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Open Access Published by De Gruyter Saur September 6, 2013

Bibliothek & Information Deutschland (BID) – Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände e.V.

Tätigkeitsbericht für die Zeit von Januar 2012 bis März 2013, erstattet vom Präsidenten der BID, Dr. Heinz-Jürgen Lorenzen

From the journal Bibliotheksdienst

Zur Einführung

Die BID befindet sich derzeit in einer schwierigen Umbruchsituation. Die vormalige Präsidentin, Prof. Dr. Claudia Lux, hat ihr Amt Ende März 2012 kurzfristig und vorzeitig niedergelegt. Nach einer zweimonatigen Vakanz habe ich Mitte Juni die Amtsgeschäfte kommissarisch übernommen. Zu Beginn dieses Jahres 2013 haben mir die Mitglieder erneut ihr Vertrauen ausgesprochen und mich für die reguläre Amtszeit von drei Jahren im Amt bestätigt. Darüber hinaus hat die BID zum Ende des Jahres eines ihrer Mitglieder verloren: Die DGI ist auf eigenen Wunsch zum 31. 12. 2012 aus der BID ausgetreten.

Nach intensiven Diskussionen hat die BID ihr Profil nach innen und ihr Erscheinungsbild nach außen in den letzten Monaten geschärft und den Gegebenheiten angepasst: Sie tritt weniger als politisch-strategische Interessensvertretung der bibliothekarischen Verbände nach außen auf, sondern bildet vielmehr eine Plattform zum Austausch und zur gegenseitigen Beratung bei Themen, die die Mitgliedsverbände und Mitglieder gemeinsam betreffen.

Die BID vertritt die Positionen ihrer Mitglieder nach wie vor in externen kulturpolitischen Gremien wie der Deutschen Literaturkonferenz, dem Deutschen Kulturrat, der Deutschen UNESCO-Kommission oder dem Deutschen Institut für Erwachsenenbildung. Auch in internationalen bibliothekarischen Vereinigungen wie IFLA oder EBLIDA ist die BID weiterhin Mitglied und wird durch Vorstandsmitglieder oder -delegierte vertreten.

Von besonderer Bedeutung für die Arbeit des Dachverbandes sind seine beiden Kommissionen, BII und die Ethikkommission, sowie die jährliche Verleihung der Karl-Preusker-Medaille. Zunächst stand im Berichtszeitraum jedoch der Kongress Bibliothek und Information in Leipzig im Vordergrund, den BID alle drei Jahre ausrichtet. Die Vorbereitung und erfolgreiche Durchführung des 5. Kongresses hat meine Arbeitskraft und die der Geschäftsstelle in hohem Maß gefordert.

1 Organe und satzungsgemäße Gremien

1.1 Mitgliederversammlung

Im Berichtszeitraum fanden zwei BID-Mitgliederversammlungen statt: am 23. Mai 2012 im Congress Center Hamburg und am 16. Januar 2013 in den Bücherhallen Hamburg.

Folgende Verbände und Einrichtungen sind Mitglied der BID:

  1. Berufsverband Information Bibliothek e.V. (BIB),

  1. Deutscher Bibliotheksverband e.V. (dbv),

  1. Verein Deutscher Bibliothekare e.V. (VDB),

  1. Deutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis e.V. (DGI); ist zum 31. 12. 2013 auf eigenen Wunsch aus der BID ausgetreten,

  1. Bertelsmann Stiftung,

  1. ekz.bibliotheksservice GmbH,

  1. Goethe-Institut e.V.

1.2 Vorstand

Der Vorstand der BID besteht aus folgenden Personen:

  1. Präsident:

    Dr. Heinz-Jürgen Lorenzen

  1. Schatzmeister

    Dr. Heinz-Jürgen Lorenzen

  1. dbv:

    Monika Ziller (stellvertretende BID-Präsidentin)

    Ralph Deifel

    Dr. Frank Simon-Ritz

    Henning Frankenberger (Sektion V/ASpB)

    Harald Pilzer (vbnw)

  1. DGI:

    Anne Bein (bis 31. 12. 2012)

    Prof. Dr. Stefan Gradmann (bis 31. 12. 2012)

  1. BIB:

    Kirsten Marschall; stellvertretende BID-Präsidentin

    Sabine Stummeyer

    Michael Reisser

  1. VDB:

    Dr. Klaus-Rainer Brintzinger

    Dr. Wilfried Sühl-Strohmenger

  1. Bertelsmann Stiftung:

    Petra Klug

  1. ekz.bibliotheksservice GmbH:

    Andreas Mittrowann

  1. Goethe-Institut:

    Jens Boyer

Ständige Gäste der Vorstandssitzungen sind: Barbara Schleihagen (dbv-Geschäftsführerin), Hella Klauser (dbv, Internationale Kooperation im Rahmen des Kompetenznetzwerks für Bibliotheken), Benjamin Blinten (BII-Sprecher), Prof. Dr. Ute Krauß-Leichert (KIBA: Konferenz der bibliotheks- und informationswissenschaftlichen Ausbildungs- und Studiengänge), Dr. Monika Braß (BID-Geschäftsführerin).

BID-Vorstandssitzungen fanden statt

  1. am 13. Januar 2012 in Berlin (ZLB),

  1. am 15. Juni 2012 in Berlin (BID-Geschäftsstelle),

  1. am 31. Oktober 2012 in Köln (Stadtbibliothek Köln),

  1. am 16. Januar 2013 in Hamburg (Bücherhallen Hamburg).

Außerdem traf sich der Vorstand am 12. Januar 2012 in Berlin (ZLB) zu einer Strategiesitzung.

1.3 Präsident

Die vormalige BID-Präsidentin Prof. Dr. Claudia Lux ist aus beruflichen Gründen zum 31. März 2012 vorzeitig von ihrem Amt zurückgetreten. Vom 1. April bis 15. Juni 2012 nahmen die stellvertretenden Präsidentinnen Monika Ziller und Kirsten Marschall die Präsidentschaft wahr. Auf der Vorstandssitzung am 15. Juni 2012 in Berlin wurde Dr. Heinz-Jürgen Lorenzen satzungsgemäß zum kommissarischen Präsidenten der BID gewählt. Am 16. Januar 2013 wählte ihn die Mitgliederversammlung in Hamburg zum BID-Präsidenten für eine reguläre Amtszeit von drei Jahren.

Im Verlauf des Jahres nahmen Präsident und Vorstandsmitglieder an zahlreichen Gesprächen und Veranstaltungen bibliothekarischer sowie kultur- und bildungspolitischer Gremien und Institutionen teil. Der Präsident ist ständiger Gast der Mitgliederversammlungen des dbv, des VDB und des BIB.

1.4 Ständige Kommission BI-International

Seit Januar 2008 hat die BID die Funktion des internationalen Austausches von Fachkolleginnen und Fachkollegen ihrer Ständigen Kommission „BI-International“ übertragen. In dieser Kommission arbeiten die Delegierten der Mitgliedsverbände zusammen; sie ist dem BID-Vorstand direkt berichtspflichtig. Sprecher der Ständigen Kommission ist Benjamin Blinten.

2 Satzungsänderung

Infolge des Austritts der DGI hat die BID auf ihrer Mitgliederversammlung in Hamburg am 16. 1. 2013 eine Satzungsänderung beschlossen. Die Nennung der DGI wurde aus der Satzung gestrichen und der Name der BID in „Bibliothek und Information Deutschland – Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände e.V.“ geändert.

3 Finanzen

Der Wirtschaftsplan 2012 wurde plangemäß abgeschlossen. Da weniger Vorverauslagungen für den Kongress anfielen, reduzierte sich das Defizit.

4 BID-Kommissionen

In der BID sind derzeit zwei Ständige Kommissionen aktiv:

  1. Bibliothek und Information International (BII) (Bericht s.u.),

  1. Ethikkommission.

4.1 Bericht aus der Ethikkommission

Die Ethikkommission wurde vom BID-Vorstand im März 2011 neu eingesetzt (seit 29. 3. 2010 bereits AG „Bibliothek und Ethik“). Der Vorsitzende der Kommission ist Prof. Dr. Hermann Rösch. BID-Koordinator der Gruppe ist Jens Boyer (Goethe-Institut). Weitere Mitglieder sind: Barbara Lison (dbv), Michael Reisser (BIB) und Dr. Wilfried Sühl-Strohmenger (VDB).

