv ist interessant, dass hier nun keine der aufgeführten Formen endungslos verwendet wird: (n)iemans, (n)iemens, (n)iemannes (vgl. von Kienle 1969: 204).
Ebert et al. (1993: 224) stellen fest, dass „die frnhd. Entwicklung […] durch eine Angleichung an die Regelungen der Adj.-Flexion (besonders bei den Pronominaladj., sehr selten schon auch bei den Pronominalsubst.) gekennzeichnet [ist]“. jemand und niemand fügen sich dieser Tendenz, allerdings erst zu neuhochdeutscher Zeit im 18. Jahrhundert, und beginnen, der starken Adjektivflexion zu folgen (vgl. von Kienle 1969: 204, Ebert et al. 1993: 224, Paul 2007: 226). Das Grimmsche Wörterbuch (DWB: s. v. jemand) stellt diesbezüglich fest, dass es „neuer brauch ist, acc. und dat. nach der pronominalen declination zu bilden, jemanden, jemandem“. Bis ins 18. Jahrhundert gibt es außerdem Formen mit s-Anfügung (z. B. niemands), die in allen Kasus auftreten (vgl. Walch & Häckel 1988: 478). Der Nominativ lautet also jemand bzw. niemand, selten auch jemands/niemands. Für den Akkusativ sind im Frühneuhochdeutschen Endungslosigkeit (-ø) oder die Endungen -s, -e und -en belegt, seit dem 18. Jahrhundert dann vor allem -ø oder -en. Im Dativ sind -ø, -s, -e, -em und -en gebräuchlich, bis sich im 18. Jahrhundert die Formen -em und interessanterweise auch -en etablieren (vgl. Walch & Häckel 1988: 483 ff.). Auch das DWB („für den dativ […] begegnet auch jemanden“, s. v. jemand) oder Gortzitza (1877: 24 ff.) „Acc: jemanden, niemanden: letztere form auch im Dativ gebraucht“ erwähnen diese eigentlich für die adjektivische Flexion unregelmäßige Form in ihren Arbeiten.
Im Grimmschen Wörterbuch wird ebenfalls auf das syntaktische Phänomen eingegangen, bei dem jemand oder niemand mit einem folgenden Wort eine Nominalphrase bilden. Dieses folgende Element wird als „adjectivische[r] genitiv pluralis oder singularis“ bezeichnet und meint Formen wie „niemand guter, niemand fremder, niemand fremdes, niemand anders u. s. w.“ (DWB: s. v. niemand). Diese Formen werden später als Nominative aufgefasst, die dann wiederum in anderen Kasus flektiert werden können („niemand bekanntem begegnen“). Auf diese Formen wird in der vorliegenden Analyse noch detailliert eingegangen.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die beiden Indefinita jemand und niemand historisch durch eine Vielzahl von Flexionsformen gekennzeichnet waren. Während sich die Flexion im Alt- und Mittelhochdeutschen an der substantivischen Flexion von ‚Mann‘ orientierte und somit sowohl endungslos gebraucht wurde als auch Endungen wie -e oder -(e)s aufwies, dominiert seit dem Neuhochdeutschen – vor allem ab dem 18. Jahrhundert – die adjektivische Flexion. Aus diesem Flexionsklassenwechsel resultieren im Gegenwartsdeutschen Schwankungen, sodass neben den neueren Formen der adjektivischen Flexion (mit Flexiv im Akkusativ und Dativ) auch weiterhin die endungslosen Formen der substantivischen Flexion verwendet werden. Das folgende Kapitel präsentiert nun die Korpusstudie, die diese gegenwartssprachliche Variation in der Flexion der Indefinita untersucht.
3 Korpusstudie zum gegenwartssprachlichen Flexionsverhalten der Indefinita
Im Folgenden werden zunächst die verwendeten Korpora und die Datenaufbereitung sowie die Hypothesenbildung beschrieben, bevor abschließend die Ergebnisse der Korpusstudie präsentiert werden.
3.1 Die Korpora
Für die Analyse werden die Daten von zwei Korpora genutzt. Durch die Auswahl der beiden Korpora soll sowohl eine eher konservative Schriftsprache, die „Neuerungen eher zögerlich annimmt“ (Schmitz 1999: 140) abgebildet werden (→ DeReKo), als auch eher spontansprachliche, informelle, variationsreichere, oft dialogisch ausgerichtete Äußerungen (→ DECOW16B).
DeReKo
Für die Analyse wurde das Subset ‚Korpusgrammatik-Untersuchungskorpus‘ (KoGra_UK) des Deutschen Referenzkorpus (DeReKo) (vgl. Kupietz et al. 2010 & 2018) genutzt, welches für das in der Grammatikabteilung des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache (IDS) angesiedelte Projekt ‚Korpusgrammatik‘ kreiert wurde. Es enthält aktuelle Sprachdaten (75 % nach 2000) und zeichnet sich durch redigierte, konzeptionell schriftliche Sprache sowie in erster Linie pressesprachliche Daten aus.[6] KoGra_UK ist zu diesem Zeitpunkt (2021) noch nicht öffentlich zugänglich. Es ist vielschichtig annotiert. So gibt es neben drei unterschiedlichen POS-Annotationen auch eine Annotation von Dependenzrelationen, die eine Suche nach ‚Subjekt‘, ‚Akkusativobjekt‘ oder ‚Dativobjekt‘ mithilfe der CQL-Suchanfragesprache ermöglicht. Die Suchanfragen wurden auf einer ca. 880 Millionen Token umfassenden Zufallsstichprobe von KoGra_UK (das insgesamt ca. 7 Milliarden Token umfasst) durchgeführt.
DECOW16B
Mit der COW-Initiative wurden Web-Korpora in unterschiedlichen Sprachen kreiert, die mit einem Webcrawler Daten samt ihren Metadaten aus dem World Wide Web sammeln. Diese Daten wurden aufbereitet und sind für die akademische, nicht kommerzielle Forschung auf webcorpora.org (nach einer Registrierung) zur Verfügung gestellt.[7]
Für die vorliegende Analyse wurde das 2018 veröffentlichte und knapp 20 Milliarden Token umfassende deutschsprachige Korpus ‚DECOW16B: Austrian, German and Swiss German‘ ausgewählt, von welchem wiederum das Subkorpus ‚Forum‘ mit 4,2 Mrd. Token gewählt wurde. Es handelt sich also ausschließlich um Diskussionsbeiträge aus Internetforen wie z. B. forum.deine-tierwelt.de, beautyjunkies.inbeauty.de, pkw-forum.de oder www.fanlager.de/fc-schalke-04-forum/, die mitunter noch aktiv genutzt werden, zum Teil aber auch inzwischen offline sind. Die Daten wurden 2011 und 2014 gecrawlt. DECOW16B ist wie KoGra_UK ebenfalls vielschichtig annotiert.[8]
3.2 Datenaufbereitung
Da in der vorliegenden Studie die Flexion im Akkusativ und Dativ untersucht werden soll, galt es diese Formen der Indefinita zu exportieren. Für die Formen mit flexivischer Markierung stellte dies kein Problem dar, doch für die unflektierten Formen jemand bzw. niemand war es eine Herausforderung, diese von den Nominativtreffern zu unterscheiden, da die Annotation mitunter fehlerhaft war.
