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BY-NC-ND 3.0 license Open Access Published by De Gruyter (A) December 5, 2014

Grigorij Kotošichin als Russischlehrer für zukünftige Übersetzer der schwedischen Krone?

  • Ingrid Maier EMAIL logo

Summary

This article deals with a manuscript kept in the Extranea collection of the Swedish State Archives in Stockholm. The manuscript overlaps with Alfabetum Rutenorum, a Russian textbook, printed in Stockholm by Peter van Selov around 1640. Both the imprint and the manuscript comprise the Cyrillic letters with their names in Cyrillic and in transliteration and the most central parts of Luther’s small catechism. Moreover, the manuscript contains the shapes of the Cyrillic letters in the Chancery cursive style (skoropis’) and a table with the Cyrillic numerals, from 1 to 1 000 000. The manuscript – apparently intended as a new Russian textbook for future translators of Russian – was dated by the author to the 2nd half of the 1660s and attributed to G. Kotošichin, a former secretary of the Diplomatic Chancery who was living and working in Sweden from spring 1666 to his execution in the fall of 1667.

1 Hintergrund

Grigorij Karpov Kotošichin (ca. 1630–1667) – langjähriger Angestellter in Moskauer Kanzleien, u. a. am Gesandtschaftsamt (Posol’skij prikaz), der sich als Informator schwedischer Diplomaten ein Zubrot verdiente und dessen kurzes Leben schließlich unter dem Richterbeil ein schmähliches Ende fand – hat sich durch sein berühmtes Buch selbst ein Denkmal gesetzt: Kaum eine Einführung in die russische Geschichte oder Sprachgeschichte, die in den letzten 100 Jahren erschienen ist, lässt sein Werk (mit dem vom ersten Herausgeber, Ja. Berednikov, stammenden Titel „О России в царствование Алексея Михайловича“) unerwähnt. Der russische Text selbst wurde zwischen den Jahren 1840 und 2000 mehrfach herausgegeben, wobei natürlich in unserem Zusammenhang insbesondere die philologisch vorbildliche Ausgabe von Anne Pennington hervorgehoben werden muss, auf die ich im Folgenden in erster Linie verweisen werde (Pennington 1980).[1]

Die schwedischen Akten über den ehemaligen russischen Kanzleischreiber machte der schwedische Historiker Harald Hjärne vor weit mehr als einem Jahrhundert bekannt, und zwar im ersten Heft von Historisk tidskrift (Hjärne 1881); dank der Vermittlung von Jakov Grot wurde der Inhalt von Hjärnes Artikel schon im Jahr darauf – stellenweise etwas verkürzt, an anderen Stellen leicht erweitert – auch russischen Lesern zugänglich (Grot 1882). Die erste Monographie über Kotošichins Leben und Werk erschien ebenfalls schon im vorletzten Jahrhundert (Markevič 1895); die meisten späteren Arbeiten stützen sich auch heute noch vor allem auf diese 120 Jahre alte Publikation.[2] Hier kann vor allem der unterhaltsame populärwissenschaftliche Artikel von Vladislav Tarasov (1997) genannt werden (der ganz und gar ohne Literatur- und Quellenhinweise auskommt, aber andererseits auch keinen auffallenden Fehler enthält), die Einleitung zu der Textausgabe von G. A. Leonteva (2000), die Monographie von H. Łaszkiewicz (2007) sowie die schon vor über zehn Jahren geschriebene Arbeit von A. V. Beljakov, die jedoch erst jetzt veröffentlicht wird (Beljakov, im Druck[3]). Dieser Forscher hatte schon für seine Dissertation (vgl. Beljakov 2001) das gesamte Archiv des Moskauer Gesandtschaftsamts während der Regierungszeit von Zar Aleksej Michajlovič durchforscht; er scheint dabei jedoch nur auf wenige Akten zu Kotošichin gestoßen zu sein, die vorher noch nicht bekannt waren.

Durch ein in diesem Zusammenhang neues Manuskript, das offenbar aus der Feder von Grigorij Kotošichin stammt und hier erstmals ausführlich vorgestellt wird, meine ich jedoch, endlich wieder einige neue Aspekte in die Diskussion bringen zu können.

2 Eine kurze Anleitung zum Erlernen der russischen Sprache im Stockholmer Reichsarchiv

In der Sammlung „Extranea“ des schwedischen Reichsarchivs[4] gibt es ein Manuskript, das offenbar als Lehrmittel – eine Art „Einführung in die russische Sprache für schwedische Zielpersonen“ – gedacht war. (Der Einfachheit halber nenne ich es im weiteren manchmal „Russischkompendium“.) Es wurde erstmals in einer Arbeit über die frühe kirchliche Slavistik in Schweden erwähnt, da es unter anderem ein paar grundlegende Texte aus Luthers Katechismus enthält (Tarkiainen 1974: 77). In seinem Artikel stellte Tarkiainen einen Zusammenhang fest zwischen dem ältesten gedruckten „Lehrbuch“ für Russisch als Fremdsprache, Alfabetum Rutenorum (Stockholm bei Peter van Selov, ohne Angabe des Jahres, aber wahrscheinlich in den Jahren 1638–1644 entstanden), und dem genannten, ebenfalls undatierten Manuskript; er hatte jedoch keine Antwort auf die Frage, ob das Manuskript eine Vorbereitung für die gedruckte Broschüre darstellte oder ob – umgekehrt – der Druck primär war und das Manuskript eine partielle Abschrift. In meiner eigenen Arbeit (Maier 2012), die in erster Linie der gedruckten Broschüre Alfabetum Rutenorum (im weiteren manchmal verkürzt Alfabetum genannt) gewidmet war, habe ich die Stockholmer Handschrift auf die 2. Hälfte der 1660er Jahre datiert und dadurch eindeutig gezeigt, dass das Manuskript keine Vorarbeit für Alfabetum sein kann, sondern eine partielle Abschrift darstellen muss. Sowohl meine Datierung der Handschrift als auch viele weitere Argumente sprachen deutlich für Kotošichin als Anfertiger des handschriftlichen „Russischkompendiums“.[5] Im vorliegenden Aufsatz möchte ich nun überzeugende Argumente für meine Zuweisung vortragen und auch erstmals einige Seiten der Handschrift im Druck vorstellen (s. Abb. 1–5). Die Zuweisung der aktuellen Handschrift zu Kotošichin trägt dann ihrerseits dazu bei, einige kleine Puzzlestücke zu unseren bisherigen Kenntnissen über ihren Verfasser hinzuzufügen.

