Zusammenfassung
Seit 2006 richtet der Bibliotheksdienstleister Missing Link den Bremer eBook-Tag aus. Auf der diesjährigen Veranstaltung ging es schwerpunktmäßig um das Thema Metadaten und um den Umgang mit elektronischen Medien an den Universitäten und Hochschulen. Weiterhin wurden Neuerungen im E-Book-Bereich vorgestellt und zukunftsfähige Entwicklungen im Bereich elektronisches Lehrbuch diskutiert. Der vorliegende Beitrag bietet einen Überblick über die Veranstaltung und fasst die Vorträge zusammen.
Abstract
Since 2006, the library service provider Missing Link has organized the Bremer eBook-Tag. This year’s event focused on metadata and the way electronic media are dealt with at universities. Furthermore, innovations in the fields of e-books were presented and future-oriented developments concerning electronic textbooks were discussed. This article provides an overview of the event and summarizes the presentations.
Bereits zum achten Mal veranstaltete der Bibliotheksdienstleister Missing Link den Bremer eBook-Tag und feierte gleichzeitig in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Vom 28. bis 29. April 2016 wurden im Festsaal der Bremischen Bürgerschaft Fachvorträge sowie interessante Gesprächsrunden rund um das Thema E-Books gehalten. Vertreter aus Bibliotheken, Verlagen, Distributoren und Buchhändler nahmen an der Veranstaltung teil.
Zum Auftakt begrüßte der Bremer Staatsrat Hans-Henning Lühr die Teilnehmer[1] und wies auf die Wichtigkeit der Digitalisierung und der elektronischen Informationen hin. Für die Bremer Bürger gibt es bspw. das Serviceportal, über das die Bremer Verwaltung mit dem öffentlichen Leben verknüpft ist.
Daran anschließend begann das eigentliche Veranstaltungsprogramm: Der erste Tag befasste sich überwiegend mit der aktuellen Situation an den Universitäten und Hochschulen. Wie gehen Studierende mit E-Books um? In welchem Umfang nutzen die Lehrenden elektronische Medien? Wie können E-Books beworben werden, um ein größeres Publikum zu erreichen? Und wie verschieden wird von Bibliothekaren und Studierenden nach interessanter Literatur recherchiert?
Am zweiten Tagungstag ging es überwiegend um das Thema Metadaten: Wie werden diese von den Verlagen zur Verfügung gestellt, wie gehen die Bibliotheken mit ihnen um und was kann in der Zukunft verbessert werden?
Als Erstes gab Dr. Frieder Nake, Professor für Grafische Datenverarbeitung und interaktive Systeme an der Universität Bremen, einen Einblick in das Universitätsleben und stellte Vergleiche zwischen einem Printbuch und einem E-Book her. Er warf die Frage auf „Was haftet besser – Staub oder Elektrosmog?“ Beide Medienarten haben ihre Vor- und Nachteile. Die Studierenden heutzutage gehen fälschlicherweise davon aus, dass alles Wissen im Internet verfügbar ist. Das Wissen steht und fällt mit der Person, die es bedient. Die Daten, die im Internet oder in Büchern stehen, werden erst durch den Menschen zu Wissen gemacht. Nake betonte, dass sich auch das Lesen selbst in den letzten Jahren verändert hat: Früher wurden Bücher konsumiert und die Studierenden schrieben in den Vorlesungen mit. Heute arbeitet die überwiegende Anzahl der Studierenden mit ihren Laptops und Smartphones. Früher wurde bei den Dozenten nachgefragt, sobald etwas unklar war. Heute googeln die Studierenden und rufen sich bei Wikipedia die Definition auf. Allerdings lesen sie nur bis zum Inhaltsverzeichnis, nicht aber darüber hinaus. Der sogenannte Datenschatten – wie Nake es nannte – fällt auf fast alle Alltagsbereiche, in allen Bereichen hält die Digitalisierung Einzug und immer mehr Informationen werden elektronisch gespeichert. Trotz allem bliebe die Erkenntnis, dass 20 % der Menschen auch weiterhin lesen werden, sei es in einem E-Book oder in einem analogen Buch. Print- und elektronische Bücher stützen sich gegenseitig und werden sich auch noch in Zukunft ergänzen.
