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BY-NC-ND 3.0 license Open Access Published by De Gruyter October 20, 2016

Elin Fredstedt, Robert Langhanke & Astrid Westergaard (Hg.) 2015. Modernisierung in kleinen und regionalen Sprachen (Kleine und regionale Sprachen: KURS 1). Hildesheim, Zürich, New York: Georg Olms. 197 S.

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Rezensierte Publikation:

Elin Fredstedt, Robert Langhanke & Astrid Westergaard (Hg.) 2015. Modernisierung in kleinen und regionalen Sprachen (Kleine und regionale Sprachen: KURS 1). Hildesheim, Zürich, New York: Georg Olms. 197 S.


Zu Regional- und Minderheitensprachen bzw. kleinen nicht-nationalen Sprachen wird in unterschiedlichen linguistischen Disziplinen wie u. a. der Dialektologie, Mehrsprachigkeitsforschung, Variations- und Soziolinguistik geforscht. Gleichwohl mangelt es bisher an Publikationskonzepten, die diese Ansätze bündeln. Die Reihe „Kleine und Regionale Sprachen: KURS“, deren erster Band im Folgenden besprochen wird, unternimmt genau diesen Versuch und zielt darüber hinaus darauf ab, „die Forschung zu den kleinen und regionalen Sprachen [...] regional zu stärken und überregional zu perspektivieren, um bestehende Fragestellungen vergleichend auszuweiten und zu internationalisieren“ (S. VII).

Der Auftaktband der Reihe, Modernisierung in kleinen und regionalen Sprachen, präsupponiert im Titel einen Effekt, der dem ‚Totsagen‘ und bloßen historisierenden Musealisieren der kleinen Sprachen entgegensteht. Die sieben Beiträge des Bandes im Umfang von jeweils ca. 25 Seiten entwerfen ein Bild sehr heterogener Ansätze, was von den HerausgeberInnen jedoch beabsichtigt wurde (vgl. S. IX). Diese nicht nur für den Band, sondern auch für die gesamte Reihe propagierte Pluralität der wissenschaftlichen Ansätze, die disziplinenübergreifend linguistische wie auch literatur- und kulturwissenschaftliche Perspektiven zulässt und verknüpft, folgt aktuellen Bestrebungen, wie sie sich u. a. in Diskussionen um eine „Kulturlinguistik“ abbilden.

In der Einleitung, die die Entstehung der Reihe erläutert und den Modernisierungsanspruch fundiert, bleibt leider die definitorische Konstitution des Forschungsgegenstandes „Kleine und regionale Sprachen“ vergleichsweise vage, was – wie die AutorInnen einerseits völlig zu Recht betonen – dem disparaten Forschungsfeld geschuldet ist. Eine Positionierung der HerausgeberInnen, die die Sprachen nicht allein ex negativo in Differenz zu Standardsprachen oder ad exemplum definiert, wäre andererseits aber eine gute Basis gewesen, um die unterschiedlichen Perspektiven in den verschiedenen konzeptionellen, theoretischen und methodischen Ansätzen klarer zu konturieren.

Elin Fredstedt widmet sich in ihrem diachron orientierten Artikel „Mündlichkeit und Schriftlichkeit“ (S. 1–31) der Verschriftlichungsthematik am Beispiel der nicht-nationalen kleinen Sprachen Färöisch, Niederdeutsch, Nordfriesisch und Synnejysk vom 19. bis zum 21. Jahrhundert. Ausgehend von der Entwicklung der Nationalsprachen im 19. Jahrhundert zeichnet sie nach, wie die unterschiedlichen nicht-nationalen kleinen Sprachen darauf reagierten. Während für das Färöische eine eigene Schriftsprache entwickelt wurde, sind für das Nordfriesische lediglich Rechtschreibprinzipien festgelegt worden. Diskussionen um eine Standardisierung und Einheitsorthographie bezüglich der schulischen Institutionalisierung des Niederdeutschen umreißt der Artikel knapp. Den Schwerpunkt des Beitrags bildet das Synnejysk (= Sønderjysk oder Südjütisch), das bisher eher „totgeschwiegen“ wurde (S. 28). Der Artikel bietet einerseits durch den konsequent komparatistischen Ansatz multiperspektivische Einsichten zum Feld der Verschriftlichung nicht-nationaler Sprachen, was andererseits jedoch partiell zu Lasten einer guten Leseführung geht. Die wissenschaftlich höchst interessante Vielschichtigkeit, mit der dem Phänomen begegnet wird, besteht im Vergleich verschiedener Sprachen, verschiedener Zeitepochen und sprachideologischer und sprachstruktureller Einsichten. Damit ist nicht nur eine komplexe Zusammenschau dessen möglich, wie unterschiedlich Verschriftlichungen initiiert, konzipiert, realisiert und tradiert werden können, sondern der Artikel bietet auch plausible Erklärungen dieser Differenzen.