Die Ethikkommission berichtet auf den Bibliothekartagen und Kongressen regelmäßig aus ihrer Arbeit und bietet Blockveranstaltungen zu Schwerpunkthemen an. Auf dem Bibliothekartag in Hamburg 2012 standen die Arbeit der Ethikkommission im nationalen und internationalen Kontext sowie das Thema „Raubgutforschungsprojekte“ im Mittelpunkt. Auf dem Kongress in Leipzig 2013 stellte die Kommission den „IFLA Code of Ethics for Librarians and other Information Workers“ vor und widmete sich u.a. den berufsethischen Aspekten von Open Access.

Die Ethikkommission wird sich in den kommenden drei Jahren schwerpunktmäßig der Überprüfung und Überarbeitung der ethischen Grundsätze der BID widmen und dazu einen moderierten Diskussionsprozess in der Berufsöffentlichkeit initiieren.

5 Verleihung der Karl-Preusker-Medaille 2012

Am 31. Oktober 2012 wurde die Karl-Preusker-Medaille 2012 in der Stadtbibliothek Köln an den Physiker und Wissenschaftsjournalisten Ranga Yogeshwar verliehen. Die BID würdigte damit Yogeshwars besonderes Engagement für Bibliotheken und Informationseinrichtungen. „Ranga Yogeshwar hat sich über viele Jahre hinweg für Bibliotheken stark gemacht und immer wieder auf eindrucksvolle Weise verdeutlicht, warum eine Gesellschaft Bibliotheken braucht“, so die Jury in ihrer Begründung.

Die Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek, Dr. Elisabeth Niggemann, betonte in ihrer Laudatio, dass Bibliotheken für Yogeshwar den Kontrapunkt zu einer kommerzialisierten Welt darstellten, sie seien nach seinen eigenen Worten „der Beweis, dass es in einer Gesellschaft um mehr geht als um Sonderangebote und Schnäppchenpreise.“ Angesichts der zunehmenden Schwierigkeiten der Bibliotheken, E-Books von den Verlagen überhaupt für die Ausleihe erwerben zu können, bekräftigte Niggemann die Notwendigkeit des Engagements von Personen wie Yogeshwar.

Dieser beleuchtete in seiner Dankesrede kaleidoskopartig die Veränderung der Welt des Wissens seit Gutenberg, angereichert mit seinen persönlichen Erfahrungen aus Indien als Enkel des berühmten Bibliothekswissenschaftlers Ranganathan. Nicht die klassischen Verlage seien dabei auf lange Sicht die Opponenten der Bibliotheken, sondern global agierende Distributoren wie Google, Amazon oder Facebook, deren Marktpolitik kaum zu durchschauen sei. Bibliotheken seien ein Garant für Open Access, aber nur, wenn sie vollen Zugriff auf alle Medien erhielten.

6 Nominierung für den BKM-Preis Kulturelle Bildung 2012

Mit dem Projekt „Feuergriffel“ der Stadtbibliothek Mannheim wurde erstmals ein Vorschlag aus dem Bibliotheksbereich für den BKM-Preis Kulturelle Bildung nominiert. Es handelt sich um ein deutschlandweit einzigartiges Stadtschreiberprojekt für Autorinnen und Autoren der Kinder- und Jugendliteratur. Das Projekt wurde von einer unabhängigen Jury bei der Stiftung Genshagen ausgewählt und kam in die Endrunde der zehn besten Vorschläge. Im Rahmen der Verleihung des BKM-Preises auf Schloss Genshagen am 11. 9. 2012 wurde es einem Fachpublikum vorgestellt.

Mit dem BKM-Preis für Kulturelle Bildung honoriert der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien seit 2009 jährlich hervorragende, modellhafte Projekte der künstlerisch-kulturellen Vermittlung. Die BID gehört zu den vorschlagsberechtigten Einrichtungen und hat das Mannheimer Projekt neben zwei weiteren aus dem Bibliotheksbereich vorgeschlagen.

7 BID-Kongress 2013

Die Vorbereitung des 5. Kongresses Bibliothek und Information unter dem Motto „Wissenswelten neu gestalten“ standen im Zentrum der BID-Aktivitäten im Berichtszeitraum. Im ersten Halbjahr 2012 konzentrierte sich die Arbeit vor allem auf die Vortragsausschreibung (Call for Papers) und die Konfiguration des Abstract Management Systems. Im zweiten Halbjahr 2012 standen die Programmplanung und die konkrete Veranstaltungsorganisation im Vordergrund. Das Ortskomitee in Leipzig hat in Zusammenarbeit mit der Firma K.I.T. die Planung und Organisation vor Ort maßgeblich durchgeführt. Den vielen haupt- und ehrenamtlichen Helfern sei an dieser Stelle herzlich gedankt.