Die finalen Suchanfragen, hier beispielhaft für jemand im DeReKo,[9] lauten:
(A) [] [lemma="jemand" & deprel!="SB|PD|--"] [] within <s type="reg"/>
(B) <s> [lemma="jemand" & deprel!="SB|PD|--"] [] within <s type="reg"/>
Das Lemma[10]jemand wird sowohl am Satzanfang (<s>; Variante (B)) als auch mit einem beliebigen Element davor ([]; Variante (A)) innerhalb eines Satzes (within <s type="reg"/>) gesucht. Auch das Element nach dem Lemma ([]) wird für die spätere Analyse mitgesucht und exportiert. Zusätzlich zur Suche nach dem Lemma wurde in der Suchanfrage präzisiert, dass es sich nicht um ein Subjekt handeln soll (deprel!= "SB").[11] Um fehlerhaft annotierte Nominativ-Treffer auszuschließen, wurden zum einen auch prädikative Verwendungen der Pronomina ausgeschlossen (‚PD‘) (z. B. „Ich bin jemand, der es ab und zu gern rosa hat“[12]), da sie immer im Nominativ stehen. Zum anderen wurde ‚--‘ in die Suchanfrage aufgenommen, weil so Treffer ausgeschlossen wurden, bei denen eine Annotation fehlte, da kein Kopf identifiziert werden konnte, von dem das gesuchte Lemma abhing. Es handelt sich dabei oft um Elemente außerhalb eines Satzes oder ohne Verb wie z. B. „Endlich wieder jemand im Amt mit Familie(nsinn)“[13], bei denen eine Kasusbestimmung schwer bis gar nicht möglich ist.
Auch nach diesem Schritt ergab die Suche viele falsch positive Treffer (80 % bei DeReKo, 75 % bei DECOW16B), die manuell aussortiert werden mussten. Auch wenn der Parser hinsichtlich der Subjektmarkierung (noch) recht unzuverlässig ist, konnten so schneller unflektierte Dativ-/Akkusativ-Formen von jemand/niemand gefunden werden als bei einer rein manuellen Durchsicht der Treffer.
Um sicherzustellen, dass mit der Suchanfrage keine gewünschten Treffer verloren gegangen sind, das heißt, um die falsch negativen Treffer festzustellen, wurde die gegenteilige Suchanfrage gestellt, sprich nach dem Lemma jemand/niemand in Subjektposition gesucht ([lemma="jemand" & deprel="SB|PD|--"]). Hier zeigte sich gleichfalls, dass die Annotation nicht zuverlässig war, da auch flektierte Formen wie jemanden oder jemandem auftraten, die als Subjekte annotiert waren. Auf die Gesamttrefferanzahl gerechnet, handelte es sich jedoch nur um ca. 4 % falsch annotierte Treffer. Zudem war kein Muster feststellbar, nach dem genau diese Treffer falsch annotiert worden wären. Auffällig schien an dieser Stelle lediglich, dass die Sätze sehr lang und komplex waren, was zumindest ein Erklärungsansatz für die unzuverlässige Arbeit des Parsers ist. Da es sich nur um sehr wenige falsch negative Treffer handelt und außerdem kein Schema erkennbar war, können diese vernachlässigt werden.
Somit kann mit der oben beschriebenen Suchanfrage eine zuverlässige Stichprobe des gesuchten Phänomens gezogen werden. Durch die manuelle Durchsicht der Treffer wurden solche aussortiert, die nicht der Suchanfrage entsprechen, wie die fälschlicherweise als Akkusativ oder Dativ annotierten Nominative, sowie solche Fälle, bei denen der Kasus nicht eindeutig zu bestimmen war,[14] substantivische Verwendungen der Indefinita vorlagen (ein Jemand/ein Niemand) oder mit niemand nicht das Indefinitum bezeichnet wurde, sondern ein homonymer Eigenname.[15] Die für die Analyse genutzte Stichprobe beträgt 4.000 Treffer für die Lemmata jemand und niemand im Akkusativ und Dativ, je 2.000 aus DeReKo und DECOW16B.
3.3 Analysekategorien und Hypothesen
Um die Forschungsfrage 1a (Welche Faktoren beeinflussen die Flexion bzw. Nichtflexion?) beantworten zu können, werden im Folgenden Faktoren gesammelt, von denen ein Einfluss auf das Flexionsverhalten erwartet wird.
Zunächst sind Unterschiede je nach Grad der konzeptionellen Schriftlichkeit/Mündlichkeit zu erwarten (siehe hierzu z. B. Koch & Oesterreicher 2011). Dabei gilt die konzeptionelle Schriftlichkeit als konservativer, wohingegen in der konzeptionellen Mündlichkeit mit mehr Flexivlosigkeit und Variation zu rechnen ist (vgl. u. a. Schmitz 1999: 140). Auf einer Skala zwischen konzeptioneller Schriftlichkeit und Mündlichkeit kann das vorwiegend pressesprachliche Korpus DeReKo dabei dem Pol der Schriftlichkeit zugeordnet werden, bei dem entsprechend mehr flektierte Formen erwartet werden. DECOW16B mit informellen Foreneinträgen wird eher dem Pol der Mündlichkeit zugeordnet.
Wie bereits in Fragestellung 1b angesprochen (Gibt es einen Unterschied im Flexionsverhalten zwischen den beiden Indefinita?), wird in der vorliegenden Studie hinterfragt, ob sich die in der Literatur durchgehend als einheitlich dargestellten Indefinita jemand und niemand hinsichtlich ihrer flexivischen Markierung tatsächlich gleich verhalten. Einen Differenzierungsaspekt könnte hierbei die Gebrauchsfrequenz der Lexeme darstellen. Im DeReKo kommen beide Indefinita ähnlich häufig vor, im DECOW16B-Korpus wird jemand jedoch fast vier Mal so häufig verwendet wie niemand. Wie Nübling (2004: 177 f.) feststellt, erfolgt „bei Frequenzzunahme […] Irregularisierung und Reduktion, bei Frequenzabnahme Regularisierung bei einem meist längeren Ausdruck“. Aufgrund der häufigeren Verwendung von jemand in den informelleren Daten wird deshalb die Hypothese aufgestellt, dass jemand seltener flektiert als niemand.
Auch der Faktor Kasus soll betrachtet werden. Dabei richte ich mich nach der gängigen Kasushierarchie, bei der der Nominativ den unmarkierten und der Genitiv den am stärksten markierten Kasus darstellt: Nominativ >> Akkusativ >> Dativ >> Genitiv (vgl. Sahel 2018: 10). Dabei gilt, dass „im Idealfall die morphologische Realisierung einer höher markierten Kategorie komplexer ist als die einer niedriger markierten“ (Sahel 2018: 11). Aus diesem Grund wird vermutet, dass die Flexionsendungen bei jemand und niemand im Akkusativ stärker abgebaut sind als im Dativ.