Ob sich durch die neuen Medien mit ihrer partiell standardfernen Schriftlichkeit eine Nische zum Dialekterhalt etabliert, diskutiert Astrid Westergaard in ihrem Beitrag „Revitalisierung von Dialekt in den neuen Medien“ (S. 33–52) in Bezug auf Synnejysk. Wenngleich es bereits umfangreiche Forschungen zur computervermittelten Kommunikation (CMC) gibt, stellt der Fokus auf Regional- oder Minderheitensprachen diesbezüglich noch immer ein Desiderat dar. Von der Problemlage einer zunehmenden Mediatisierung und Globalisierung ausgehend wird gefragt, ob und wie Dialektsprecher den Dialekt „als Objekt der Zugehörigkeitsarbeit“ (S. 33) in den Medien verwenden und somit aus der bisherigen mündlichen Existenzweise herauslösen. Diese präzise formulierte Frage beantwortet die Autorin durch die Analyse von Statusmeldungen und Pinnwandeinträgen auf Facebook. Die einführenden Erläuterungen zu Facebook werden durch theoretische Überlegungen zur Differenzierung der Interaktionsrollen in Bezug auf „Freundetypen“ (Lomborg 2013) und „Zuhörertypen“ (Goffman 1976) ergänzt, die systematisch und äußerst zielführend in die Analyse einbezogen werden. So werden das Analysematerial hinsichtlich dieser Differenzen und die damit verbundene avisierte kommunikative Reichweite klar getrennt. Auf dieser Grundlage kommt Westergaard zu nachvollziehbaren Erklärungen für die vorgefundenen Differenzen in der Sprachenwahl: Während die Statusmeldungen dominant im Standard (Dänisch, Deutsch oder Englisch) verfasst wurden, zeigen sich bei den Pinnwanddialogen Dialektverwendung und Code-Switching. Diesen Befund interpretiert die Autorin in funktionaler Hinsicht plausibel als Markierung von regionaler Zugehörigkeit und nähesprachlicher Kommunikation und theoretisch als Form einer bewussten indexikalischen Sprachverwendung im Sinne Silversteins (2003). Westergaard kommt überzeugend zu dem Schluss, dass das Web 2.0 Potenzial zur Revitalisierung von Dialekten besitzt.

Im Beitrag „Kleinere, regionale und Minderheitensprachen im Web 2.0 am Beispiel des Niederdeutschen“ (S. 53–83) zeigt Gertrud Reershemius, wie in den neuen Medien zwar überwiegend Sprachpflege der niederdeutschen Kulturszene betrieben werde, aber auf Facebook auch bilinguale Alltagskommunikation beobachtet werden könne. Wie auch Westergaards Artikel widmet sich dieser einleitend der Mediatisierung, die hier weitaus umfangreicher theoretisch fundiert und expliziert wird. Die Autorin konturiert ferner das Forschungsfeld des soziolinguistischen Wandels. Im Beitrag wird untersucht, wie die SprecherInnen des Niederdeutschen sich das Internet zu Nutze machen und ob sich durch die Mediatisierung neue sprachliche Praktiken entwickeln (S. 56). Die Analysegrundlage, die transparent vorgestellt und methodisch als „diskurszentrierte Online-Ethnographie“ (S. 58) kategorisiert wird, bilden gemischte Daten zu repräsentativen Web- und Social-Network-Seiten sowie aus Kontaktaufnahmen mit Nutzern. Die Daten aus zwei unterschiedlichen Erhebungszeiträumen (2009 und 2014) werden stellvertretend für die Zeit vor und nach Einführung des Web 2.0 verglichen. In Bezug auf die Webseiten konstatiert Reershemius keinen nennenswerten Wandel des „diskursiven Feldes“. Die niederdeutsche Kulturszene nutze das Internet weiterhin in einer konservativen Form der Medienverwendung als Schaukasten für Veranstaltungen. Die Analyse von Facebook als Social-Network-Seite erbringt hingegen spannende Befunde. Es konstituieren sich dort nicht nur zahlreiche niederdeutschzentrierte Gruppen (51, wovon 33 analysiert wurden), sondern Niederdeutsch wird auch medial schriftlich verwendet. In der systematischen, deduktiv an den Häufigkeiten orientierten Analyse kann Reershemius nicht nur zeigen, dass und wie das Sammeln von niederdeutschen Wörtern als eine „postvernakuläre Praktik“ (S. 66) verstanden werden kann, die Daten machen auch deutlich, dass Niederdeutsch als Schriftsprache mit „bemerkenswerter Unbefangenheit“ (S. 70) genutzt wird. Im Fazit konstatiert die Autorin, dass in Bezug auf das Niederdeutsche im Internet ein positiver soziolinguistischer Wandel beobachtbar ist und die Mediatisierung – in Analogie zu Westergaards Befunden zum Synnejysk – insofern das Potenzial zum Spracherhalt habe.