Im zweiten Vortrag stellten Marc Rottmeier vom Verlag Beltz und Dirk Schwarze vom Beck-Verlag die Kalkulation und die Vermarktung von eLehrbüchern vor. Der Beltz-Verlag ermittelt seine E-Book-Preise auf Grundlage der angenommenen Nutzung und multipliziert diese mit verschiedenen Faktoren. Die Nutzung wird geschätzt, bspw. durch die Nutzungszahlen der vorherigen Auflagen. So kommt eine sehr große Spreizung zustande: Es gibt sehr viele Titel mit niedrigem Faktor und sehr wenig Titel mit einem hohen Faktor, bspw. Lehr- und Handbücher. Die endgültigen Paketpreise ergeben sich aus den Preisen der Einzeltitel sowie der Anzahl der FTEs der Hochschule. Zudem wird unterschieden, ob man an der Hochschule promovieren kann oder nicht. Für die Zukunft soll die Plattform content-select weiterentwickelt und neue Erwerbungsmodelle, bspw. EBS (Evidence Based Selection) angeboten werden.
Der Beck-Verlag hingegen betonte, dass grundsätzlich 85 % Fixkosten bei der Herstellung eines Printbuches wie auch eines E-Books anfallen. So muss man bspw. das Lektorat, die Gestaltung, die Honorare und das Marketing bzw. den Vertrieb miteinrechnen. Um die Kosten des Verlages für einen Titel zu decken, werden ca. 3.000–4.000 EURO benötigt. Auch wenn bei einem E-Book Zusatzkosten auftreten (Pflege und Verwaltung eines Servers), ist eine Ersparnis von ca. 15 % gegenüber einem Printbuch festzustellen.
Im nächsten Vortrag berichtete Dr. Tobias Thelen von der Universität Osnabrück über das im Wintersemester 2014/2015 begonnene Pilotprojekt zur Einzelerfassung der Nutzung von Texten nach § 52a Urheberrechtsgesetz. „Ziel des Projektes war es, Kosten, Aufwand und Workflows einer solchen Einzelerfassung des Einsatzes von Lehrmaterialien in elektronischer Form in der Regie einer Hochschule zu untersuchen, eine Konzeption und prototypische Realisierung eines Lizenzauswahldialogs mit einer Schnittstelle zur VG Wort zu entwickeln und deren Übertragbarkeit auf andere Hochschulen in Deutschland zu untersuchen.“[2] Bei dem Verfahren wurden die Einzelmeldungen über das Lernmanagementsystem Stud.IP erfasst. Wenn die Dozenten Teile von Sprachwerken gemäß § 52a UrhG in Stud.IP hochluden, mussten sie eine Meldung an die VG Wort senden. Dies geschah durch eine entsprechende Schnittstelle. Als Fazit des Projektes konnte man feststellen, dass ca. 80 % der hochgeladenen Dokumente nicht meldepflichtig waren, da es meist Präsentationsfolien zu den Vorlesungen, Literaturlisten oder Übungsaufgaben der eigenen Hochschule waren. Weiterhin war zu bemerken, dass über 90 % aller Meldungen aus den Geistes- und Sozialwissenschaften kamen. Schlussendlich war nach einem Semester ein hoher Rückgang der hochgeladenen Dokumente zu verzeichnen, da die Dozenten auf Grund der zusätzlichen Arbeitsbelastung auf den Upload verzichteten. Daraus ergab sich für die Studierenden ein höherer Aufwand für die Literaturbeschaffung, weil sie statt der eigentlichen Texte nur noch die dazugehörigen Literaturhinweise bekamen.[3]