Weitere Einflüsse auf die Flexion werden aufgrund der syntaktischen Umgebung der Indefinita erwartet. Aus diesem Grund soll zum einen das kasusfordernde Elemente (Präposition vs. Verb) und zum anderen das substantivierte Adjektiv als Element nach dem Indefinitum analysiert werden.
Wie die Ergebnisse in Streckers Analyse (2017 [2010]) zeigen, überwiegen die Formen mit Flexiv nach einer Präposition. Dabei hat sich Strecker jedoch nicht vergleichend die Kontexte der verbal regierten Indefinita angeschaut, sodass keine Aussagen bezüglich des Faktors des kasusfordernden Elements getroffen werden können; dies soll hier nun gemacht werden. Der Kasus bei verbal regierten Elementen ist mit einer semantischen Rolle verknüpft, wohingegen die Zuordnung des Kasus bei Präpositionen arbiträr und „ohne eindeutige Beziehung zwischen der Semantik der Präposition und dem regierten Kasus“ ist (Ackermann 2020: 64). Eine Markierung der Indefinita mit einem Flexiv wird daher eher bei den semantisch volleren, verbal regierten Kasus erwartet, wohingegen bei Auftreten einer Präposition die Markierung weniger erwartet wird. Da bei Wechselpräpositionen sowohl die direktionale (Akkusativ) als auch die lokative (Dativ) Verwendung, je nach Semantik der Aussage, verwendet werden kann, stellt sich darüber hinaus die Frage, ob durch die semantische Steuerung des Kasus bei Wechselpräpositionen mehr morphologische Markierungen am Indefinitum zu finden ist als bei Präpositionen, die einen festen Kasus zuweisen.
Wie in den meisten Grammatiken erwähnt und von Strecker (2017 [2010]) festgestellt, scheint ein dem Indefinitum folgendes ‚substantiviertes Adjektiv‘[16] ein Weglassen der Flexion bei ersterem auszulösen, sodass eine Tendenz zur Monoflexion erkennbar ist: ich kenne jemand_ anderen anstatt ich kenne jemanden anderen. Als sehr häufig hat sich dabei das Wort anderer erwiesen; ein häufiger rechter Partner von niemand ist geringerer (vgl. dazu auch Universität Leipzig: 2018a und Universität Leipzig: 2018b). Im Korpus finden sich daneben außerdem: (im Akkusativ) Fremden, Bekanntes, besseres, Bestimmten, bestimmtes, Deutschen, Drittes, flexibleres, fremden, Neues und (im Dativ) Erfahrenem, Privatem, Unbekanntem.[17]
Da auch die Flexion des substantivierten Adjektivs viel Variation aufweist, soll ebenfalls überprüft werden, ob diese einen Einfluss auf die Flexion des Indefinitums ausübt. Dabei wird vermutet, dass die Tendenz zur Tilgung der Flexionsendung am Indefinitum bestärkt wird, wenn das substantivierte Adjektiv die Flexive -en oder -em aufweist und somit eine eindeutige Akkusativ- bzw. Dativmarkierung vorliegt, wohingegen das Indefinitum eher zur Flexion tendiert, wenn das Adjektiv mit -es oder -ers (anderes/anders) markiert ist.[18]
Aus den hier genannten fünf Faktoren, lassen sich folgende Hypothesen ableiten:
Sprachliche Konzeption: | (1) In der informellen Forensprache (DECOW16B) werden die Indefinita seltener flektiert als in der redigierten Pressesprache (DeReKo). |
Lexem: | (2) Jemand weist seltener ein Flexiv auf als niemand. |
Kasus: | (3) Der Akkusativ steht seltener mit einem Flexiv als der Dativ. |
Kasusforderndes Element: | (4a) Das Indefinitum tendiert zur Nichtflexion, wenn es einer Präposition folgt. |
(4b) Nach einer Wechselpräposition tendiert das Indefinitum stärker zur Flexion als nach einer ausschließlich Akkusativ- oder Dativ-regierenden Präposition. | |
Folgendes subst. Adj.: | (5a) Wenn ein substantiviertes Adjektiv folgt, tendiert das Indefinitum dazu unflektiert zu stehen. |
(5b) Ist die Flexionsendung des folgenden substantivierten Adjektivs -ers oder -es, tendiert das Indefinitum stärker zur Flexion als bei -en oder -em. |
Die fünf Faktoren wurden mithilfe der Statistikumgebung R (vgl. R Core Team 2019) in einem binär logistischen Regressionsmodell, konkret hier mit GLM (Generalized Linear Model) bezüglich ihres Einflusses auf die Flexion untersucht. Die abhängige Variable ist dabei die Flexion und die unabhängigen Variablen sind die fünf gerade beschriebenen Faktoren (im Folgenden Prädiktoren genannt).[19]
3.4 Ergebnisse
Im Folgenden sollen zunächst die Ergebnisse bezüglich der Forschungsfrage, ob flektiert wird und was dies beeinflusst, beantwortet werden, bevor im zweiten Ergebnisteil näher auf die Arten der verwendeten Flexive eingegangen wird.
3.4.1 Flexion vs. Nichtflexion

Anteil der flektierten und unflektierten Formen in der Gesamtstichprobe.
Von den 4.000 annotierten Treffern im Akkusativ und Dativ traten 3.666 Treffer mit einer Flexionsendung (-en oder -em) auf, 334 waren flexionslos. Insgesamt überwiegen die Formen mit Flexionsendung also mit 92 % deutlich. Trotzdem sind 8 % zu viel, um von vereinzelten Fehlern auszugehen, zumal diese Formen in vielen Grammatiken als üblich beschrieben werden.
Im Folgenden werden nun die Ergebnisse des logistischen Regressionsmodells beschrieben, in dem der Einfluss der vorher beschriebenen Faktoren auf das Flexionsverhalten der Indefinita berechnet wurde.
Ergebnisse der binär logistischen Regression.
Estimate | Std. Error | z value | Pr(>|z|) | ||
(Intercept) | 2.4190 | 0.1224 | 19.755 | < 2e-16 | *** |
Spr.Konzeption_DeReKo | 0.7661 | 0.1450 | 5.285 | 1.26e-07 | *** |
Lexem_niemand | 0.3599 | 0.1445 | 2.491 | 0.0127 | * |
Kasus_Dat | 0.4002 | 0.1593 | 2.512 | 0.0120 | * |
Kasusford.Element_Präp | -0.6504 | 0.1645 | -3.954 | 6770e-05 | *** |
Folg.SubstAdj_1 | -4.4823 | 0.2501 | -17.920 | < 2e-16 | *** |
Signif. codes: 0 ‘***’ 0.001 ‘**’ 0.01 ‘*’ 0.05 ‘.’ 0.1 ‘ ’ 1
Je weiter der Wert der Logitkoeffizienten (estimate) von Null entfernt ist, desto größer ist der Effekt, wobei ein negativer Wert einen Effekt in Richtung von Verringerung der Flexionswahrscheinlichkeit und ein positiver Wert einen Effekt in Richtung Erhöhung der Flexionswahrscheinlichkeit anzeigt. Ein Test zur Modellgüte mit dem Bestimmtheitsmaß Nagelkerke-(Pseudo)-R2 ergab 0,33. Der Wert zeigt, dass das Modell Erklärungskraft für das Phänomen besitzt.[20] Als Signifikanzniveau wird 5 % angesetzt. Dabei erweisen sich alle getesteten Prädiktoren als signifikant, weshalb sie im Folgenden genauer betrachtet werden und auf die unterschiedlichen Effekte eingegangen wird.