2.1 Beschreibung der Handschrift: materieller Zustand und Inhalt

Die Handschrift besteht aus einer einzigen, zusammengehefteten Lage von acht Blatt mit den Maßen 227 x 167 mm. Drei Seiten – das ganze erste Blatt und außerdem die letzte Seite (Fol. [8]v) – enthalten keinerlei Text, sondern nur einen leeren doppelten Rahmen (153 x 110 mm), in zwei Spalten aufgeteilt. Schon an dieser äußeren Form zeigt sich die Ähnlichkeit mit dem gedruckten „Russischlehrbuch“ Alfabetum, das jedoch den Doppelrahmen auf allen Seiten aufweist.[6]

Die erste Seite mit sprachlichem Inhalt ist Fol. [2]r (s. Abb. 1), auf der das kyrillische Alphabet in zwei Ausführungen aufgelistet wird, und zwar zuerst als „Versalien“, danach – in deutlich kleinerer Ausführung – als „Minuskeln“,[7] wobei am Anfang beider Serien eine zusätzliche Initiale „a“ in roter Tinte angebracht ist (der Großbuchstabe in einer sehr künstlerischen Ausführung). Dabei

Abb. 1. Fol. [2]r: Die erste Textseite des Stockholmer Extranea-Manuskripts.
Abb. 1. Fol. [2]r:

Die erste Textseite des Stockholmer Extranea-Manuskripts.

sind die beiden Serien weitgehend untereinander identisch, abgesehen von einigen minimalen Unterschieden: So enthalten beide Serien für das /u/-Phonem das Graphem ‹›; daneben enthält die erste noch das ‹у›, die zweite dagegen den Digraph ‹ѹ›. Nur die erste Serie enthält neben ‹ω› auch noch das ‹ѿ›, die zweite hat dafür zwei verschiedene ‹o›-Grapheme, ein schmales und ein breiteres, das in der ersten fehlt. Außerdem ist die Reihenfolge der Grapheme ‹ш щ› in der zweiten Serie umgekehrt (‹щ ш›). Beide Serien enthalten – hinter dem jat’ und dem ‹є›-Graphem – auch noch das moderne ‹э›, was zu dieser Zeit in ostslavischen Fibeln noch nicht üblich war.[8] In diesem Fall folgte der Verfertiger der Handschrift ganz einfach seiner Vorlage, der gedruckten Broschüre Alfabetum Rutenorum, wobei er sich natürlich an den ersten beiden Serien – den einzigen vollständigen Auflistungen in diesem Druck – orientiert haben muss. Der wichtigste Unterschied im Vergleich zu der gedruckten Vorlage ist das Fehlen von ‹ѧ› in der Handschrift; entweder hat er es vergessen, oder er sah nicht ein, wozu neben einem ‹› auch noch ein eigener ‹ѧ›-Buchstabe stehen sollte. (Schon in der gedruckten Vorlage, Alfabetum, standen ‹› und ‹ѧ› als eine Art Varianten nebeneinander, mit nur einem Namen für beide Grapheme, „Jaa“.) Die Auflistung der Buchstaben in den Formen der Kanzleikursive – skoropis’ – einige Seiten später deutet, wie wir sehen werden, eher auf die zweite Erklärung hin, denn es gibt keinen Punkt, oder gar „...“, zwischen den -ähnlichen und den ѧ-ähnlichen Zeichen, wie in allen Fällen, in denen wirklich zwei verschiedene Grapheme in derselben Zeile stehen (s. Abb. 2–3).

Auf den folgenden drei Seiten (Fol. [2]v, [3]r–v) befindet sich noch einmal das kyrillische Alphabet. Diese Seiten sind jeweils in fünf Spalten aufgeteilt (gegenüber vier in Alfabetum). Die zweite Spalte enthält die kyrillischen Buchstaben – nun in roter Farbe – entsprechend der Auflistung auf der ersten Seite; daneben steht – in derselben Spalte, in schwarz – in den meisten Fällen der Name des entsprechenden Buchstaben in lateinischer Transkription. Die dritte Spalte nennt dieselben Namen in kyrillischer Schrift, wobei wieder ein paar Besonderheiten zu nennen sind: ‹ї› und ‹ю› haben keine „Namen“, sondern es wird in der Namensspalte einfach der entsprechende Buchstabe selbst noch einmal wiederholt; bei ‹ѹ› steht als Name „у“, bei ‹ѣ› „тъ“ (sic! mit ъ!); ‹є› und ‹э› – die offenbar als Varianten betrachtet werden – heißen beide „є“. Bemerkenswert ist weiterhin, dass ‹ш› und ‹щ› nebeneinander stehen (nicht untereinander) und dass als „Namen“ für ‹ш щ› „ща ша“ (in dieser Reihenfolge!) angegeben sind. Als „Name“ von ‹ѧ› ist „“ genannt.

In der allerersten Spalte, ganz links, werden für viele der kyrillischen Buchstaben – aber bei weitem nicht für alle – lateinische Äquivalente aufgeführt, z. B. für die ersten vier Buchstaben des kyrillischen Alphabets „a, b, w, g h“. (Die lateinischen Buchstaben „g“ und „h“ stehen dabei nebeneinander, entsprechend der Anordnung im gedruckten Alfabetum; sie werden also beide als mögliche Äquivalente zu ‹г› betrachtet – übrigens wird in beiden Lehrmitteln „h“ als Transkription auch für ‹х› angegeben). Einige Unterschiede zu Alfabetum gibt es jedoch auch hier: die lateinische Entsprechung zu ‹з› ist in der Handschrift „z“, nicht „S“, wie in der gedruckten Broschüre; ‹и› wird jetzt durch „ij“ (oder „ÿ“) wiedergegeben, ‹ї› dagegen durch „i“ (in Alfabetum war als Entsprechung zu beiden Graphemen in der ersten Spalte „i“ genannt); bei ‹ѧ/ › hat Alfabetum „ä”, die Handschrift dagegen „a“.[9] Die erstgenannte Abweichung scheint mir relevant zu sein im Kontext der Diskussion zum Autor der Handschrift: Für Kotošichin – der während seines Aufenthaltes in Polen Polnisch gelernt hatte – ist es natürlich naheliegender, ausgehend von der Aussprache des polnischen ‹z›-Graphems als [z], in der Transkriptions- bzw. Aussprachespalte eben dieses Zeichen anzugeben; bei einem Schweden wäre das sehr überraschend gewesen, da ein stimmhaftes [z] in seiner Sprache nicht existiert. Für viele Grapheme gibt es jedoch schon in der gedruckten Broschüre überhaupt keine Entsprechung in dieser ersten Spalte, und zwar für ‹ω, ц, ч, ш, щ, ъ, ы, ь, ѣ, є/э, ψ, ѵ›. In der Handschrift hat sich an diesem Zustand nicht viel geändert, aber immerhin finden wir hier für ‹ѿ›[10] in der linken Spalte nun doch eine Entsprechung, nämlich „å“ (mit der Namensform „ååt“ in der zweiten Spalte). Das ist völlig korrekt, denn das schwedische ‹å› wird immer als [o] ausgesprochen – im Gegensatz zum schwedischen ‹o›, das nur relativ selten als [o] ausgesprochen wird, viel häufiger dagegen als [u].[11] Wir können aus diesem Zusatz wohl den Schluss ziehen, dass der Verfertiger der Handschrift über eine gewisse Vorstellung vom Verhältnis zwischen Lauten und Graphemen im Schwedischen verfügte.