Roland Greubel von der Hochschule Würzburg-Schweinfurt zeigte den Teilnehmern, wie die Bibliothek mit ihrem elektronischen Angebot wirbt und wie sie ihre elektronischen Medien verwaltet. Die Hochschule verfolgt drei Strategien: Digitalisierung, Internationalisierung und Mobilisierung. Dementsprechend werden eher E-Medien anstelle von Printmedien erworben. Für die Einzel-E-Book- aber auch die Paketbestellungen holt sich die Bibliothek die Genehmigung der erweiterten Hochschulleitung. Im internen Wiki werden alle notwendigen Workflows und Arbeitsabläufe für alle sichtbar hinterlegt. Weiterhin werden dort auch die jeweiligen Arbeitsstände der frisch erworbenen E-Books dokumentiert, so kann man auf einen Blick sehen, ob bereits alle E-Books von einem Paket freigeschaltet sind. Die Hochschulangehörigen werden über die neuen E-Books durch E-Mails und Blogbeiträge informiert. Außerdem wird auf der Facebook-Seite der Bibliothek sowie auf Twitter Werbung geschaltet. Im Datenbank-Infosystem (DBIS) hat zudem die Bibliothek ihre E-Books nach Verlagen für die Hochschulangehörigen aufgelistet. Ob sich dieser zusätzliche Arbeitsaufwand lohnt, konnte noch nicht ausgewertet werden. Es zeigt sich, dass sich die Studierenden bereits auf die neue digitale Strategie umgestellt haben: Während gerade einmal 120.800 Bücher konventionell entliehen wurden, stieg die Anzahl der aufgerufenen E-Books in der Vollanzeige auf 954.000. Für die Zukunft sollen Neuerwerbungslisten für E-Books erstellt werden.
Alex Jenner von ProQuest stellte im nächsten Beitrag die derzeitige Umstellung auf die neue Plattform E-Book Central vor. Geplant ist, dass EBL und ebrary 2016 bereits vollständig integriert werden, ab 2017 soll dann auch MyiLibrary auf E-Book Central folgen. Das Front-End soll das derzeitige von ebrary werden, das Back-End wird von EBL übernommen. Sobald alle Kunden auf die neue Plattform umgestiegen sind, wird es eine Verbesserung im Digital Rights Management (DRM) geben: Von da an können die Bibliotheksnutzer pro Titel 40 % ausdrucken und 20 % kopieren – pro Tag. Für die deutschen Bibliotheken, die diese Plattform lizenziert haben, wird es weiterhin keine Hosting-Gebühren geben, sofern sie sich dem Konsortium der Bayerischen Staatsbibliothek angeschlossen haben. Für die österreichischen und schweizerischen Bibliotheken ist eine ähnliche Lösung geplant. ProQuest stellte in einer Umfrage fest, dass in den einzelnen Bibliotheken verschiedene Erwerbungsmodelle vorhanden sind. Um diese unterschiedlichen Erwerbungsformen bedienen zu können, wird es ab Juli 2016 auch ein neues Konzept bei ProQuest geben: So kann jede Bibliothek bspw. Einzelkäufe über E-Book Central tätigen, eine DDA (Demand-Driven-Acquisition) mit oder ohne Short Term Loans abschließen oder bestimmte Kollektionen lizenzieren.
