Zusammenfassung
Mehr als zwanzig Jahre nach der endgültigen Anerkennung der Schiedsfähigkeit kartellrechtlicher Schadensersatzansprüche scheinen Rechtswissenschaft und Praxis in Deutschland und Europa nach wie vor eine gewisse Skepsis gegenüber der schiedsgerichtlichen Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen wegen Zuwiderhandlungen gegen wettbewerbsrechtliche Bestimmungen zu hegen. Die Kartellschadensersatzrichtlinie von 2014 harmonisiert insbesondere auch die prozessuale Durchsetzung derartiger Ansprüche und ermutigt betroffene Marktteilnehmer, Kartellschadensersatzstreitigkeiten vermehrt Schiedsgerichten zu unterbreiten. Dessen ungeachtet verbleibt die Schiedsgerichtspraxis in diesem Bereich bislang wenig entwickelt. Der Beitrag analysiert die rechtlichen Rahmenbedingungen der schiedsgerichtlichen Beilegung von Kartellschadensersatzstreitigkeiten im Lichte der Kartellschadensersatzrichtlinie und der in deren Umsetzung ergangenen 9. GWB-Novelle. Die Parteien potenzieller Kartellschadensersatzverfahren sollten die Vereinbarung einer Schiedsklausel zumindest in ihr Prüfprogramm aufnehmen und ihre Prozessstrategie entsprechend anpassen. Denn nach Ansicht der Autoren kann die schiedsgerichtliche Beilegung zumindest in einigen Konstellationen sinnvoll und ganz erheblich besser als ein Gerichtsverfahren sein.
Abstract
Arbitrating Cartel Damages Claims – The application of the new instruments of the GWB’s 2017 amendment
German and European doctrine and practice alike still appear to share a fair amount of skepticism vis-à-vis the submission of cartel damages claims to arbitral tribunals. Though the European Directive 2014/104/EU on certain rules governing actions for damages under national law for infringements of the competition law provisions of the Member States and of the European Union harmonizes the procedural enforcement of cartel damages claims and encourages the use of alternative dispute resolution mechanisms, the recourse to arbitration in this field remains rather rare to this day. This article examines the legal framework for arbitrating cartel damages claims in light of the recent European and German reforms. Parties to (potential) disputes in this field are encouraged to consider this dispute resolution mechanism when establishing their respective procedural strategy. The authors provide a better understanding on the use of arbitration as a possible dispute resolution mechanism in this area of law, as well as its advantages for cartel damages claims, thus making it preferable to national court proceedings.
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