In der gedruckten Broschüre gibt es danach noch eine weitere Spalte, die in den meisten Fällen leer blieb, aber in einem Viertel aller Zeilen – genauer gesagt in zehn von vierzig Fällen – Anweisungen (in Schwedisch) für die Aussprache gewisser Buchstaben enthält.[12] Der Verfertiger der Handschrift hat hier nicht nur eine Spalte eingerichtet (wie in Alfabetum), sondern zwei, die aber beide leer geblieben sind. Ich nehme selbstverständlich an, dass er einen Plan hatte, wie diese beiden Spalten später ausgefüllt werden sollten (vielleicht von einem schwedischsprachigen Kollegen?).

Die folgenden Seiten (Fol. [4]r–v; s. Abb. 2–3) enthalten die Buchstabenformen der russischen Kanzleikursive (skoropis’), wobei jeder Buchstabe mit möglichst vielen Varianten vertreten ist.[13] Die ersten drei Buchstaben des Alphabets – ‹а, б, в› (und, ein bisschen überraschend, ‹ѳ›) – füllen dabei eine ganze Zeile aus, die übrigen eine halbe; im letztgenannten Fall steht zwischen den beiden dis

Abb. 2. Fol. [4]r: Die Buchstabenformen der Kanzleikursive, skoropis’ (1. Teil)
Abb. 2. Fol. [4]r:

Die Buchstabenformen der Kanzleikursive, skoropis’ (1. Teil)

tinkten Graphemen jeweils ein Punkt oder „...“ als Separator. Die vielen Entsprechungen des heutigen Graphems ‹я› (eine der interessantesten Zeilen in dieser Zusammenstellung) nehmen zusammen eine ganze Zeile ein, wobei der Eindruck erweckt wird, dass alle diese Formen – unter anderem auch die beiden

Abb. 3. Fol. [4]v: Die Buchstabenvarianten der Kanzleikursive (Forts.); unten Kotošichins charakteristischer Zier-Schnörkel.
Abb. 3. Fol. [4]v:

Die Buchstabenvarianten der Kanzleikursive (Forts.); unten Kotošichins charakteristischer Zier-Schnörkel.

„Dubletten“ ‹› und ‹ѧ›, die ursprünglich auf verschiedene Grapheme zurückgehen – von unserem Schreiber als reine Varianten aufgefasst wurden, die teilweise mehr oder weniger kontinuierlich ineinander übergehen konnten; unter diesen Varianten ist auch die moderne Form ‹я›. (Besonders schön wird dieser „Variantencharakter“ weiter unten in den Überschriften zu den Geboten 2–10[14] illustriert: Вторая, Третьѧя (in der gedruckten Vorlage: Третьа), Четвертая, Пятаѧ, Шестаѧ, Сед’маѧ, Ѻсмая,[15] Девятая, Десѧтаѧ; vgl. Abb. 4 für die Gebote 4–8.). Bemerkenswert ist außerdem, dass die Formen, die ihrem Ursprung nach auf ein und dasselbe Graphem zurückgehen, nicht konsequent zusammen gruppiert sind. So beginnt die Zeile mit zwei Formen eines ursprünglichen ‹›-Graphems (s. Abb. 3, Zeile 6), und auch das vierte und sechste Zeichen würde man wohl am ehesten als a jotirovannoe lesen, während dem dritten Zeichen sowie Nr. 5 und 7 offenbar sowohl Elemente aus a jotirovannoe als auch aus jus malyj zugrunde liegen – sie sehen alle aus wie Hybridformen aus den beiden ursprünglichen Graphemen. Die beiden folgenden Formen, 8 und 9, und auch die allerletzte, 16, können ebenfalls nicht leicht als eines der ursprünglichen Grapheme interpretiert werden (obwohl sie genetisch ziemlich sicher auf das ‹› zurückgehen). Diese drei Formen werden in den Dokumenten des Posol’skij prikaz sehr häufig benutzt; heutige Herausgeber von skoropis’-Texten des 17. Jahrhunderts transkribieren sie normalerweise mit dem „modernen“ ‹я›-Buchstaben. (Für diese Formen kennen wir selbst in unseren modernsten Computerzeichensätzen kein Zeichen.[16]) Danach kommt – in dreifacher Ausführung – ein Zeichen, das wir traditionell in unseren Editionen als ‹ѧ› wiedergeben, dann ein eindeutiges modernes ‹я› (ebenfalls dreimal) und ganz am Ende noch eine weitere „undefinierbare“ und in unserer Typographie nicht reproduzierbare Form.

Nach dieser „Einführung in die Paläographie“ (die Tabelle eignet sich auch heute noch hervorragend für alle, die Texte des Gesandtschaftsamts lesen und/oder transkribieren wollen) folgen jetzt einige Katechismustexte, auf sechs Seiten, Fol. [5]r–[7]v; diese sind sicher als Lesestoff gedacht – als Übungstexte. (Das gedruckte Alfabetum hatte vor dem Katechismusteil noch drei Seiten mit sinnlosen Silben – ба ва га ..., бе ве ге ..., бла вла гла ..., бле вле гле ... –, entsprechend der Tradition der ostslavischen Fibeln; diese haben in der Handschrift gar keine Entsprechung.) Es handelt sich nur um einen geringen Teil der Texte, die in Alfabetum abgedruckt waren. Dessen Katechismusteil umfasste ganze 21 Seiten; in der Handschrift ist nur die „Haupttrias“ von Luthers Kleinem Katechismus – das Vaterunser, das Glaubensbekenntnis und der Dekalog – vertreten. (Das Manuskript behielt die recht ungewöhnliche Reihenfolge der Stücke aus der Vorlage bei.[17] – Ausführlicher zu den Katechismustexten s. Abschnitt 4.3.) Typischerweise werden die Übungstexte in zwei verschiedenen Schriftarten dargeboten (denn die schwedischen Studenten mussten mit beiden vertraut sein): Die ersten dreieinhalb Seiten sind in Halbunziale geschrieben; in der Mitte von Fol. [7]v – nach dem Glaubensbekenntnis – erfolgt jedoch ein Wechsel zur Kanzleikursive, und der letzte der zitierten Katechismustexte (der Dekalog) ist jetzt in der kalligraphischen „Schnellschrift“ des Gesandtschaftsamtes ausgeführt.

Die letzte Textseite, Fol. [8]r, enthält die kyrillischen Buchstaben mit ihren Zahlenwerten, von 1 bis 1 000 000,[18] wobei nur die ersten Zahlen – bis 31 – vollständig genannt werden, danach gibt es Kürzungen (z. B. „40, 41 usw.; 50, 51 usw.“). Das hier illustrierte Zählsystem unterscheidet sich von dem System, das traditionell in kyrillischen Handschriften verwendet wurde: Im traditionellen

Abb. 4. Ausschnitt von Fol. [7]r: 3.–8. Gebot (s. besonders die verschiedenen Ausführungen des letzten Buchstaben in den sechs Überschriften).
Abb. 4. Ausschnitt von Fol. [7]r:

3.–8. Gebot (s. besonders die verschiedenen Ausführungen des letzten Buchstaben in den sechs Überschriften).