Von großem Vorteil erwies sich der Umstand, dass BID für den Zeitraum von August 2012 bis März 2013 die halbe Stelle einer Gesamtkoordinatorin beim Ortskomitee finanzierte, wodurch die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erheblich entlastet werden konnten. Erstmals wurde für einen Kongress eine IPhone- und Web-Applikation erstellt, die den Benutzern schnellen Zugriff auf das Programm und viele weitere Informationen rund um den Kongress ermöglichte, einschließlich der Vernetzung mit anderen Teilnehmern.

Der Kongress fand vom 11. bis 14. März 2013 im Congress Center Leipzig statt. Er wurde begleitet von einer internationalen Fachausstellung der Bibliotheks- und Informationsbranche, die die Leipziger Messe veranstaltet hatte. Mit der zeitlich unmittelbar auf den Kongress folgenden Leipziger Buchmesse gab es verschiedentlich inhaltlichen Austausch und Zusammenarbeit.

Insgesamt wurden ca. 3.500 Kongressbesucher registriert. Zu den Themenkreisen

  1. Bibliotheken zwischen Politik und Ethik,

  1. Zielgruppenerwartungen und Dienstleistungen,

  1. Wissen organisieren und erhalten,

  1. Mehrwerte des Digitalen,

  1. Räumliches Design von Wissenswelten und

  1. Qualifikation für neue Dienstleistungskompetenz

wurden mehr als 300 Vortragsveranstaltungen, Workshops und Sitzungen angeboten, darunter eine Posterpräsentation und ein Bar-Camp.

Den Festvortrag bei der Kongresseröffnung hielt Jürgen Kaube, Ressortleiter für Geisteswissenschaften der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Der Publizistenpreis der deutschen Bibliotheken wurde an Nikolaus Bernau, Kulturredakteur der Berliner Zeitung und der Frankfurter Rundschau, verliehen. Ein musikalischer Beitrag des Gastlandes beeindruckte sehr auf der Eröffnungsveranstaltung.

Das Gastland Türkei präsentierte sich auf dem Kongress mit zwei Überblicksvorträgen zum türkischen Bibliothekswesen sowie mehreren Fachvorträgen türkischer Experten und einem sehr gelungenen Stand in der Firmenausstellung.

Im Mittelpunkt der medialen Wahrnehmung stand die Problematik der E-Books, deren eingeschränkte Erwerbs- und Ausleihmöglichkeiten durch manche Verlage die Zukunft der Bibliotheken als moderne Informationsdienstleister gefährden können. Das Thema wurde auf der gemeinsam mit der Leipziger Messe durchgeführten Abschlussveranstaltung mit Vertretern aus dem Verlagswesen kontrovers diskutiert und in mehreren Pressebeiträgen sowie einer Fernsehreportage dargestellt.

8 Kooperationen

In folgenden Gremien wird die BID durch ihre Vorstandsmitglieder oder durch externe Delegierte vertreten:

8.1 Deutsche Literaturkonferenz (DLK)

Die BID ist institutionelles Mitglied der Deutschen Literaturkonferenz. Seit 16. 3. 2012 vertritt Dr. Frank Simon-Ritz als stellvertretender Sprecher die Interessen der BID in der Deutschen Literaturkonferenz.

8.2 Deutscher Kulturrat

Die DLK bildet eine Sektion im Deutschen Kulturrat. Durch ihre Mitgliedschaft in der DLK ist die BID mittelbar im Deutschen Kulturrat vertreten. Als stellvertretender Sprecher der DLK ist Dr. Frank Simon-Ritz zugleich Mitglied im Sprecherrat des Deutschen Kulturrates.

In den Fachausschüssen des Deutschen Kulturrates war die BID in der Amtszeit 2011 bis 2013 mit folgenden, über die Deutsche Literaturkonferenz nominierten Personen vertreten:

  1. Fachausschuss Arbeit und Soziales: Barbara Lison,

  1. Fachausschuss Bildung: Petra Klug,

  1. Fachausschuss Europa/Internationales: Hella Klauser,

  1. Fachausschuss Medien: Prof. Dr. Claudia Lux,

  1. Fachausschuss Steuern: Dr. Heinz-Jürgen Lorenzen,

  1. Fachausschuss Urheberrecht: Prof. Dr. Gabriele Beger.

8.3 Deutsche UNESCO-Kommission (DUK)

Die BID ist seit Mitte 2004 Mitglied der Deutschen UNESCO-Kommission und dort durch ihren Präsidenten vertreten. Am 31. 10. 2012 wurde Hella Klauser in den Beirat „Vielfalt kultureller Ausdrucksformen“ der DUK berufen.