Im nächsten Vortrag gab Professor Dr. Jochem Piontek von der Hochschule Bremerhaven einen Einblick in die heutigen Lehrveranstaltungen in Universitäten. Er sieht – wie Prof. Dr. Nake – einen enormen Wandlungsprozess bei den Studierenden. In seinen Vorlesungen ist ein bestimmter Lärmpegel seitens der Studierenden vorhanden. Des Weiteren gibt es keine kontinuierliche Beteiligung, da die meisten Studierenden lieber auf ihrem Smartphone tippen anstatt dem Dozenten zuzuhören. Er bedauert es, dass die Studierenden heutzutage weniger dem Dozenten folgen: Die Mimik und Gestik sowie die Zwischentöne werden nicht mehr von den Studierenden wahrgenommen. Diese einseitige Kommunikation sowie die primäre Nutzung des Internets und auch das alleinige Lernen aus Skripten statt aus Printbüchern führen dazu, dass die Studierenden weniger kritisch Texte reflektieren können und eher passiv dem Studium folgen. Einsatzpotenzial für E-Books in den Vorlesungen sieht Herr Piontek allerdings in der einfachen Handhabung und dem Vorteil des Mitlesens. Dadurch könnte mehr Zeit für Fragen und Reflexion zur Verfügung stehen. Außerdem können die elektronischen Texte weiterverarbeitet werden. Allerdings weist er auf die gesundheitlichen Gefahren der E-Book-Nutzung hin (Augenleiden, Elektrosmog, Strahlungen, etc.). Fazit: Das E-Book ist eine Vorstufe zur virtuellen Hochschule, bisher dient es aber nur als Ergänzung. Die adäquate Benutzung des E-Books verlangt Training und Disziplin.
Heike Kamp von der Hochschule Bremen knüpfte an den Vortrag an und beleuchtete die unterschiedlichen Recherchestrategien von Studierenden, Hochschuldozenten, Buchhändlern und Bibliothekaren. Während Studierende heutzutage einen Literaturnachweis kopieren und ihn im Bibliothekskatalog als Suchbegriff einfügen, rufen die Hochschullehrer direkt in der Bibliothek an und erkundigen sich, ob es einen bestimmten Titel vor Ort gibt. Im Studium selbst haben die Studierenden kaum noch Zeit, wichtige Rechercheinstrumente und Rechercheregeln kennenzulernen. Zudem fehlt ihnen die Zeit, um in einem ausgiebigen Beratungsgespräch auf die entsprechende Antwort zu warten. Ergibt es überhaupt einen Sinn, als Bibliothek weiterhin Datenbankschulungen und Auskunftsgespräche anzubieten? Bibliothekare verlernen immer mehr die Recherchestrategien, da diese nicht mehr nachgefragt sind. Gleichzeitig allerdings steigt die Recherche in Bibliotheken in der Erwerbungsabteilung, insbesondere im Bereich E-Medien: Hier werden immer mehr Portale angeboten, sodass die Bibliothekare auf ihren Buchhändler angewiesen sind, der ihnen die passende Plattform bzw. Aggregatordatenbank heraussucht. Kamp unterschied in ihrem Vortrag drei Hauptakteure: Den Buchhandel, die Bibliotheken und die Nutzer. Der Buchhandel hat als Aufgabe, seine Medien zu verkaufen, die Bezugs- und Abgabekonditionen zu ersehen und das Komfortverhalten der Bibliotheken zu bedienen. Die Bibliotheken sollen die erworbenen Medien zugänglich machen und die Informationen vermitteln. Sie sollen das Komfortverhalten der Nutzer bedienen. Und schlussendlich möchte der Nutzer selbst das Wissen erwerben und Zugriff erhalten und er bedient sich der Plattform, die für ihn am komfortabelsten ist, d. h. auf der er die besten Konditionen hat. Um das Komfortverhalten der Nutzer zu bedienen, sind Bibliotheken gezwungen, ihren Bibliothekskatalog zu optimieren, die Suchoberflächen zu vereinfachen und mit Metadaten zu arbeiten. Hierzu wäre es hilfreich, wenn die Verlage transparenter werden und einheitliche Standards bei den Nutzungsbedingungen einrichten.