System wurden die Tausender nur bis einschließlich 9 000 mit dem Symbol für „1000“ (҂, als Subscript) vor einer Zahl angegeben (z. B. „҂З“ für 7 000); die höheren Tausender dagegen – 10 000, 20 000, 30 000 usw. – wurden mit den Zahlen für 1 (А), 2 (В), 3 (Г) usw. in einem Ring dargestellt, z. B. ⓐ für 10 000. Die nächste Zehnerpotenz – 100 000, 200 000 usw. – bekam anstatt des durchgezogenen Rings einen durchbrochenen, punktierten; 1 000 000 usw. einen Ring aus „Strahlen“ ( ҉ ).[19] Unserer Handschrift liegt dagegen ein anderes Zählsystem zugrunde, nämlich dasjenige, das im Gesandtschaftsamt benutzt wurde: Hier wurden die Tausender konsequent mit dem Symbol „҂“ (als Subscript) vor einer Zahl angegeben, und zwar auch nach 9 000; so wurde 10 000 als „҂I“wiedergegeben, 11 000 als „҂А҂I“ (vgl. die Reproduktion der Tabelle in Abb. 5[20]). Vermutlich ist dieses System praktischer für hohe Zahlen – das Gesandtschaftsamt war ja genau der Ort, wo russische Schreiber regelmäßig mit sehr hohen Zahlen zu tun hatten, z. B. beim Herstellen der Vesti-Kuranty, Übersetzungen aus westeuropäischen gedruckten und geschriebenen Zeitungen, in denen ständig von enormen Armeen die Rede war, von Kriegsvorbereitungen und Schlachten mit Tausenden von Gefallenen und Gefangenen, aber auch Listen mit Waren, die aus Ostindien nach Holland importiert wurden, z. B. Riesenmengen an Stoffen, Zucker, Pfeffer, ungeschliffenen Diamanten usw.;[21] bei großen zusammengesetzten Zahlen würden sich auch sehr unregelmäßige Zeilen ergeben, da manche Zahlen dann in einem Ring stehen, andere dagegen mit einem Subscript versehen wären. Die Tatsache, dass unser Schreiber das „Kanzleisystem“ verwendete, ist natürlich – neben der Kanzleischrift – ein weiterer Hinweis darauf, dass er eine Vergangenheit im Gesandtschaftsamt hatte.

Abb. 5. Fol. [8]r: Mathematische Tabelle; am Ende der charakteristische Zier-Schnörkel (vgl. auch Abb. 3).
Abb. 5. Fol. [8]r:

Mathematische Tabelle; am Ende der charakteristische Zier-Schnörkel (vgl. auch Abb. 3).

Die drei unbeschriebenen Seiten (Fol. [1]r–v und [8]v) und das Fehlen der schwedischen Texte im Katechismusteil weist meiner Meinung nach darauf hin, dass die als Lehrmittel gedachte Handschrift in der uns heute vorliegenden Form nicht vollendet war. Ich vermute, der Autor hatte vor, die leeren Seiten und Spalten später auszufüllen (bzw. von einem Kollegen ausfüllen zu lassen), wozu es aber nicht kommen sollte.

2.2 Zur Datierung der Handschrift

Es kommt recht selten vor, dass ein undatierter Druck oder eine Handschrift auf Grund des Papiers – in erster Linie des Wasserzeichens – einigermaßen genau datiert werden kann.[22] Dafür gibt es viele Gründe: Erstens ist nur ein Bruchteil aller jemals benutzten Wasserzeichen in wissenschaftlichen Arbeiten und Wasserzeichensammlungen erfasst (z. B. in gedruckten Verzeichnissen, online-Sammlungen usw.); zweitens wird der Wert vieler Abbildungen dadurch vermindert, dass die von den Bodendrähten des Schöpfsiebs verursachten Linien, die Kett- und Ripplinien, nicht in die Zeichnungen mit aufgenommen wurden. Wenn wir aber auf der Grundlage von Wasserzeichen die Entstehungszeit eines Papierbogens relativ genau beurteilen wollen, hilft es uns wenig, wenn wir ein ähnliches Zeichen auf einem datierten Papier finden, denn ein vom Typ her ähnliches Zeichen konnte selbstverständlich immer wieder von neuem hergestellt werden. Selbst ein im Grunde identisches Zeichen ist noch nicht ausreichend für eine zuverlässige Datierung, denn wenn ein Sieb ausgedient hatte, das Drahtzeichen – dessen Herstellung mit hohen Kosten verbunden war – aber noch intakt war, konnte dieses natürlich wieder in einem neuen Schöpfsieb befestigt und weiterhin verwendet werden, und das auch noch nach längerer Zeit (vgl. Gerardy 1964: 32; 1980: 38). Eine korrekte Datierung erhalten wir nur dann, wenn wir zeigen können, dass das zu datierende Papier in der gleichen Form hergestellt worden ist wie das schon datierte Papier,[23] weshalb bei einem Papiervergleich und auf jeder Abzeichnung – Abpausung, Abreibung[24] – die Kett- und Ripplinien berücksichtigt werden sollten.

Mit dem Wasserzeichen in der Stockholmer Extranea-Handschrift hatte ich jedoch Glück. Auf Fol. [2] ist der obere Teil einer Narrenkappe mit fünf Schellen zu sehen;[25] die „Fortsetzung“ davon (der untere Teil) ist auf Fol. [7]. Es gibt auch eine Gegenmarke, sogar dreimal, und zwar die Initialen „PHO“. Diese spezifische Narrenkappe mit der PHO-Gegenmarke wurde in der Literatur zur Papierforschung schon mehrmals behandelt: Zuerst hat sie F. Wibiral dokumentiert (Wibiral 1877: 167, Nr. 3k, aus dem Jahre 1669 oder etwas früher; Nr. 3l, ungefähr 1670); später finden wir sie bei Laucevičius (1967, Nr. 2646, aus dem Jahre 1668), Rudén (1968, Anhang Nr. 27, aus den Jahren 1664–1668), Gaudriault (1995, Nr. 1020, datiert 1665) und Lindberg (1998, A 85, Nr. 418 aus dem Jahre 1668).[26] Offenbar wurde dieses Papier in der Stockholmer Reichskanzlei in der zweiten Hälfte der 60er Jahre des 17. Jahrhunderts häufig verwendet, wie unter anderem auch aus der sehr sorgfältigen Studie von J. O. Rudén über die Narrenkappenwasserzeichen in der Düben-Musiksammlung[27] hervorgeht (Rudén 1968), und tatsächlich stimmen mehrere von Rudéns Zeichnungen aus Musikhandschriften und Akten im Stockholmer Reichsarchiv genau mit dem Zeichen in unserer Extranea-Handschrift überein (einschließlich der Position der Kettlinien im Verhältnis zum Drahtzeichen). Auch generell bin ich weder in Wasserzeichenverzeichnissen noch in meinen eigenen Untersuchungen von datierten Akten im Stockholmer Reichsarchiv auf eine Narrenkappenmarke mit dem PHO-Gegenzeichen aus irgendeiner anderen Zeit als der Periode 1665–1673 gestoßen. Somit können wir schon jetzt festhalten, dass die hier behandelte Handschrift mit großer Sicherheit ebenfalls in dieser Zeit angefertigt wurde.

