Zusammenfassung
Der Beitrag beschäftigt sich mit dem metaphorischen Feld der Verflüssigung. Im besonderen wird die Faszinationskraft dieser Metapher für emphatische Bestimmungen von Form und Medium der Poesie thematisiert. Dies wird im zweiten Teil des Aufsatzes an einem konkreten poetischer Gegenstand interpretiert. Es handelt sich um Gedichte eines zeitgenössischen Autors aus St. Petersburg, Arkadij Dragomočenko. Trotz nahe liegender Assoziationen (Petersburg als Wasserstadt) geht es aber nicht um die Motivtradition des Petersburger Texts. Die Rede von der Fluidität soll vielmehr als poetologische Metapher, d.h. als Bilderangebot für eine spezifische Konzeption der Semiose des poetischen Worts untersucht werden. Als allgemeinste Prämisse lässt sich behaupten: Wenn sich poetische Praxis und poetische Programmatik in Flüssigkeitsmetaphern definiert, dann hinsichtlich einer postulierten Dynamik, Flexibiltät, Weichheit der Sinnbildung, einer Unterspülung fixierter symbolischer Ordnungen, einer sinnlichen Affizierung der Schreibenden und Lesenden als Aufweichung von perzeptiven Verstockungen, als Eintauchen in Lebens- und Materieströme.
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