Der von Robert Langhanke vorgelegte Beitrag trägt den Titel „Regiolektsyntax“ (S. 85–124) und beschäftigt sich mit Fragen der Syntax regionaler Sprachlagen und damit mit einem Thema, das in der variationslinguistischen Forschung bislang eher vernachlässigt worden ist, in den vergangenen Jahren aber vor dem Hintergrund zahlreicher Arbeiten zur Dialektsyntax neue Impulse erhalten hat. Langhanke selbst hat u. a. bereits 2012 einen Aufsatz zu diesem Themenkreis veröffentlicht (vgl. Langhanke 2012). Methodische Überlegungen zur Konstituierung des Gegenstandsbereichs einer Regiolektsyntax in Abgrenzung zur dialektalen Syntax stehen am Anfang des Beitrags, bevor am Beispiel der sprachlichen Verhältnisse in Schleswig-Holstein die Bedeutung der Syntax für die „Modellierung von Regiolekten“ diskutiert wird. Grundlage der Analyse sind hochdeutsch basierte Gesprächsaufnahmen im Familien- und Freundeskreis ohne Anwesenheit einer fremden Person, die zwischen 2006 und 2007 im Rahmen des DFG-Projekts „Sprachvariation in Norddeutschland“ von zehn ortsfesten Sprecherinnen mittleren Alters in zwei Dörfern in der Nähe von Schleswig erhoben wurden. Trotz der geringen Belegzahlen für die verschiedenen syntaktischen Phänomene, bei denen es sich wenigstens zum Teil auch um idiolektale Varianten handeln dürfte, kann Langhanke gerade an bislang wenig diskutierten Varianten (z. B. am Ausfall und am standarddivergenten Gebrauch von Präpositionen) verdeutlichen, dass die räumliche Differenzierung auch im Bereich der Syntax gesprochener Sprache ein ergiebiges Forschungsfeld ist. Eine sich an den Daten aus Schleswig-Holstein abzeichnende Tendenz scheint sich beispielsweise darin zu zeigen, dass auch in der Syntax eine zunehmende Aufweichung älterer raumbildender (dialektal begründeter) Merkmale zugunsten neuerer Merkmalskombinationen mit großräumigerem Geltungsbereich zu verzeichnen ist. In diesem Zusammenhang werden zukünftige Forschungsarbeiten zur Regiolektsyntax auch die Frage zu beantworten haben, welche beobachtbaren syntaktischen Strukturen lediglich allgemeine Aspekte von Mündlichkeit abbilden und welche regionalspezifisch sind.