Sprachliche Konzeption: DeReKo vs. DECOW16B

Die Flexion in Abhängigkeit des Korpus.
Einen signifikanten Einfluss (p < 0.001 ***) auf die Flexion weist der Prädiktor ‚sprachliche Konzeption‘ – also der Grad der konzeptionellen Schriftlichkeit bzw. Mündlichkeit – auf. Wenn jemand oder niemand in einem Forentext, also in konzeptionell mündlicher Sprache auftritt, tendiert es signifikant häufiger als die Indefinita in den konzeptionell schriftlichen Pressetexten zur Nichtflexion. Die aufgestellte Hypothese, dass die Konzeptionalität der Sprache einen Einfluss hat und in informellerer Sprache die Indefinita eher zur Nichtflexion tendieren, kann also mit den Daten untermauert werden. Die Form mit Flexionsendung scheint demnach als die konzeptionell schriftlichere Form wahrgenommen zu werden, wohingegen die unflektierte Form eher konzeptionell mündlich verwendet wird. Eine Analyse gesprochener Daten wäre an dieser Stelle sicherlich aufschlussreich, um zu überprüfen, ob mit zunehmendem Grad an Mündlichkeit auch der Abbau der Flexionsendungen graduell zunimmt.[21]
Lexem:jemand vs.niemand

Die Flexion in Abhängigkeit des Lexems.
Bemerkenswert ist, dass ein signifikanter Unterschied (p = 0,01 *) zwischen den beiden Indefinitpronomina festgestellt werden konnte, obwohl sie etymologisch und formal die gleichen Charakteristika aufweisen und in der Literatur meist gleich beschrieben werden. Die aufgestellte Hypothese, dass es einen Unterschied zwischen den Indefinita gibt und jemand eher zur Nichtflexion tendiert, kann somit auf Grundlage der erhobenen Daten als plausibel erachtet werden.
Kasus: Akkusativ vs. Dativ

Die Flexion in Abhängigkeit des Kasus.
Auch für den Kasus konnten im Modell signifikante Auswirkungen (p = 0.01 *) auf die Flexion festgestellt werden. Der Dativ tendiert dabei stärker zu den flektierten Formen als der Akkusativ. Die aufgestellte Hypothese, dass die Endungen im Akkusativ seltener verwendet werden, kann also untermauert werden. Die in der Kasushierarchie beschriebene stärkere Tendenz zur Markierung (vgl. Sahel 2018: 10), je komplexer der Kasus ist, findet hier Bestätigung. Bemerkenswert hierbei ist, dass die Prozentzahlen zunächst gegenteiliges suggerieren: 91 % der Dativformen sind flektiert und 92 % der Akkusativformen. Dies unterstreicht die Wichtigkeit einer multifaktoriellen Analyse, bei der das Zusammenwirken vieler Prädiktoren betrachtet wird.
Kasusforderndes Element: Präposition vs. Verb

Die Flexion in Abhängigkeit des regierenden Elements.
Wenn das Indefinitum durch eine Präposition regiert wird, tendiert es signifikant (p < 0.001 ***) häufiger dazu, unflektiert zu bleiben, als wenn es von einem Verb regiert wird. Möglicherweise ist also der verbal vergebene Kasus, der eine semantische Rolle ausdrückt für die morphologische Markierung relevanter als der Kasus, der durch eine Präposition vergeben wird.
Im Korpus stehen insgesamt 906 Treffer der beiden Indefinita mit einer Präposition. Dabei ist der Anteil der Okkurrenzen für jemand größer (67 %) als für niemand (33 %). Dies kann unter anderem semantische Gründe haben, da Kombinationen wie ‚ohne niemanden‘ kaum Verwendung finden.
Insgesamt folgen nach den Präpositionen 16 % unflektierte Indefinita, 40 % Indefinita auf -en und 44 % Indefinita auf -em. Der Großteil der Indefinita ist also flektiert, jedoch signifikant weniger, als wenn der Kasusregent ein Verb wäre.
Eine weitere zu testende Hypothese bezüglich der Präpositionen ist, dass nach Wechselpräpositionen tendenziell stärker flektiert wird, da hier der semantische Gehalt des Kasus größer ist, da er sowohl eine lokale als auch eine direktionale Bedeutung ausdrücken kann und somit eine Differenzierung durch das Flexiv erleichtert wird.

Die Flexion in Abhängigkeit der Präposition: Wechselpräpositionen vs. sonstige Präpositionen (Akkusativ- und Dativ-regierende Präpositionen).
In einem zweiten Modell habe ich diese Hypothese geprüft. Dazu habe ich eine Stichprobe des Gesamtdatensatzes genommen (alle Treffer mit Präposition) und den Prädiktor kasusregierendes Element ersetzt durch Art der Präposition (Wechselp. vs. sonstige P.). Die übrigen Prädiktoren blieben gleich (Ergebnisse siehe Tabelle 5 im Anhang). Für die Art der Präposition konnte in signifikantem Maße ein Effekt festgestellt werden: nach einer Wechselpräposition tendiert das Indefinitum signifikant häufiger (p = 0,01 *) zur Flexion als nach einer eindeutig Akkusativ- oder Dativ-regierenden Präposition.
Folgendes substantiviertes Adjektiv
Den mit Abstand stärksten Einfluss (p < 0.001 ***) auf die Flexion hat das (Nicht-)Vorhandensein eines dem Indefinitum folgenden substantivierten Adjektivs (siehe den Koeffizienten von -4.4823). Die Hypothese, dass das Indefinitum bei einem folgenden substantivierten Adjektiv zur Nichtflexion tendiert, kann somit gestützt werden.

Die Flexion in Abhängigkeit des folgenden Elements.