Der nächste Vortragstag begann mit Kathrin Kaschura, Frank Weinreich und Heiko Brandstädter vom Verlag Wiley. Sie zeigten den Teilnehmern, wie der Verlag in den letzten Jahren immer mehr auf elektronische Lehrbücher umgestiegen ist. Während dieser Veränderung versuchte der Verlag, alle Zielgruppen anzusprechen und auf deren Bedürfnisse einzugehen. Sie definierten drei Zielgruppen: Studierende, die wenig Geld haben und Print- als auch E-Books in einer komfortablen Umgebung benötigen; Dozenten, die freien Zugriff auf das elektronische Angebot brauchen sowie Zusatzmaterialien, die der Verlag bereits jetzt schon anbietet und Bibliothekare. Während des Vortrags konnten die Bibliotheksvertreter ihre Wünsche mitteilen. Wichtig war vor allem ein freies DRM, Multi-User-Zugriffe, Remote-Access sowie Änderungen in der Preisgestaltung (bspw.: Beim Kauf von 20 Printlehrbüchern würden die Bibliotheken das E-Book zu einem günstigeren Preis bekommen). Weiterhin wurde genannt: Auf allen Endgeräten nutzbar, kompletter Download (nicht kapitelweise), bessere Suchfunktion und Navigation in den Lehrbüchern sowie Regelung zur Fernleihe.
Danach stellte Birgit Otzen das Metadatenmanagement der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln vor. In der Bibliothek werden die Metadaten je nach Erwerb in zwei unterschiedliche Kataloge eingespielt: Handelt es sich um dauerhaft erworbene E-Books, werden sie in den Verbundkatalog eingegeben. Handelt es sich um lizenzierte oder noch nicht erworbene E-Books, bspw. in einem PDA-Projekt, werden diese nur in das lokale USB-Portal eingespielt. Für diese Einspielungen gibt es an der USB Köln Workflows, die in Zusammenarbeit mit der Erwerbungs- und IT-Abteilung erstellt wurden. Die Metadaten zu den einzelnen Titeln werden entweder durch die Verbundzentrale des HBZ (Hochschulbibliothekszentrum des Landes Nordrhein-Westfalen) zur Verfügung gestellt oder sie werden von den jeweiligen Anbieterplattformen heruntergeladen, per E-Mail direkt vom Verlag erbeten oder über den OCLC WorldShare Collection Manager abgerufen. Die Daten müssen eingespielt werden, um die Titel recherchierbar zu machen und um einen Dublettencheck durchführen zu können. Nebenbei dient die Einspielung als Übergangslösung bei Katalogisierungsengpässen. Allerdings bringen die Metadaten Schwierigkeiten mit sich, u. a. die mangelhafte Qualität und Aktualität der Daten, verschiedene Formate, kleinere Fehler sowie zurückgezogene Titel, die dann wieder herausgenommen werden müssen. Diese Probleme haben verschiedene Auswirkungen, u. a. auf die Recherche (viele Titel werden nicht gefunden), was zu vielen Nutzerrückfragen führt, der Zeitaufwand und die Komplexität für die Bibliothekare ist zudem nicht zu unterschätzen. Von daher forderte Frau Otzen von den Verlagen qualitativ bessere Metadaten, einheitliche Formate sowie eine häufigere Aktualisierung der Daten. Eine weitere Forderung war es an die USB Köln selbst, das Aufgabengebiet Metadaten zu definieren, da dieses in Zukunft von hoher Bedeutung sein wird.
