Kann die jüngste Unterhaltsrechts-Reform das Armutsrisiko von Familien nach Trennung oder Scheidung vermindern? Ein Strukturdefizit der deutschen Familienförderung, so unsere These, ist neben ihrer Ehezentrierung ihre Fokussierung auf den steuerlichen Familienlastenausgleich. Zwar wird die Ehezentrierung durch die Reform abgeschwächt, und Kinder haben nun prioritären Anspruch auf Unterhalt. Durch das Zusammenspiel von Unterhalts- und Steuerrecht müssen Unterhaltspflichtige (meist Männer) nun mehr Steuern zahlen, wodurch sich die Berechnungsgrundlage für den Unterhalt verringert. Zudem verschlechtern sich die Unterhaltsansprüche der meist weiblichen Betreuungspersonen. Kinder, die qua Definition nicht mehr als arm gelten, werden also möglicherweise häufiger als bisher bei armen Müttern leben.
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