Wenn meine Argumente für Kotošichin als Verfertiger der Handschrift überzeugen (s. Abschnitt 3), können wir sie sogar noch genauer datieren, als das auf Grund einer Papieruntersuchung möglich ist: Sie entstand in diesem Fall zwischen Kotošichins Anstellung in Stockholm im Frühjahr 1666 und seiner Hinrichtung im November des darauffolgenden Jahres. Sogar eine noch genauere Datierung erscheint möglich: Die Narrenkappenmarke in der Extranea-Handschrift ist nämlich identisch mit einer der beiden Marken im zweiten Teil von Kotošichins Buch über den Moskauer Staat (Fol. 191–249; vgl. auch Pennington 1980: 8), das in der Universitätsbibliothek von Uppsala aufbewahrt wird. Wir können daraus schließen, dass er an dem Lehrmittel zur gleichen Zeit arbeitete, in der er auch die Reinschrift des letzten Teiles seines bedeutenden Buches anfertigte, oder sogar nach Beendigung des Buches. Deshalb kommt eher das Jahr 1667 in Frage, und da er diese Arbeit vermutlich nicht erst im Gefängnis erledigte, kann der Zeitraum noch weiter eingeschränkt werden, nämlich auf die Zeit vor dem 25. August 1667 – dem Tag, an dem er im Gefängnis landete, da er seinen Kollegen und Hausherrn Daniel Anastasius in betrunkenem Zustand so gefährlich verletzt hatte, dass dieser ungefähr zwei Wochen später seinen schweren Wunden erlag.

Abb. 6. Die Titelseite von Kotošichins Buch (Univ.-Bibl. Uppsala, Slav. 29).
Abb. 6.

Die Titelseite von Kotošichins Buch (Univ.-Bibl. Uppsala, Slav. 29).

3 Argumente für Grigorij Kotošichin als Verfertiger der Handschrift

Schon am Anfang dieses Artikels habe ich erwähnt, dass die hier diskutierte Extranea-Handschrift meiner Meinung nach von Grigorij Kotošichins Hand stammt; hier sollen nun alle Argumente, die für diesen Verfasser sprechen, zusammengestellt werden. Ein Ausgangspunkt für alle Überlegungen ist die Tatsache, dass die Extranea-Handschrift allem Anschein nach in Schweden entstanden ist. Wollte man annehmen, sie sei in Russland entstanden, so müsste erstens nach dem Zweck gefragt werden (und wo ein dortiger Schreiber die gedruckte Alfabetum-Broschüre gefunden hätte); zweitens wäre es mehr als auffällig, dass in der gleichen Form geschöpftes Papier sowohl in der Stockholmer Kanzlei als auch in Russland verwendet wurde; drittens müsste dann erklärt werden, wie die Handschrift aus Russland ins schwedische Reichsarchiv gekommen sein kann.

Hier folgt nun die Aufzählung aller weiteren Argumente:

  1. Nur eine Person mit einer Vergangenheit im Posol’skij prikaz war imstande, russische Texte nicht nur in Halbunziale, sondern auch in der kalligraphischen Kursive dieser Kanzlei zu schreiben; Kotošichin, der schon seit frühester Jugend in einer Moskauer Behörde arbeitete (und vom Jahreswechsel 1658–59 an bis zu seiner Flucht im Jahre 1664 im Posol’skij prikaz),[28] beherrschte diese Schrift bis in die Fingerspitzen. Es fällt schwer, zu dem relevanten Zeitpunkt – 2. Hälfte der 1660er Jahre – auch nur eine weitere Person zu nennen mit einer Vergangenheit in der russischen Zentralverwaltung und den notwendigen Qualifikationen.

  2. Nicht jeder beliebige Schreiber des Posol’skij prikaz hatte eine so perfekte Handschrift und konnte auch solche Initialen produzieren, wie das auf Fol. [2]r der Fall ist. Kotošichin war ein hervorragender Schreiber; nicht umsonst wurde gerade er im Jahre 1662 mit der ehrenvollen Aufgabe betraut, die Reinschrift eines Briefes an den schwedischen König anzufertigen: Am 20. November 1662 wurden ihm für diese Reinschrift fünf Rubel ausbezahlt[29] (das entsprach einem Viertel seines normalen Jahresgehaltes im Jahre 1662/63; Markevič 1895: 16; Beljakov, im Druck).

  3. Das mathematische System auf Fol. [7]r der Handschrift weist ebenfalls auf eine Person aus dem Posol’skij prikaz hin; ein anderer Schreiber hätte eher das traditionelle – d. h. in älteren kyrillischen Handschriften gebräuchliche – System verwendet (vgl. Ščepkin 1967: 151).

  4. Wie oben schon gezeigt wurde (Abschnitt 2.2), wurde mindestens ein Blatt der Extranea-Handschrift und ein Teil der letzten ca. 60 Blätter von Kotošichins Buch im gleichen Schöpfsieb hergestellt.[30] Mit einem Sieb wurden allerdings normalerweise ungefähr 300 000–400 000 Papierbogen produziert, bevor es ersetzt werden musste (Gerardy 1964: 63), so dass dieses Argument – für sich allein genommen – wenig aussagekräftig wäre; zusammen mit allen anderen Argumenten ist es jedoch ein weiteres starkes Indiz, denn es ist dann ganz logisch, dass Kotošichin Papier aus der gleichen Lieferung ans „Archivum“ für seine Hauptaufgabe, das Buch, und die Nebenaufgabe (oder sein Privatvergnügen? – s. unten), das Russischlehrmittel, benutzte.

  5. Ein genauer Vergleich der Handschrift in Kotošichins Buch und in der Extranea-Handschrift führt ebenfalls zum gleichen Ergebnis; es wäre fast ein Wunder, wenn zwei verschiedene Schreiber so ähnlich schreiben würden. Besonders deutlich wird die Ähnlichkeit bei den Zahlen (man vergleiche z. B. die Zahlentabelle auf Fol. [7]r der Extranea-Handschrift – Abb. 5 – mit den Zahlen im „Inhaltsverzeichnis“ von Kotošichins Buch auf Fol. 234–249), aber auch sonst können die meisten der Varianten aus Fol. [4] der Extranea-Handschrift auch in Kotošichins Buch belegt werden.

  6. In Kotošichins Buch gibt es an einigen Stellen, wo der Text nicht die ganze Seite füllt, einen in einem Zug durchgezeichneten „Zierschnörkel“, meistens in der Form einer liegenden „8“ (s. vor allem auf Fol. 232v und 249v; diese Schnörkel sind natürlich niemals untereinander völlig identisch). Einen sehr ähnlichen Schnörkel finden wir auch an zwei Stellen in der Stockholmer Handschrift, und zwar auf Fol. [4]v und [8]r, d. h. am Ende der skoropis’-Buchstaben und der Zahlentabelle (s. Abb. 3 und 5).

  7. Die rote Zier-Initiale („в“) auf der Titelseite von Kotošichins Buch ist in der Art und in der Ausführung sehr ähnlich wie die entsprechende – ebenfalls rote – Initiale („a“) der Stockholmer Handschrift: beide sind verziert mit Blumen- und Blattmustern (vgl. Abb. 1 bzw. 6).