Einen zweifellos interessanten Blick auf außereuropäische Sprachverhältnisse richtet H. Ekkehard Wolff mit einem Aufsatz, der die „‚Modernisierung‘ und ‚Intellektualisierung‘ indigener Sprachen in Afrika“ thematisiert (S. 125–149). Wolff selbst verweist allerdings darauf, dass dieser Beitrag nur sehr bedingt auf kleine und regionale Sprachen (und damit auf den Titel und die engere Thematik des Sammelbands) zu beziehen ist. Auch die problematische Übertragbarkeit von Begrifflichkeiten europäisch geprägter Mehrsprachigkeitsforschung und Varietätenlinguistik auf die afrikanischen Verhältnisse wird vom Verfasser gleich zu Beginn deutlich herausgestellt. Als wesentliches Merkmal der derzeitigen Sprachsituation in Afrika hebt er die „Polyglossie“ hervor, worunter Wolff eine „psychosoziale, soziokulturelle und funktionale Differenzierung von zwei oder mehr Sprachen“ (S. 130) auf individueller und institutioneller Ebene versteht, die in aller Regel hierarchisch zugunsten der europäischen Kolonialsprachen strukturiert ist. Gerade die aktuellen sprachpolitischen Diskurse in Afrika verdeutlichen die paradoxe und unbefriedigende Situation, die sich für verschiedene indigene Sprachen zwischen ihrer Anerkennung als (zusätzliche) Amtssprache oder „Nationalsprache“ auf der einen Seite und ihrer geringen Bedeutung an weiterführenden Schulen und Universitäten auf der anderen Seite ergibt. Statt in dieser Situation aus eurozentrischer Perspektive von der Notwendigkeit der „Modernisierung“ afrikanischer Sprachen zu sprechen, stellt Wolff das vom südafrikanischen Soziologen Neville Alexander in die Debatte eingeführte Konzept der „Intellektualisierung“ vor, das in erster Linie auf eine grundlegende Reform des Bildungssystems setzt, um bestehende hierarchische Strukturen der Polyglossie in Afrika abzubauen. Gegen solche Reformbestrebungen hat sich jedoch ein einflussreicher Widerstand gebildet, dessen linguistisch wenig stichhaltige Argumentation Wolff schließlich anhand von ausgewählten Diskursbeiträgen verdeutlicht.

Stephan Elspaß thematisiert in seinem instruktiven Aufsatz (S. 151–177) den Wert einer Sprachgeschichte von unten für die Erforschung regionaler Sprachen und Varietäten am Beispiel norddeutscher Sprachverhältnisse im 19. Jahrhundert. Die spätestens seit seiner Habilitationsschrift von 2005 in der Historischen Soziolinguistik etablierten Leitgedanken einer solchen Sprachgeschichte werden von Elspaß zunächst noch einmal deutlich herausgestellt und begründet, wozu besonders die Fokussierung auf nähesprachliche Texte unterer Sozialschichten gehört. Anhand von Beispielen, die aus zwei Textkorpora für das 19. Jahrhundert stammen, zeigt der Autor (erneut) auf, dass Texte nicht-professioneller Schreiber faszinierende Zeugnisse sprachlicher Heterogenität und individueller Mehrsprachigkeit sein können, auch wenn sie von der traditionellen Sprachgeschichtsschreibung weitgehend ausgeblendet wurden. Offenkundig sind die geschriebenen Texte wenig routinierter Schreiber aus dieser Zeit sehr stark durch Merkmale konzeptioneller Mündlichkeit bestimmt, die entsprechenden Quellen dokumentieren unzweifelhaft Traditionen sowohl regionalen Schreibens als auch Sprechens. Im letzten Teil des Aufsatzes wendet sich der Autor konkreten Ausprägungen regionaler Variation in den Texten zu, wobei er betont, dass alle auftretenden Varianten als „Manifestationen geregelter und regulärer sprachlicher Vielfalt“ (S. 166), nicht aber von vornherein als Fehler oder zu vernachlässigende Abweichungen aufzufassen sind. Als kurzes Resümee bislang vorliegender Analysen zum 19. Jahrhundert wird dabei ein kleiner Katalog norddeutscher Varianten sowohl mit großräumiger als auch mit geografisch begrenzter Verbreitung präsentiert. Der Beitrag schließt mit einigen aussagekräftigen Beispielen für die Relevanz einer Sprachgeschichte von unten für rezente Sprachverhältnisse und Sprachwandelvorgänge. Besprochen werden Merkmale, die sich in der Gegenwart vor allem in der gesprochenen Sprache zeigen (z. B. diskontinuierliche Pronominaladverbien, am-Progressiv). Solche Phänomene sind aber keinesfalls erst im 20. Jahrhundert entstanden. Vielmehr lassen sie sich schon in den nähesprachlichen Texten der geschriebenen Alltagssprache des 19. Jahrhunderts zahlreich nachweisen, obwohl sie den grammatischen Normen der Zeit nicht entsprachen.

