Zusammenfassung
In neueren Untersuchungen zur Entwicklung der deutschen Gesellschaft während der letzten 100 Jahre ist die These vertreten worden, bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg sei ein traditioneller Sektor dominant gewesen, der durch vor- oder frühindustrielle Wertvorstellungen, Verhaltensorientierungen und Organisationsformen geprägt wurde. Das implizierte einen erheblichen Modernisierungsrückstand des überwiegenden Teils der deutschen Bevölkerung. Demgegenüber wird hier die These aufgestellt und versuchsweise anhand statistischen Materials belegt, daß bereits während der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen die Modernisierung vor allem der für das reproduktive Verhalten bedeutsamen sozialen Orientierungen und Mentalitäten weit fortgeschritten war. Als Indikatoren dafür werden exemplarisch Fruchtbarkeitsziffern und Einkommenselastizitäten in bezug auf den Konsum tertiärer Güter (Bildung und Hygiene bzw. Gesundheit) untersucht, die nach Berufs- und Einkommensgruppen differenziert sind.
© 1985 by Lucius & Lucius, Stuttgart