  8. Die Orthographie in Kotošichins Buch und in der Stockholmer Handschrift ist verblüffend ähnlich. So wurde schon erwähnt, dass ein traditionelles ‹›-Graphem im Buch nicht vorkommt (s. Anm. 16); im „Russischkompendium“ gibt es zwar ein Vorkommen von ‹›, und zwar in dem Wort ко (auf Fol. [5]r) – typischerweise jedoch in einem Text, der in Halbunziale geschrieben ist (auf der gleichen Seite finden wir ein ѧкоже, ebenfalls in Halbunziale). Aus dem letztgenannten Beispiel erkennt man leicht die Präferenz des Schreibers, denn in der gedruckten Vorlage war dieses Wort mit ‹› geschrieben. In den skoropis’-Texten werden als Entsprechung für das heutige ‹я›-Graphem nur diejenigen Formen verwendet, die A. Pennington in Kotošichins Buch registriert hat; vor allen Dingen kein a jotirovannoe, ‹›. Auch viele andere der von Pennington (1980: 190–196) genannten orthographischen Besonderheiten in Kotošichins Buch finden wir in den Zehn Geboten der Extranea-Handschrift – dem einzigen in skoropis’ geschriebenen Katechismustext (nur ungefähr zwei Spalten Text) – wieder: Die Grapheme ‹ь / ъ› haben in beiden Handschriften immer deutlich distinkte Formen; in Kotošichins Buch dominiert ‹› sehr stark gegenüber ‹у›, während das letztgenannte Zeichen in der anderen Handschrift in dem kurzen skoropis’-Text gar nicht vorkommt; nach Vokalen steht für /j/ hier wie da immer ein hochgestelltes ‹и› (ungefähr in der Form eines liegenden „s“; ein ‹й› gibt es in keiner der beiden Handschriften); die Formen ‹ɛ› und ‹є› für das /e/-Phonem sind austauschbar (vgl. auf Fol. [6]v: заповɛдєи, мɛнє); in einer Kombination von zwei Graphemen für das /i/-Phonem steht in Kotošichins Buch fast ausschließlich und in der Stockholmer Handschrift ausschließlich ‹иi›, z. B. Бжиї[31] (Fol. [6]v), биiства (Fol. [7]r; vgl. Abb. 4 im Fünften Gebot), übrigens ganz im Gegensatz zur kirchenslavischen Tradition, die hier ‹iи› hat. (Einige andere der von A. Pennington festgestellten orthographischen Charakteristika können wohl vor allem wegen der begrenzten Textmenge in der Stockholmer Handschrift nicht belegt werden.)

  9. Die auffallende Abweichung in der „lateinischen Transkription“ des Graphems ‹з› („Zemlja“) – in der gedruckten Vorlage „S“, in der Abschrift „z“ – ist sehr leicht zu erklären, wenn Kotošichin der Schreiber war, denn mit seinem polnischen „Hintergrund“[32] war es für ihn naheliegend, den russischen [z]-Laut in lateinischer Schrift mit einem „z“ wiederzugeben.

Jeweils für sich genommen wäre jedes dieser Argumente nicht sehr aussagekräftig, aber alle zusammen ergeben sie doch ein sehr überzeugendes Bild: Ein anderer Schreiber als Kotošichin ist eigentlich undenkbar. In diesem Fall kann auch sehr leicht erklärt werden, wie diese Handschrift ins schwedische Reichsarchiv kam, denn weil Kotošichin seinen Arbeitsplatz in der staatlichen Kanzlei – und sogar im „Archivum“! – hatte, ist es nur natürlich, dass sein „Nachlass“ genau in diesem Archiv aufbewahrt wird. Wir können dann auch erklären, warum insbesondere die „schwedischen“ Spalten der Handschrift leer geblieben sind: Kotošichin hatte zwar im Frühling oder Sommer 1667 sicher einige Grundkenntnisse des Schwedischen,[33] war aber offenbar noch nicht in der Lage, den in seiner Vorlage in Fraktur gedruckten schwedischen Text adäquat wiederzugeben. Entweder wollte er warten, bis er selber besser Schwedisch gelernt hat, oder es war seine Absicht, bei Gelegenheit einen Kollegen im Archiv um Hilfe zu bitten, z. B. den „Translator“ Olof Barckhusen oder den Dolmetscher Daniel Anastasius (bei dem er in Untermiete wohnte).

4 Konsequenzen aus dieser Zuschreibung für unser Wissen um Kotošichin

4.1 Kotošichin als Russischlehrer in spe?

Wie aus dem vorhergehenden Abschnitt hervorgeht, können wir mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass das hier vorgestellte Lehrmittel von Kotošichin produziert wurde. Dagegen ist es schwieriger, die Frage zu beantworten, warum er das tat – war es seine eigene Initiative, oder wurde ihm diese Arbeit aufgetragen, als er mit seinem Hauptwerk fertig (oder jedenfalls fast fertig) war? Den Plan, dass er schwedischen Kindern und Jugendlichen die russische Sprache beibringen könnte, hatte er auf jeden Fall schon gleich nach seiner Ankunft in Schweden.[34] Bereits im März 1666 richtete Kotošichin eine Petition an den – noch unmündigen – schwedischen König Karl XI. und eine weitere an den Reichsrat.[35] Die erstgenannte Petition enthält keine spezifischen Vorschläge, womit er dem schwedischen Reich dienen könnte; in der zweiten aber macht Kotošichin recht konkrete Vorschläge: Man möge ihm doch einen schwedischen Studenten zuweisen, der ihm die schwedische Sprache beibringen könnte; im Gegenzug würde er diesem Studenten Russisch beibringen, so dass dieser Student anschließend als Russischdolmetscher dienen könne (Kotošichin war anscheinend ein früher Anhänger des heute so populären „Tandem-Systems“ zum Sprachenlernen). Außerdem bietet er an, schwedischen Kindern Russisch beizubringen – zumindest den Kindern der „Hohen Herren“ des Reichsrates (womit natürlich nur die Söhne gemeint sind), damit sie später entweder als Gouverneure dienen können in Gegenden, wo es von Vorteil ist, Russisch zu beherrschen, z. B. in Riga, oder als Abgesandte nach Russland geschickt werden können.[36] Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob Kotošichin ein solcher Tandem-Student zugeteilt wurde und ob jemals ein schwedischer Jugendlicher in den Genuss kam, von diesem native speaker unterrichtet zu werden. Wie dem auch sei, er machte sich offenbar an die Arbeit, um ein geeignetes Lehrmittel herzustellen. Ob das auf seine eigene Initiative hin geschah oder auf Initiative seines Arbeitgebers, des schwedischen Staates, kann wohl nicht mehr mit Sicherheit herausgefunden werden. Einige Indizien sprechen meiner Meinung nach eher für die letztgenannte Alternative, unter anderem die Tatsache, dass das halbfertige Manuskript im schwedischen Archiv aufbewahrt wurde (wo es wohl nach Kotošichins Festnahme und Hinrichtung einfach liegen blieb) und dass es auf „staatseigenem“ Papier geschrieben war; außerdem konnte man ja für das ihm zugeteilte Stipendium von 300 Silbertalern pro Jahr (Hjärne 1881: 75, Anm. 1) etwas von ihm verlangen. Ich meine deshalb, er bekam von seinem Arbeitgeber den Auftrag, eine „Neuauflage“ von Alfabetum Rutenorum anzufertigen, und er bekam sicher auch die gedruckte Broschüre selbst, die als Vorlage dienen sollte. Für die Ausbildung von Russischdolmetschern der schwedischen Krone wurde zweifellos ein Lehrmittel benötigt, und die gedruckten Exemplare von Alfabetum waren vermutlich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte aufgebraucht; außerdem enthielt das gedruckte Exemplar aus verständlichen Gründen keine Aufstellung der Buchstaben in den Formen der Kanzleikursive, und nicht einmal ein Verzeichnis der Zahlen – beide Elemente waren aber für zukünftige Dolmetscher und Übersetzer der schwedischen Krone unbedingt notwendig. (Eine Neuauflage der gedruckten Alfabetum-Broschüre war ausgeschlossen, da es seit Peter van Selow in Schweden keinen Drucker mehr gab, der kyrillische Typen – oder wenigstens Matrizen – besaß.)