In dem Datensatz von 4.000 Treffern weisen 150 Treffer (4 %) die Konstruktion ‚Indefinitum + substantiviertes Adjektiv‘ auf. Zu erwähnen ist dabei, dass 110 (73 %) der insgesamt 150 Treffer dieser Konstruktion jemand enthalten und nur 40 (27 %) niemand. Jemand scheint also deutlich häufiger in dieser Konstruktion verwendet zu werden. Von den 150 Okkurrenzen dieser Konstruktion stehen 128 (85 %) mit einem unflektierten Indefinitum. Bezogen auf die 334 unflektierten Formen im gesamten Korpus machen diese 128 Formen 38 % aus. Es ist also festzuhalten, dass der Prädiktor ‚folgendes substantiviertes Adjektiv‘ ein wichtiger Faktor zur Erklärung der Nichtflexion ist. Auf die Gesamtstichprobe bezogen betrifft dieser Prädiktor jedoch nur 4 % aller Treffer. Da er jedoch innerhalb der Konstruktion einen sehr starken Einfluss hat und die Konstruktion zudem markante Variationen aufweist (vgl. u. a. Strecker 2017 [2010], Wahrig 2003: 418), lohnt ein detaillierter Blick in die Daten. Die folgenden Tabellen führen die Treffer für jemand und niemand mit nachfolgendem substantiviertem Adjektiv im Akkusativ (Tabelle 3) und Dativ (Tabelle 4) auf und ordnen sie nach den Flexionsendungen der Indefinita sowie nach den Flexionsendungen der folgenden Wörter.
Die Indefinita jemand und niemand mit folgendem substantivierten Adjektiv im Akkusativ.
Form vonjemand/niemand | subst. Adjektiv | Anzahl | Anzahl Indefinita flektiert/unflektiert | |
Akk | jemand/niemand | -en | 44 | 56 (80 %) |
-es/-ers | 12 | |||
jemanden/niemanden | -en | 6 | 14 (20 %) | |
-es/-ers | 8 | |||
70 | 70 (100 %) |
Die Indefinita jemand und niemand mit folgendem substantivierten Adjektiv im Dativ.
Form vonjemand/niemand | subst. Adjektiv | Anzahl | Anzahl Indefinita flektiert/unflektiert | |
Dat | jemand/niemand | -em | 54 | 72 (91 %) |
-en | 8 | |||
-es/-ers | 10 | |||
jemanden | -en | 3 | 7 (9 %) | |
jemandem | -em | 1 | ||
-en | 2 | |||
-es/-ers | 1 | |||
79 | 79 (100 %) |
Wie das Ergebnis der logistischen Regression schon deutlich zeigt, fördert das Auftreten eines substantivierten Adjektivs das Vorkommen einer unflektierten Form. Im Akkusativ stehen 80 % der Formen mit einem unflektierten Indefinitum. Immerhin 20 % weisen jedoch auch Formen mit flektierten Indefinita auf. Im Dativ scheint der Einfluss des Folgewortes noch stärker zu sein als im Akkusativ, da innerhalb dieser Struktur 91 % der Indefinita unflektiert stehen. Aufgrund der bisherigen Beobachtungen wäre eher zu vermuten gewesen, dass der Akkusativ auch hier einen höheren Anteil unflektierter Formen aufweist als der Dativ. Doch wie in den Grammatiken beschrieben, tendiert das Indefinitum in dieser Struktur eher zur Nichtflexion, sodass der Dativ auch hier wieder normkonformer ist als der Akkusativ.
Es soll nun genauer in die Formen geschaut werden. Im Akkusativ gibt es für beide Indefinita die folgenden vier Kombinationen:
unflekt. Indefinitum + subst. Adjektiv auf -en
(1) Ich werde niemals für jemand anderen arbeiten.[22] [sämtliche Hervorhebungen in den Zitaten aus DECOW16B und DeReKo: LW]
unflekt. Indefinitum + subst. Adjektiv auf -es
(2) Bei euch steht halt grad was anderen im Vordergrund und solange dein Pferd dadurch niemand Drittes gefaehrdet (was es ja nicht tut), ist das deine Sache.[23]
flekt. Indefinitum+subst. Adjektiv auf -en
(3) Am Beispiel der Post: Jahrzehntelang sei diese ein geschlossener Bereich gewesen, da habe es niemanden anderen gegeben.[24]
flekt. Indefinitum +subst. Adjektiv auf -es
(4) Er erfuhr erst am Tag seiner Entlassung, dass seine Freundin zur gleichen Zeit jemanden anderes heiratete.[25]
Im Dativ ist insgesamt mehr Variation zu finden, sprich mehr unterschiedliche Kombinationsmöglichkeiten. Dies gilt allerdings nur für die Treffer von jemand, da alle 14 Okkurrenzen von niemand gefolgt von einem substantivierten Adjektiv mit folgender Konstruktion gebildet sind:
unflektiertes niemand +subst. Adjektiv auf -em
(5) „Da können wir niemand anderem die Schuld geben außer uns selbst“, so Trainer Stefan Kirchhofer.[26]
Dieses Ergebnis bestätigt erneut, dass die beiden Indefinita Unterschiede in ihrem Flexionsverhalten aufweisen und sich die Flexion von niemand stärker an der Norm zu orientieren scheint. Über die Hälfte der Treffer (62 %) für jemand im Dativ wird auch nach dem in den Grammatiken beschriebenen Schema ‚unflektiertes jemand + subst. Adjektiv auf -em‘ gebildet. Diese insgesamt 54 der Norm entsprechenden Okkurrenzen für jemand und niemand verteilen sich gleichmäßig über beide Korpora (28 Treffer in DeReKo, 26 in DECOW16B). Von den 25 von diesem Schema abweichenden Formen stammen hingegen 23 aus den informellen DECOW16B-Daten, sodass sich auch hier wieder bestätigt, dass die informellen Daten mehr Variation aufweisen. Für einzelne Kombinationen von Flexionsendungen sind jedoch nur sehr wenige Treffer zu verzeichnen, sodass diese nicht generalisiert werden dürfen und möglicherweise von einzelnen Schreiber:innen abhängen oder Fehler darstellen. Drei Beispiele sollen die genannte Variation im Dativ veranschaulichen:
(6) Nein eben nicht er kontrolliert mich trotzdem und macht mir Szenen wenn er mich mit jemanden anderen sieht.[27]
(7) Doch Rich wollte es ihr nicht mehr geben und dachte daran es jemand anderen zu verkaufen.[28]
(8) Es ist nen geiles Wallpaper, aber es wurde schon vor nem Monat von jemandem anderen präsentiert …[29]
Während in (6) parallel flektiert wird, wird in (7) nur das zweite Element flektiert. In (8) erfolgt eine Wechselflexion, die an den u. a. von Nübling (2011) und Münzberg & Hansen (2020) untersuchten Zweifelsfall in der Flexion bei Adjektivreihungen erinnert oder eine Analogie zu komplexen Nominalphrasen wie Ich gebe einem kleinen Mädchen den Fußball darstellen könnte.
