Zusammenfassung
Seit ihrer Einführung in das deutsche Schulsystem wird die Gesamtschule von einigen Bildungswissenschaftlern als überlegene Schulform bezeichnet. Unter anderem durch erhöhte Durchlässigkeit und Fachleistungsdifferenzierung biete diese Schulform ein höheres Leistungsniveau sowie Bildungsgerechtigkeit. Die Auswertung von Abiturprüfungsergebnissen an Gymnasien und Gesamtschulen in Nordrhein-Westfalen verdeutlicht jedoch einen eindeutigen Leistungsvorsprung der erstgenannten Schülergruppe. Auf Basis dieser Ergebnisse zeigt eine gerechtigkeitsorientierte Analyse zudem, dass durch Gesamtschulen zwar die Bildungschancen bezogen auf die erreichbaren Bildungsabschlüsse egalisiert werden, dabei aber eine neue post-schulische Bildungsungerechtigkeit entsteht. Mit der ordnungspolitischen Theorie des Yardstick Competition wird daraufhin geprüft, ob das Leistungsniveau der Gesamtschule durch Wettbewerb der Schulformen angepasst werden kann. Als konkrete schulpolitische Handlungsempfehlung zur Steigerung des Schulwettbewerbs wird in diesem Kontext unter anderem eine schulformbezogene relative Budgetzuteilung angeführt.
Summary
Supporters celebrate the integrated comprehensive school (Gesamtschule) in Germany as a superior school type. They argue that performance levels will tend to be higher and the quality of education to be more equal. In this paper a comparative analysis of Abitur exams in North Rhine-Westphalia at grammar schools (Gymnasium) and at integrated comprehensive schools reveals a significant edge in performance at the former school type. Based on these results, an equality-oriented analysis finds that integrated comprehensive schools may create post-school educational inequality among students. The theory of Yardstick Competition serves as an instrument to analyze whether the performance level of integrated comprehensive schools can be adapted to the performance of grammar schools. In this context relative performance budgeting amongst others is identified as a policy recommendation.
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