Willy Diercks fokussiert in seinem Beitrag „Die Probanden – ein Plädoyer“ (S. 179–197) die Personengruppe, ohne die die Erhebung mündlicher Sprachdaten unmöglich wäre. Ausgehend von dem Befund eines Paradigmenwechsels zu einer sprecherbezogenen Linguistik konstatiert er, dass insbesondere für die aktuell stark wachsende Perzeptionslinguistik nicht nur die Arbeit mit Probanden, sondern auch deren theoretisch fundierte Reflexion unabdingbar sei. Den thematischen Kern des Artikels bildet die Repräsentativität, die nicht als statistischer Begriff, sondern als Gradmesser der Reichweite der Ergebnisse verstanden werden soll. Dieses weite Repräsentativitätsverständnis wird in den meisten qualitativ arbeitenden Studien deutlich enger gefasst und deshalb als Gütekriterium der Forschung problematisiert. Anhand von vier perzeptionslinguistischen Studien erörtert er beispielhaft den Umgang mit Repräsentativität. In seinem Fazit schlägt der Autor die Entwicklung eines Manuals vor, das das Problem des unreflektierten Einsatzes von Probanden lösen soll. Wenngleich die Entwicklung entsprechender Konventionen sicher einen Bedarf befriedigen würde, erscheint die Erstellung eines derartigen Manuals einerseits als große Herausforderung. Andererseits zeigen vereinzelte Beispiele, wie z. B. die durch eine große ForscherInnengruppe konzipierten und im deutschsprachigen Bereich häufig genutzten GAT-Konventionen (GAT 2) zur Transkription mündlicher Daten (vgl. Selting et al. 2009), den möglichen Erfolg eines derartigen standardisierenden Unternehmens. Dem Anliegen eines reflektierten Forschungsprozesses wäre es sicherlich dienlich.

Der Auftaktband der Reihe „Kleine und regionale Sprachen“ ist äußerst vielversprechend und löst den Anspruch einer modernisierten Perspektive auf kleine und regionale Sprachen insbesondere durch neuere theoretische Implikationen (u. a. Mediatisierung, Sprachgeschichte von unten, Polyglossie) und methodisch-analytische Erweiterungen (u. a. Regiolektsyntax, Dialekt im Web 2.0, Forschungsreflexion) ein. Der Ansatz der wechselseitigen Perspektivierung durch die kontrastive, translinguale Reflexion bietet in jedem Fall innovative Erkenntnisse. In Zukunft wäre vielleicht eine stärkere definitorische Konturierung des Gegenstandes „Kleine und regionale Sprachen“ wünschenswert, die über die bisherigen Ansätze ex negativo und ad exemplum hinausgeht. Ob der Anspruch eingelöst werden kann, zu diesen Sprachen und Dialekten eine eigenständige Reihe langfristig zu etablieren, wird erst die Zeit zeigen. Die Ziele sind einer intensiven Beschäftigung allemal wert und insofern sind den ReihenherausgeberInnen ein langer Atem und viele weitere derartig gute Publikationen zu wünschen.

Literatur

Goffman, Erwing. 1976. Replies and Responses. In: Language in Society 5, 257–313.10.1017/S0047404500007156Search in Google Scholar

Langhanke, Robert. 2012. Norddeutsche Regiolektsyntax im arealen und intergenerationellen Vergleich. In: Robert Langhanke et al. (Hg.).Niederdeutsche Syntax (Germanistische Linguistik 220), Hildesheim u. a.: Georg Olms, 227–269.Search in Google Scholar

Lomborg, Stine. 2013. Genreforhandling som kommunikativ praksis på facebook. In: Jakob L. Jensen/Jesper Tække (Hgg.). Facebook. Fra socialt netværk til metamedie. Frederiksberg: Samfundslitteratur, 95–116.Search in Google Scholar

Selting, Margret et al. 2009. Gesprächsanalytisches Transkriptionssystem 2 (GAT 2). In: Gesprächsforschung – Online-Zeitschrift zur verbalen Interaktion, Ausgabe 10, 353–402.Search in Google Scholar

Silverstein, Michael. 2003. Indexical order and the dialects of sociolinguistics life. In: Language & Communication23, 193–229.Search in Google Scholar

Online erschienen: 2016-10-20
Erschienen im Druck: 2016-12-1

© 2016 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

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Downloaded on 24.3.2023 from https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/zrs-2016-0028/html
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