Es stellt sich die Frage, wieso es innerhalb dieser Konstruktionen solch eine Vielzahl an Varianten gibt. Für die Variation in der Flexion des Folgewortes kann unter anderem Regionalität als Grund genannt werden. In der Variantengrammatik (2018) wird gezeigt, dass die Flexion mit -es in Deutschland und der Schweiz verbreitet ist, wohingegen -er oder -en in Österreich überwiegen. Allerdings wird hier die Flexion in erster Linie nach Genus (Maskulinum: jemand anderer und Neutrum: jemand anderes) und nicht systematisch nach Kasus unterschieden, sodass eine Übertragung dieser Tendenz auf die vorliegende Fragestellung zu überprüfen bleibt. Um mögliche andere Erklärungen für die unterschiedlichen Varianten zu finden, wären weitere Analysen nötig, die allerdings nicht Gegenstand dieser Studie sein können. Relevant für die vorliegende Fragestellung ist jedoch, ob auch die Flexion des Folgewortes Auswirkungen auf die Flexion des Indefinitums hat.

Die Flexion in Abhängigkeit der Flexionsendung des folgenden substantivierten Adjektivs.
Die Hypothese dazu lautet, dass die Indefinita bei einer Flexionsendung des Folgewortes auf -es/-ers eher flektieren, um die Kasusform eindeutig sichtbar zu machen, wohingegen der Kasus, wenn das Folgewort mit -en bzw. -em flektiert wird, salient markiert ist und deshalb nicht auch noch am Indefinitum gekennzeichnet werden muss. Auch wenn die relativen Zahlen diese Tendenz suggerieren, konnte in einem dritten Modell, bei dem die Stichprobe ‚alle Treffer mit subst. Adjektiv‘ war und die übrigen Prädiktoren gleichgehalten wurden, für diesen Effekt kein signifikanter Unterschied festgestellt werden (p = 0.1) (Ergebnisse siehe Tabelle 6 im Anhang).
Abschließend kann festgehalten werden, dass der Prädiktor ‚folgendes substantiviertes Adjektiv‘ zeigt, dass innerhalb der Konstruktion eine klare Tendenz zur Monoflexion festzustellen ist. Ob man so weit gehen kann zu sagen, dass jemand bzw. niemand in dieser Konstruktion eine artikelähnliche Funktion ausübt, sei dahingestellt und bedarf detaillierterer (syntaktischer) Analysen.
Weitere mögliche Faktoren
Abschließend sollen noch weitere mögliche Einflussfaktoren auf die Flexion der Indefinita diskutiert werden, die nicht in den bisherigen Analysen berücksichtigt wurden.
Ein Grund könnten persönliche Präferenzen einzelner Schreiber:innen sein. Der folgende Beleg zeigt allerdings, dass auch ein und dieselbe Person[30] innerhalb eines Satzes unterschiedliche Flexionsformen für das Indefinitum (hier im Akkusativ) wählen kann.
(9) Eine Debatte um den Einsatz von Pfefferspray sei sinnvoll, so Kubicki: „Um einen Verwaltungsakt durchzusetzen, darf man niemand erschießen und auch niemanden mit Pfefferspray besprühen.“[31]
Daneben kann die fehlende Flexionsendung – wie im folgenden Beispiel – auch eine elegante Art der Kasus-Konflikt-Lösung[32] sein:
(10) Nur um vorneweg zu sagen: ich möchte mit diesem text niemand zu nahe treten oder beleidigen … das ist meine Meinung und ich spreche NUR für mich …[33]
Da die beiden Verben unterschiedliche Kasus fordern, wurde möglicherweise absichtlich die unflektierte Form gewählt, um so gleichzeitig eine Dativ- und eine Akkusativform ausdrücken zu können, ohne das Indefinitum wiederholen zu müssen. Es wurden jedoch auch Belege gefunden, die gegen diese Vermutung sprechen:
(11) „Ich wollte niemanden verletzen oder Angst machen“, sagt er.[34]
In Treffer (11) wurden wieder zwei Verben mit unterschiedlichen Kasusrektionen verwendet. Das Indefinitum wurde diesmal allerdings nur bezüglich des ersten Verbes flektiert und das zweite Verb ohne Wiederholung des Indefinitums nachgestellt. Dies kann gerade in der gesprochenen Sprache bei Änderungen oder Ergänzungen der geplanten Äußerung vorkommen.
Ein weiterer Grund für die Flexion bzw. Nichtflexion könnten (relativ) feste Wendungen sein, bei denen eine Tendenz zur Nichtflexion vermutet wird. So fiel auf, dass niemand häufig in der Wendung ‚nichts und niemand‘ aufritt. In der untersuchten Stichprobe sind 29 Belege für ‚nichts und niemand/niemanden/niemandem‘ zu finden. Die Vermutung lässt sich allerdings nicht bestätigen, da nur ein Beleg mit einem unflektierten Indefinitum steht, wohingegen alle anderen Treffer flektiert werden:
(12) Es gab nichts und niemanden, auf den er Rücksicht nehmen mußte.[35]
Auch das in der Einleitung genannte bekannte Lied ‚Keine Macht für Niemand‘ der Band Ton, Steine, Scherben ist zu einem geflügelten Wort geworden. Im gesamten DeReKo und in den Foren des DECOW16B-Korpus sind 535 Belege für diesen Satz zu finden, von denen lediglich 22 mit der flektierten Form niemanden verwendet werden. Dabei wird in vielen Fällen direkt auf das Lied bzw. auf das gleichnamige Album referiert, in anderen Fällen wird es in andere Kontexte übertragen. Auch wenn dies nur eine einzelne Wendung ist, so ist ihre Wirkung durch den hohen Bekanntheitsgrad und aufgrund der häufigen Wiederholungen nicht zu unterschätzen, da sich die Sprecher:innen möglicherweise an die Verwendung der unflektierten Form gewöhnen und sie nicht mehr als ungewöhnlich wahrnehmen.
3.4.2 Arten des Flexivs
Nachdem auf die Einflussfaktoren, ob ein Flexiv verwendet wird eingegangen wurde, soll es im Folgenden um die Arten des Flexivs gehen, die bei jemand und niemand beobachtet werden können.

Die Flexive von jemand und niemand im Akkusativ.
Betrachtet man die Formen im Akkusativ, so ist festzustellen, dass für jemand 90 % mit der Endung -en gebildet werden, 1 % auf -em und 9 % der Treffer sind unflektiert. Für niemand sind die Gesamtfrequenzen ähnlich (-en: 93 %, -em: 1 %, -Ø= 6 %).
Für beide Indefinita sind die Formen auf -en zu erwarten. Warum 9 % (jemand) bzw. 6 % (niemand) unflektiert bleiben, wurde im vorangehenden Kapitel analysiert. Die je 1 % für jemand und niemand mit -em für den Akkusativ sind aufgrund der geringen Häufigkeit vernachlässigbar und möglicherweise u. a. auf Tippfehler zurückzuführen.
Der Vergleich der beiden Indefinita zeigt, dass niemand noch stärker zu der Form auf -en tendiert als jemand. Insgesamt sind jedoch sowohl die Formen von jemand als auch jene von niemand im Akkusativ zu ca. 90 % mit der Endung -en gebildet.