8.4 Deutsches Institut für Erwachsenenbildung (DIE)

Frau Dr. Schelle-Wolff vertritt die BID seit Juni 2012 im DIE.

8.5 Beirat Leipziger Buchmesse

Die BID ist durch ihren Präsidenten im Beirat der Leipziger Buchmesse vertreten.

9 Berufliche Aus- und Weiterbildung

Die Kooperation mit den bibliothekarischen Ausbildungseinrichtungen verläuft sehr erfolgreich. Als Vertreterin der KIBA ist Frau Prof. Dr. Ute Krauß-Leichert mit Gaststatus bei den BID-Vorstandssitzungen anwesend und bringt ihre Expertise in viele Fachdiskussionen ein.

10 Internationale Arbeit

Mitglieder bzw. Vertreter von Mitgliedern der BID zeigten im Berichtszeitraum ein verstärktes Engagement in der IFLA sowie in deren Gremien und Unterorganisationen (z.B. FAIFE). Mehrere Personen aus dem Kreis des BID-Vorstands und seiner Gäste sind in verschiedenen Gremien der IFLA aktiv. Darüber hinaus ist die BID mit weiteren internationalen Verbänden und Organisationen personell eng verbunden, z.B. EBLIDA, LIBER oder NAPLE.

10.1 EBLIDA (Bericht von Klaus-Peter Böttger)

EBLIDA konnte trotz wirtschaftlich schwieriger Rahmenbedingungen seine Arbeit in 2012 intensivieren. Entscheidend waren hier zwei einmalige Maßnahmen: zum einen ein Zuschuss für NGOs der Europäischen Kommission, speziell der ‘Education, Audiovisual and Culture Executive Agency‘ (EACEA), zum anderen Spenden von Mitgliedsverbänden zur Intensivierung der Kampagne. Denn inhaltlicher Schwerpunkt ist mehr denn je das Urheber- und Verleihrecht, also der letztendlich rechtlich ungeklärte Status von E-Books.

Daher trug die gemeinsame EBLIDA-NAPLE-Konferenz den Titel ‘Democracy Development in a New Media Environment’, eine Konferenz über die Rolle der Bibliotheken in Europa und ihre aktuellen Herausforderungen im E-Bereich.[1] Aus dieser Konferenz entstand zunächst das Diskussionspapier ‚E-Publishing and the Challenge for Libraries‘ sowie im Herbst 2012 die ‚EBLIDA Grundsätze zu Erwerb und Zugang von E-Books in Bibliotheken‘,[2] die als Grundlagenpapier für Verhandlungen mit Verlegerorganisationen und für Gespräche mit der Europäischen Kommission gedacht sind. Dieses Papier macht erneut deutlich, dass Bibliotheken eine Benachteiligung seitens der Verleger durch den eingeschränkten Zugang zum vollständigen E-Book-Markt nicht akzeptieren.

Neben nationalen Kampagnen (u.a. Schweden) versucht EBLIDA, mit einer europäischen Kampagne politische Aufmerksamkeit zu erreichen – nicht nur in Brüssel, sondern in allen Mitgliedstaaten, vor allem in den kleineren, denen die Entwicklung noch bevorsteht. Inzwischen ist die Notwendigkeit zur Klärung und ggf. Anpassung des Urheberrechts erkannt worden. So haben sechs MEPs in einem Brief an Präsident Barroso eine Revision der Direktive gefordert, damit die Interessen der Kunden und Verbraucher geschützt werden.

Sowohl EBLIDA als auch der dbv nahmen am ‚EU Public Library Advocacy Roundtable‘, einem Workshop der Bill & Melinda Gates Stiftung teil. Ziel war, zu eruieren, wie den öffentlichen Bibliotheken ein höheres Maß an Anerkennung in der EU-2020-Strategie zuteil werden kann: etwa indem die öffentlichen Bibliotheken ausdrücklich Erwähnung finden als wichtige Akteure und qualifizierten Bewerber, was ihnen einen Mittelzuwachs in den zukünftigen EU-Programmen einbringen sollte.