4.2 Kotošichins Schwedischkenntnisse

Wie wir aus der „Vita Selitski“ – der von Kotošichins Übersetzer, Olaf Barckhusen, verfassten kurzen Lebensbeschreibung – entnehmen können, verstand Kotošichin nur zwei Sprachen, Russisch und Polnisch (Adde 1908: 3; s. auch oben, Anm. 32). Bei den Gerichtsverhandlungen waren deshalb immer Dolmetscher anwesend; der Pfarrer, Johann Herbinius, der den zum Tode Verurteilten öfter im Gefängnis besuchte, ihm mit Gottes Wort Trost schenkte und nach seinem Hinscheiden der Nachwelt bestätigte, dass er (Kotošichin) „obiit quam piissime“ (Hjärne 1881: 79–80), stammte aus Preußen und sprach gut polnisch. Der Wortwechsel und die Handgreiflichkeiten zwischen Kotošichin und Daniel Anastasius fanden auf Russisch statt.[37] Das neue Manuskript fügt zu unserem bisherigen Wissen über Kotošichins Schwedischkenntnisse nichts Wesentliches hinzu, denn es war schon vorher bekannt, dass zumindest bescheidene (wahrscheinlich vor allem passive) Schwedischkenntnisse vorhanden waren. Die einzige neue Information in diesem Zusammenhang ist, dass Kotošichin anscheinend über das Verhältnis zwischen schwedischen Buchstaben und Sprachlauten einigermaßen informiert war (vgl. oben, Abschnitt 2.1).

4.3 Kotošichin und die Religion

Aus Olaf Barckhusens „Vita Selitski“ wissen wir, dass Kotošichin in Schweden zum Luthertum übergetreten war: „Die russische Religion gab er völlig auf und bekannte sich zu der lutherischen, denn er hielt die Russen, seine Landsleute, für ein blindes Volk, was die Religion betrifft [...]“; kurz vor seiner Enthauptung wurde ihm von Olof Petri Kråka das Abendmahl dargereicht.[38] Auch die Bearbeitung des katechetischen Materials in seinem Manuskript scheint zum Ausdruck zu bringen, dass es diesem Verfasser nicht gleichgültig war, was da stand; genau wie im linguistischen Teil folgte er auch hier durchaus nicht blind seiner Vorlage. Im Glaubensbekenntnis und in den Zehn Geboten machte er keine inhaltlichen Änderungen, aber das Vaterunser enthält – im Vergleich mit der Version in der gedruckten Broschüre Alfabetum – eine Ergänzung: In der Vorlage folgte auf die letzte Bitte des Gebetes unmittelbar das „Amen“; eine Entsprechung des Satzes „Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit“ fehlte in diesem Druck, sowohl auf Kirchenslavisch als auch auf Schwedisch.

Diese Doxologie (Lobpreisung) war in der Form des Gebetes, wie sie in Lukas (11,2–4) erscheint, nicht vorhanden; in der Version von Matthäus (6,9–13) ist sie – mit variierendem Wortlaut – nur in relativ späten Handschriften enthalten. Luther hatte eine Form der Lobpreisung in seine deutsche Bibelübersetzung aufgenommen (Meyer 1929: 380), denn offenbar war sie in dem ihm vorliegenden griechischen Text vorhanden. In seinem Katechismus war sie dagegen zu seinen Lebzeiten nicht Bestandteil des Vaterunsers; erst nach seinem Tode wurde sie zum ersten Male in den Kleinen Katechismus integriert (ebd.). In den ältesten erhaltenen schwedischsprachigen Lutherischen Katechismen (gedruckt 1567 und – fast identisch – 1572) fehlte die Doxologie ebenfalls.[39] Die früheste mir bekannte schwedische Katechismus-Ausgabe, die eine doxologische Formel enthält, ist die im Jahre 1620 bei I. Meurer in Stockholm gedruckte;[40] in diesem Druck enthält das erste Vaterunser (ohne Luthers Erklärungen) den Satz „Ty Riket är titt/ Machten och härligheten i ewigheet/ [Amen]“ (Fol. A4r); in der Version des Gebets mit Luthers Erklärungen im gleichen Druck kommt jedoch nach der 7. Bitte, „Vthan frels oß ifrå Ondo“, direkt das „Amen“ (Fol. C3r–v). Auch in dem längeren russisch-kirchenslavischen Katechismus, der im Jahre 1628 bei Peter van Selow in Stockholm gedruckt worden war (und der seinerseits als Vorbild für Alfabetum diente; s. Maier 2012), war die Doxologie noch nicht enthalten. Kotošichin bricht nun mit dieser „Tradition“ der in Schweden produzierten kirchenslavischen Katechismen und fügt eine Version der Lobpreisung ein, und das ganz offenbar ohne irgendeine Vorlage, denn die doxologische Formel in unserer Handschrift ist recht ungewöhnlich (bei durch titlo abgekürzten Wörtern werden die ausgelassenen Buchstaben in Klammern ergänzt): „ѧко твое есть ц(a)рство о(т)ца и с(ы)на и с(вя)таго д(у)ха. н(ы)нѣ и присно и во вѣки вѣковъ“. Wenn unser Verfasser im linguistischen Teil seiner Lehrbuchnotizen neue Abschnitte einfügt, die in der Vorlage überhaupt keine Entsprechung hatten – nämlich die ausführliche Darstellung der skoropis’-Buchstaben oder die mathematische Tabelle – so kann das direkt durch den Zweck des Lehrmittels erklärt werden: Ein Übersetzer der schwedischen Krone, der die russische Kanzleikursive nicht lesen und die in den Zarenbriefen enthaltenen Zahlenangaben (auch Jahreszahlen) nicht korrekt wiedergeben kann, ist natürlich wertlos. Mit den Katechismustexten verhält es sich anders; sie sind in diesem Zusammenhang Illustrationen, Übungstexte. Was bringt unseren Schreiber dann dazu, auch an dieser Stelle von der Vorlage abzuweichen? Ich meine, wir können daraus schließen, dass er sich mit religiösen Fragen beschäftigte, dass er hellhörig war, was inhaltliche Unterschiede betraf. Vermutlich hat er bei einem Gottesdienst in Stockholm festgestellt, dass das Vaterunser, das dort gebetet wurde, ausführlicher war als die Version in Alfabetum; vielleicht besaß er sogar einen eigenen schwedischen Katechismus – und falls dieser nicht allzu alt war, enthielt er mit Sicherheit ein Vaterunser mit der in Luthers Katechismen der Zeit gebräuchlichen doxologischen Formel. Als dritte Möglichkeit könnte einer von Kotošichins Arbeitskollegen entdeckt haben, dass das Vaterunser in Alfabetum nicht (mehr) die Version des Gebetes enthält, wie es in der Kirche gesprochen und in den Katechismen abgedruckt war; dieser Kollege könnte Kotošichin auf die Diskrepanz hingewiesen haben. Anscheinend erinnerte sich Kotošichin auch noch an eine ausführlichere Version, die er von Moskau her kannte. In einem russisch-orthodoxen Gottesdienst ist die Lobpreisung allerdings gar nicht Bestandteil des Vaterunsers (was einer der Gründe dafür sein könnte, dass er sich nicht genau erinnerte); nur das Gebet selbst wird von den Gottesdienstteilnehmern gemeinsam gesprochen, die doxologische Formel jedoch ausschließlich vom Priester, und so war es auch im 17. Jahrhundert.[41] (In einem kirchenslavischen Gebetbuch für den Hausgebrauch enthielt das Vaterunser sowieso keine doxologische Formel, da sie eben nicht Teil des Gebetes war, sondern nur vom Priester gesprochen wurde.)