Deutlich mehr Variation zeigen dagegen die Flexionsendungen im Dativ. Für jemand sind 68 % der Fälle mit der Endung -em flektiert, 14 % sind unflektiert und bemerkenswerterweise 17 % mit dem als falsch geltenden Suffix -en. In den der Norm näheren DeReKo-Daten liegt dieser Wert bei 4 %, im informellen DECOW16B-Korpus bei 29 %. Dieses Phänomen ist auch für niemand festzustellen (gesamt auf -en: 17 %, davon DeReKo: 6 %, DECOW16B: 29 %). Bemerkenswert ist hierbei, dass knapp ein Drittel aller Okkurrenzen von jemand und niemand im Dativ in der informellen Sprache (214 der 251 Fälle stammen aus dem DECOW16B-Korpus) mit einer Form gebildet werden, die aus einer normativen Perspektive als ungrammatisch gilt, wenngleich sie in vielen Grammatiken zumindest erwähnt wird. So stellt die Duden-Grammatik (2016: 320) unter Berufung auf Streckers Studie fest, dass „im Dativ […] außerdem die Endung -en auf[tritt], zwar seltener als -em, aber doch in recht hoher Frequenz“.

Die Flexive von jemand und niemand im Dativ.
Allgemein sind Endungen im Dativ auf -en nicht vollkommen unüblich. So wird bei Nominalphrasen mit Adjektiv (z. B. Ich gebe dem jungen Mann eine Fahrkarte.) und bei der schwachen Flexion der Maskulina (z. B. In der Prüfung wurde einem Studenten übel.) der Dativ obligatorisch durch -en markiert. An der -en-Endung bei den Indefinita ist allerdings besonders, dass es kein weiteres Element mit der prototypischen Markierung -em gibt, das den Dativ ausdrückt, wie sonst oft der Artikel (dem, einem).
Auch in anderen Kontexten sind Dativ-Formen auf -en nicht vollkommen neu. So weisen beispielsweise das Niederdeutsche und einige deutsche Dia-/Regiolekte -en-Formen im Dativ auf (siehe hierzu z. B. Höder 2011: 123 f. für das Nieder- und Norddeutsche sowie Freywald 2017: 185 zum sog. Akkudativ im Berlinischen).[36] Zudem lässt sich eine Parallele zur früheren Eigennamenflexion feststellen. Diesbezüglich konnte Ackermann feststellen, dass -(e)n im Frühneuhochdeutschen als flexionsklassenübergreifender Objektmarker in der Flexion von Personennamen genutzt wurde, also sowohl für Akkusativ als auch Dativ (z. B. mit Hiltegarten, für Hartmuoten) (vgl. Ackermann 2020: 44 f.). Sie führt dies als ein Beispiel für einen prototypischen überstabilen Marker nach Dammel & Nübling (2006) an, der die Schwäche einer Deklinationsklasse anzeigt.[37] Ob das Suffix -en bei den Indefinita ebenfalls als Symbol der Schwäche im Deklinationssystem betrachtet werden kann und ob sich die Entwicklung der Flexion der Indefinita jemand und niemand parallel zu den Personennamen entwickeln wird, die in neuhochdeutscher Zeit ihre Flexion im Akkusativ und Dativ abgebaut haben (vgl. Ackermann 2020: 48) bleibt an dieser Stelle lediglich spekulativ.
Interessant ist, dass von den insgesamt 251 Dativ-Belegen (17 %) auf -en für jemand und niemand in 111 Fällen eine Präposition vor dem Indefinitum steht (Beispiel 13); das sind 44 % der Formen auf -en. Im Vergleich dazu stehen im Gesamtkorpus nur 23 % aller Formen mit einer Präposition. Es scheint also möglicherweise einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten einer Präposition und der Flexionsendung -en im Dativ zu geben.
(13) Sie hatte nicht gerade Lust mit jemanden zu reden, aber da sie nicht genau wusste wer es war, gab sie die Tür frei.[38]
Ein weiterer Zusammenhang scheint zwischen Korpus und (nicht-standardsprachlichem) Flexiv zu bestehen: Nur 37 Okkurrenzen der Dativformen auf -en sind im DeReKo zu finden. Dies zeigt, wie selten sie in pressesprachlichen Texten sind. Wenn sie dort auftreten, ist es in den meisten Fällen (33 Treffer) in einem stark konzeptionell mündlichen Charakter innerhalb von Zitaten oder in Interviews (Beispiel 14). Dabei wäre es aufschlussreich zu wissen, ob die Interviews mündlich oder schriftlich geführt wurden, und ob die Form von der interviewten Person oder von der/dem Journalist:in so gebildet wurden.
(14) „Was sollen wir mit jemanden, der sich der Verurteilung nicht stellt?“, sagte gestern der stellvertretende Behördenleiter Kolb.[39]
4 Zusammenfassung und Fazit
Wie die Ausführungen zur Entwicklung der Flexion der Indefinita (Abschnitt 2) gezeigt haben, war die Flexion der beiden Pronomina jemand und niemand von Beginn an durch Variation gekennzeichnet. Während sie vor dem 18. Jahrhundert noch in erster Linie der endungslosen, substantivischen Flexion folgte oder eine Vielzahl unterschiedlicher Endungen aufwies, richtete sie sich ab dem 18. Jahrhundert immer mehr nach der starken adjektivischen Flexion. Dabei ist interessanterweise auch die Dativ-Endung -en belegt.
In Bezug auf die erste Forschungsfrage, ob die Indefinita im Akkusativ und Dativ heute flektiert werden, lässt sich zunächst festhalten, dass 92 % der untersuchten Treffer eine flektierte Form von jemand oder niemand enthalten und nur 8 % endungslos sind. Die eingangs zitierten Aussagen aus dem Zweifelsfall-Duden (2016: 499) – „im Akkusativ wird die endungslose Form oft vorgezogen“ – und aus Wahrig (2003: 417) – „im Akkusativ [werden] die endungslosen Formen bevorzugt, während im Dativ beide Formen gleichberechtigt sind“ – können aufgrund der erhobenen Daten nicht bestätigt werden: Die Nichtflexion scheint noch keine gleichberechtigte Variante im Flexionsparadigma zu sein.
Mit einer binär logistischen Regression konnten fünf Prädiktoren als signifikante Einflussfaktoren auf die Flexion festgestellt werden.
(1) In den informelleren DECOW16B-Daten wird signifikant weniger flektiert als in den pressesprachlichen DeReKo-Daten. Die Flexion hängt also der Datenlage nach unter anderem vom Grad der konzeptionellen Schriftlichkeit bzw. Mündlichkeit ab. Eine Stichprobe im gesprochensprachlichen FOLK-Korpus bestätigt diese Tendenz. Auch wenn mit der vorliegenden synchronen Studie kein Wandel aufgezeigt werden kann, weisen diese Ergebnisse daraufhin, dass – unter der Prämisse, dass sich Sprachwandelphänomene zunächst in informellerer, (konzeptionell) mündlicher Sprache zeigen – zukünftig mit einer stärkeren Tendenz zur Deflexion auch in der Schriftlichkeit gerechnet werden kann. Eine diachron angelegte Studie würde in dieser Hinsicht weitere Erkenntnisse liefern.