EBLIDA hat seinen Webauftritt neu strukturiert und attraktiver gestaltet. Dazu gehört das zurzeit noch im Aufbau befindliche Kommunikations- und Informationszentrum (KIC), das Zahlen, Daten und Fakten zum Bibliothekswesen der einzelnen europäischen Länder liefern soll.

EBLIDA ist im Jahre 2012 ein wenig deutscher geworden. Klaus-Peter Böttger hat für die Amtszeit 2012–2015 das Amt des Präsidenten übernommen. Darüber hinaus sind als deutsche Vertreter aktiv tätig: Hella Klauser, Vorsitzende der Expert Group on Culture and Information Society (EGCIS), und Harald Müller, Mitglied der Expert Group on Information Law (EGIL).

Der Vorstand traf sich in 2012 am 1./2. März in Paris, während der Vollversammlung und EBLIDA-NAPLE-Konferenz vom 9.–11. Mai in Kopenhagen und vom 17.–19. Oktober in Lissabon.

www.eblida.org Lobbying for Libraries.

10.2 Bibliothek & Information International (BI-International)

(Bericht von Benjamin Blinten; gekürzte Fassung; die Originalversion wird unter www.bi-international.de veröffentlicht)

Das Jahr 2012 war für BI-International von der bis 2014 laufenden Partnerschaft mit der Türkei geprägt, die neben den üblichen Förderaktivitäten den Hauptteil der Arbeit ausmachte. Bei der Nationalen Bibliothekswoche der Türkei Ende März 2012 waren mit Unterstützung von BII und Goethe-Institut zwei Kollegen aus Deutschland mit Vorträgen vertreten, ebenso bei der Bibliothekswoche 2013. Die enge Zusammenarbeit mit den Goethe-Instituten in Ankara, Istanbul und Izmir ermöglichte außerdem eine Delegationsreise hoher Repräsentanten des türkischen Bibliothekswesens nach Berlin im Oktober 2012. Kernthema der Reise war die Ausstattung von Kinder- und Jugendbibliotheken – ein Bereich, in den die Türkei als Land mit junger Bevölkerung investieren möchte.

Höhepunkt der Partnerschaftsaktivitäten war die Präsentation der Türkei als Gastland auf dem BID-Kongress 2013. Diese erste Darstellung des türkischen Bibliothekswesens im Ausland überhaupt kam beim Publikum sehr gut an. Auf sehr positive Resonanz stieß der attraktiv gestaltete Stand der Türkei neben dem Stand der Verbände sowie der interessante musikalische Beitrag des Gastlandes bei der Eröffnungsveranstaltung. Die etwa 20 angereisten türkischen Kollegen – darunter der Generaldirektor für das öffentliche Bibliothekswesen, Prof. Onur Bilge Kula, und der Vorsitzende des türkischen Bibliothekarverbands TKD, Ali Fuat Kartal, – bereicherten alle sechs Themenkreise mit Vorträgen. Zudem gab es Überblicksveranstaltungen über das öffentliche und das wissenschaftliche Bibliothekswesen der Türkei.

Das Librarian in Residence-Programm (LiR) in Kooperation mit dem GI New York fand 2012 zum Thema Informationskompetenz statt, dem Schwerpunktthema der BID im Jahr 2011. Zwei deutschen Stipendiatinnen wurden Aufenthalte in New York und der Bay Area ermöglicht, über die sie ausführlich in Blogs, Vorträgen und Publikationen berichteten. 2013 konnte leider nur ein LiR-Stipendium ausgeschrieben werden, diesmal zum Thema Strategisches Management.

Zum zweiten Mal wurden 2012 gemeinsam mit dem GI New York und der German-North American Resource Partnership (GNARP) zwei GNARP Scholarships ausgeschrieben. Eine amerikanische Musikbibliothekarin war in Berliner Bibliotheken zu Gast, ein deutscher Stipendiat besuchte die Cornell University. Aufgrund der niedrigen Bewerberzahl wird dieses Programm 2013 ausgesetzt, um gemeinsam mit dem GI New York und GNARP ein attraktiveres Stipendienmodell zu erarbeiten.