In der orthodoxen Liturgie gibt es mehrere doxologische Formeln, die einander alle irgendwie ähnlich sind und die selbst ein Priester leicht verwechseln kann, zumal sie in den handschriftlichen und sogar gedruckten Stundengebetsbüchern meistens gar nicht ausführlich zitiert werden, sondern – insbesondere im Falle der Doxologie nach dem Vaterunser – nur angedeutet, z. B. in der Form „Яко Твое есть Царство“; es wird vorausgesetzt, dass der Priester weiß, was er hier zu sagen hat.[42] Kotošichin hatte aber offenbar kein Stundenbuch zur Verfügung, denn sonst hätte er eine andere Formel gefunden, zumindest bei der erstmaligen Anführung des Gebetes. In allen Quellen, in denen nach dem Vaterunser eine doxologische Formel genannt wird (wie z. B. in der Moskauer Bibel von 1663[43]) enthält diese – im Gegensatz zu unserer Handschrift – außer dem „Reich“ (царство) auch die „Kraft“ (сила) und die „Herrlichkeit“ (слава), genau wie alle modernen deutschen und schwedischen Versionen (in denen jedoch niemals die Dreieinigkeit genannt wird). In unserem Manuskript fehlt aber die „Kraft“ und die „Herrlichkeit“, während die Dreieinigkeit genannt ist, und gerade diese ungewöhnliche Kombination deutet auf einen Verfasser hin, der für seinen Einschub keinerlei schriftliche Vorlage zur Verfügung hatte. (In einem Gottesdienst in Moskau könnte er natürlich die Stelle unter Umständen einmal genau so gehört haben, wie sie hier zitiert wird – nämlich falls ein Moskauer Priester sich selbst auch nicht an den exakten Wortlaut genau derjenigen doxologischen Formel erinnerte, die er nach dem Vaterunser zu sprechen hatte.)

Auch dieses Detail passt hervorragend zu Kotošichin: Er komplettiert das Vaterunser seiner Vorlage (Alfabetum Rutenorum), aber nicht nach einer gedruckten kirchenslavischen Quelle – und erst recht nicht nach einer schwedischen, in der die Erwähnung der Dreieinigkeit an dieser Stelle undenkbar ist – sondern nach dem eigenen Gedächtnis. Sein Ziel wird wohl nicht gewesen sein, das Vaterunser so genau wie möglich nach der orthodoxen Gottesdienstordnung zu zitieren; im Gegenteil: Eher wird seine Absicht gewesen sein, das Gebet in der Form, in der es in Schweden in der Kirche gebetet wurde, auf Russisch wiederzugeben, also in einer Lutherischen Version, da er ja offenbar seinen orthodoxen Glauben in Schweden (oder auch schon in Polen) aufgegeben hatte. Diese „Anpassung“ ist ihm nun allerdings gar nicht gelungen.

Zu der Frage, wie aufrichtig Kotošichins Übertritt zum Luthertum war, oder ob es für diesen Schritt auch opportunistische Gründe gab (z. B. bessere Karrieremöglichkeiten in Schweden), ergibt sich aus dem neuen Dokument keine Antwort. Vielleicht könnte man auf Grund des inexakten Zitates in seinem Zusatz zum Vaterunser annehmen, dass er möglicherweise schon in Moskau nicht zu den engagiertesten Gottesdienstbesuchern gehört hatte, dass also die Religion in seinem Moskauer Leben keine ausgesprochen wichtige Rolle gespielt hatte.

5 Abschließende Überlegungen

In der vorliegenden Arbeit wurde eine Handschrift aus dem Stockholmer Reichsarchiv – ein „Russischkompendium“ oder Lehrbuchnotizen für schwedischsprachige Zielpersonen – beschrieben und auf die 2. Hälfte der 1660er Jahre datiert; es wurden auch eine Reihe Argumente angeführt, die zusammen genommen sehr stark dafür sprechen, dass diese Handschrift von Grigorij Kotošichin angefertigt wurde. Auf der Grundlage seiner Lebensdaten kann sie dann noch genauer datiert werden, nämlich auf die ersten acht Monate des Jahres 1667. Wir haben somit eine genau datierbare Schrift vor uns, die vor allem in den Teilen, die in der als Vorlage benutzten gedruckten Broschüre Alfabetum Rutenorum fehlten, sowohl für die russische Sprachgeschichte als auch für die Geschichte der Zahlzeichen von großer Bedeutung ist. Für die Sprachgeschichte ist insbesondere die Liste der Buchstaben in der Kanzleikursive sehr wichtig, denn so genau datierte Auflistungen, von denen uns sogar der Name des Schreibers bekannt ist, gibt es nur selten; außerdem ermöglicht uns dieses Verzeichnis einen gewissen Einblick in die subjektiven Vorstellungen des Schreibers bezüglich der Frage, welche der vielen verschiedenen Buchstabenformen von ihm als separate Grapheme und welche als Varianten betrachtet wurden. Dadurch ergeben sich einige interessante Schlussfolgerungen für die Gegenwart, unter anderem für unsere Ausgaben von sprachlichen Quellen aus dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts. Auf diese Problematik möchte ich jedoch in einem separaten Aufsatz noch einmal zurückkommen. Für unser Wissen um die Geschichte der Mathematik im Moskauer Staat des 17. Jahrhunderts ist die Handschrift nicht weniger relevant, denn auch hier fehlt es an Quellen, von denen wir genau wissen, wann, wo und von wem sie zusammengestellt worden sind. Ich habe vor, auch dieser Frage eine eigene Arbeit zu widmen.[44]

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Online erschienen: 2014-12-5
Erschienen im Druck: 2014-12-1

© 2014 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/München/Boston

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