(2) niemand steht signifikant häufiger mit einer Flexionsendung als jemand. Die aufgestellte Vermutung, dass die beiden Indefinita unterschiedliche Charakteristika in ihrer Flexion aufweisen, konnte somit bestätigt werden.
(3) Auch der Prädiktor Kasus hat sich als relevant erwiesen, da Formen im Dativ die Kasusendung signifikant häufiger beibehalten als im Akkusativ.
(4) Das regierende Element zeigte ebenfalls einen relevanten Effekt für die Flexion. Wenn die Indefinita verbal regiert sind, tendieren sie signifikant häufiger dazu, mit einem Flexiv zu stehen als wenn sie von einer Präposition regiert werden. Dies kann möglicherweise auf den semantischen Gehalt zurückgeführt werden, den die verbal vergebenen Kasus durch ihre semantischen Rollen haben. Für Wechselpräpositionen wurde, in Abgrenzung zu eindeutig Akkusativ- oder Dativ-regierende Präpositionen ebenfalls getestet, ob diese eher zu Flexiven tendieren, um besser zwischen der möglichen direktionalen und lokativen Lesart zu unterscheiden. Für diesen Effekt konnte ein signifikanter Unterschied festgestellt werden, was die Hypothese unterstreicht, dass Flexive bei stärkerem semantischem Gehalt zur stärkeren Differenzierung verwendet werden.
(5) Den stärksten Faktor im Modell machte das dem Indefinitum folgende substantivierte Adjektiv aus. Wenn nach einer Form von jemand oder niemand ein substantiviertes Adjektiv steht, stehen die Indefinita signifikant häufiger ohne Flexionsendung. Dies deckt sich auch mit den Aussagen in den meisten Grammatiken. Als Grund kann unter anderem die generelle Tendenz zur Monoflexion angenommen werden. Bemerkenswert ist die Variation in der Flexion des folgenden Substantivs. Die relativen Werte suggerieren, dass die Indefinita häufiger zur Flexion tendieren, wenn das Folgewort auf -es/-ers endet (statt auf -en/-em) und die Nominalphrase somit noch keine akkusativ- oder dativtypische Endung aufweist – für diesen Unterschied konnte jedoch keine Signifikanz festgestellt werden. Auch beim Prädiktor substantiviertes Adjektiv konnte wieder festgestellt werden, dass niemand – welches insgesamt seltener in dieser Konstruktion auftritt – noch stärker zur Tilgung tendiert als jemand und somit wieder normgerechter ist.
Bezüglich der Arten der Flexive ist im Akkusativ – ganz im Gegensatz zum Dativ – wenig Variation festzustellen. Im Dativ stechen zunächst für beide Indefinita die 17 % der nicht-normkonformen Treffer auf -en ins Auge. Dabei ist der Unterschied innerhalb der beiden Korpora enorm: Im DECOW16B-Korpus machen die Formen auf -en ca. ein Drittel aus, wohingegen sie im DeReKo lediglich ca. 5 % ausmachen. Diese Werte geben einen deutlichen Hinweis auf den informellen Charakter der Endung. Ob die Flexionsendung -en bei den Indefinita als regionales Merkmal eines Akku-Dativ-Synkretismus oder als überstabiler Objektmarker, der in der Zukunft zur kompletten Deflexion führt, zu betrachten ist, kann an dieser Stelle nur spekuliert werden.
Abschließend kann festgehalten werden, dass der Großteil der Indefinitformen im Akkusativ und Dativ nach der starken adjektivischen Pronominaldeklination flektiert, wobei die Endung auf -en – vor allem in konzeptionell eher mündlichen Texten – auch für den Dativ verwendet wird. Ob die ungewöhnlich liberale Beschreibung der beiden Flexionsmöglichkeiten in den Grammatiken als progressiver als die Sprachgemeinschaft eingeschätzt werden kann, bedürfte einer diachronen Analyse des Phänomens.
Danksagung
Für Kommentare zu einer vorherigen Version dieses Artikels, welche ich als Masterarbeit an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg eingereicht habe, möchte ich meinen Betreuern Göz Kaufmann und Peter Auer ganz herzlich danken. Für die Bereitstellung der Korpora und Unterstützung bei der statistischen Auswertung gilt mein Dank dem Projekt ‚Korpusgrammatik‘ des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim unter der Leitung von Marek Konopka, im Besonderen Felix Bildhauer und Sandra Hansen. Für Anmerkungen zur aktuellen Fassung gebührt mein Dank Horst Simon, Tanja Ackermann und Christian Zimmer sowie den beiden anonymen Reviewer:innen der ZGL. Alle möglichen noch vorhandenen Unzulänglichkeiten sind selbstverständlich in meiner Verantwortung.
Korpora
DECOW16B
< https://corporafromtheweb.org/decow16>
DeReKo
< https://www1.ids-mannheim.de/kl/projekte/korpora>
FOLK
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Anhang
Ergebnisse der binär logistischen Regression (Stichprobe Präpositionen).
Estimate | Std. Error | z value | Pr(>|z|) | ||
(Intercept) | 1.7007 | 0.2592 | 6.562 | 5.32e-11 | *** |
Spr.Konzeption_DeReKo | 0.4585 | 0.2531 | 1.811 | 0.0701 | . |
Lexem_niemand | 0.6073 | 0.2924 | 2.077 | 0.0378 | * |
Kasus_Dat | 0.4311 | 0.2695 | 1.600 | 0.1096 | |
Präp_Wechselp | 1.1710 | 0.4702 | 2.490 | 0.0128 | * |
Folg.SubstAdj_1 | -4.6612 | 0.3787 | -12.310 | <2e-16 | *** |
Signif. codes: 0 ‘***’ 0.001 ‘**’ 0.01 ‘*’ 0.05 ‘.’ 0.1 ‘ ’ 1
Ergebnisse der binär logistischen Regression (Stichprobe folgendes substantiviertes Adjektiv).
Estimate | Std. Error | z value | Pr(>|z|) | ||
(Intercept) | -1.4448 | 0.5620 | -2.571 | 0.0101 | * |
Spr.Konzeption_DeReKo | -0.8425 | 0.5799 | -1.453 | 0.1462 | |
Lexem_niemand | 0.1415 | 0.5557 | 0.255 | 0.7990 | |
Kasus_Dat | -0.9884 | 0.5909 | -1.673 | 0.0944 | . |
Kasusford.Element_Präp | 0.1744 | 0.6223 | 0.280 | 0.7793 | |
Folg.SubstAdj_e(r)s | 0.8991 | 0.5607 | 1.603 | 0.1088 |
Signif. codes: 0 ‘***’ 0.001 ‘**’ 0.01 ‘*’ 0.05 ‘.’ 0.1 ‘ ’ 1
© 2021 Linnéa Weitkamp, publiziert von Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
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