In den klassischen Förderprogrammen blieb das Bewerberinteresse stabil auf hohem Niveau. Die Zahl der mehrwöchigen Fachaufenthalte im Ausland erhöhte sich auf zwölf. Bibliotheken in sechs verschiedenen Ländern waren Gastgeberinnen, besonders populär waren dabei wieder die USA mit allein sechs Aufenthalten. Eine Reihe von Stipendiaten kam aus dem Kreis der Referendare, so dass diese Förderlinie eine wichtige Säule der Nachwuchsförderung durch BII darstellt. An den drei bewilligten Studienreisen nach England, Südtirol und in die Niederlande nahmen insgesamt 47 deutsche Kollegen mit BII-Förderung teil. Die aktive Teilnahme an Kongressen im Ausland hatte mit 66 Stipendiaten das stärkste Wachstum zu verzeichnen. 36 davon besuchten den IFLA-Kongress in Helsinki, auch die BOBCATSSS-Konferenz in Amsterdam sowie die IAML-Konferenz in Montreal waren beliebte Ziele.

Das Interesse ausländischer Kollegen an Aufenthalten in Deutschland blieb 2012 ebenfalls stabil. Sieben Gäste aus Ägypten, den USA, Israel, Pakistan und Tschechien verbrachten mehrwöchige Fachaufenthalte in deutschen Bibliotheken. Sechs Studienreisen mit insgesamt 55 geförderten Teilnehmern, diesmal aus Frankreich, den USA, den Philippinen, Litauen, Südkorea, Großbritannien, Schweden, Kanada und Spanien fanden statt. Neun ausländische Kollegen bekamen eine Förderung für die Teilnahme an einem Kongress in Deutschland. Hinzu kamen 33 Ehrengäste, die auf Vorschlag der bibliothekarischen Verbände zum Bibliothekartag in Hamburg eingeladen wurden und für die BII ein besonderes Rahmenprogramm organisierte.

Der Sprecher des BII-Gremiums berichtete dem BID-Vorstand regelmäßig als ständiger Gast und repräsentierte BII auf mehreren Kongressen. Die BID-Präsidentin (ab April 2012: der BID-Präsident) nahm nach Möglichkeit an den Sitzungen des BII-Gremiums teil, das 2012 zweimal, im ersten Quartal 2013 einmal tagte. Die jeweiligen Verbandsvertreter im BII-Gremium informierten ihre Verbände über die BII-Aktivitäten. Bei der Sitzung des BII-Gremiums am 11. 3. 2013 wurde Susanne Riedel (BIB) als neue Sprecherin für die Amtszeit 1. 4. 2013–31. 3. 2016 gewählt.

Die Geschäftsstelle von BII wird seit Oktober 2012 von Claudia von Lonski betreut, die diese Tätigkeit von Shirley McLeod übernommen hat.

Mitglieder der Kommission BI-International im Jahr 2012:

Benjamin Blinten, Berlin (Sprecher, ab November 2012 auch VDB)

Jens Boyer, München (Goethe-Institut)

Prof. Dr. Stefan Gradmann, Berlin (DGI)

Olaf Hamann, Berlin (VDB, bis Oktober 2012)

Hella Klauser, Berlin (dbv)

Petra Klug, Gütersloh (Bertelsmann Stiftung)

Barbara Lison (dbv, ab Juni 2012)

Prof. Dr. Claudia Lux, Berlin (dbv, bis März 2012)

Andreas Mittrowann, Reutlingen (ekz)

Susanne Riedel, Bielefeld (BIB)

Dr. Luise Sanders, Hamburg (VDB)

Kathrin Todt-Wolff, Halle (BIB)

Ständiger Gast bei den Sitzungen:

Heinz-Jürgen Lorenzen (Präsident der BID)

benjamin.blinten@fu-berlin.de

http://www.bi-international.de/

11 Ausblick

Im Jahr 2013 wird die Konsolidierung des Verbandes mit seiner neu definierten Zielsetzung eine wichtige Rolle spielen.

Ich danke den Mitgliedern, dem BID-Vorstand, der Geschäftsführerin sowie dem BII-Sprecher und der BII-Sachbearbeiterin für die sehr gute Zusammenarbeit und das hohe Maß an Vertrauen, das sie mir in den vergangenen Monaten entgegengebracht haben.

Berlin im April 2013, gez. Dr. Heinz-Jürgen Lorenzen

Online erschienen: 2013-9-6
Erschienen im Druck: 2013-9-3

© 2013 by Walter de Gruyter Berlin Boston

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