Passend zu Frau Otzens Vortrag schloss sich der Beitrag von Dr. Barbara Block aus der Verbundzentrale des GBV (Gemeinsamer Bibliotheksverbund) und Volker Conradt aus der Verbundzentrale des BSZ (Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg) an. Beide gehören zum Team, das zurzeit den neuen E-Book-Pool und das neue E-Book-Management-Tool (EBM) aufbaut. Das EBM-Tool ist eine Datenbank und gibt einen Überblick über alle verfügbaren Metadaten, die im E-Book-Pool vorhanden sind und die für die Teilnehmerbibliotheken zur Verfügung gestellt werden können. Ziel ist es, diese Daten transparent zu verwalten und schnell in die Lokalkataloge einzuspielen sowie automatisch Exemplardaten zu erzeugen. Die Verbundzentralen fordern die Metadaten bei den Verlagen an und sorgen dafür, dass die E-Book-Pakete Paketsigel erhalten, sodass man sie eindeutig identifizieren kann. Sobald die Datenlieferung vorliegt, werden die Daten konvertiert und in den E-Book-Pool eingestellt. Wenn jetzt eine Teilnehmerbibliothek diese Metadaten benötigt, kann sie sich diese über ein Webformular bestellen und selbst festlegen, wie diese in den eigenen Katalog eingespielt werden sollen[4] . Zudem können alle Bibliotheken über die Z39.50-Schnittstelle Metadaten von Einzeltiteln erhalten und in die jeweiligen Zentralsysteme einspielen. Durch den Datenaustausch in den Verbünden soll Doppelarbeit vermieden werden. Ab dem 01.06.2016 sollen das neue EBM-Tool sowie der E-Book-Pool aktiv zur Verfügung stehen.
Die letzten zwei Vorträge wurden von Branka Felba und Klaus Tapken von Missing Link gehalten. Frau Felba stellte PrEference vor, ein Service des Bibliotheksdienstleisters. Zusammen mit der Universitätsbibliothek Lüneburg haben sie ein Pilotprojekt gestartet. Ziel ist es, den Bibliotheken die Entscheidung für einen Kauftitel abzunehmen und die optimale Anschaffung zu gewährleisten. Die UB Lüneburg legte am Anfang ein Profil fest, in dem sie Missing Link ihre Bestellkonditionen mitteilte. Zu welchen Bedingungen soll das E-Book angeschafft werden? Ab welchem Preis sollte man auf das E-Book verzichten und lieber das gedruckte Werk kaufen? Auf welcher Plattform sollte das E-Book liegen? Die Parameter sind frei wählbar und können flexibel von der Bibliothek festgelegt werden. Nach der Profilerstellung werden die Anschaffungswünsche der Bibliotheksnutzer direkt an Missing Link weitergegeben. Diese prüfen, ob der Titel als E-Book vorliegt und auf welchen Plattformen sowie zu welchen Bedingungen und Preisen man den Titel erwerben kann. Nach Abgleich mit dem voreingestellten Profil wird der Titel entweder als Printbuch oder als E-Book erworben.
Klaus Tapken stellte weitere Angebote von Missing Link vor: Der Streaming-Markt ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen, sodass sich evtl. auch Bibliotheken diesem Bereich widmen sollten. In seinem Vortrag ging es hauptsächlich um Filme, Zeitschriften und Comics. Die TIB Hannover stellt ihren Nutzern in ihrem AV-Portal bereits erste (Lehr-)Filme zur Verfügung. Ein Beispiel für eine Filmdatenbank, die von Bibliotheken lizenziert werden kann, ist IndieFlix. Ein weiterer stark wachsender Markt sind lehrreiche und wissenschaftliche Comics. In diesen Comics werden bestimmte Themenbereiche, bspw. Statistiken, grafisch aufbereitet und in eine Geschichte eingebunden. Ein Beispiel hierfür ist die Plattform comics plus. Ein letztes aufstrebendes Angebot sind Zeitschriften. Die Stadtbibliothek Bremen nutzt bspw. für ihre Besucher Zinio for libraries, eine Plattform, auf der sich die Benutzer kostenlos registrieren und danach über 5.500 Zeitschriften herunterladen und ansehen können.
Beide Veranstaltungstage boten einen regen Informationsaustausch und interessante Vorträge. Es zeigte sich zudem, welche unterschiedlichen Perspektiven und Wünsche die einzelnen Akteure (Bibliotheken, Buchhändler und Verleger) haben und wie diese miteinander in Einklang gebracht werden können.
About the author
Katharina Krug
Universitätsbibliothek Kassel, Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel, Diagonale 10, 34127 Kassel, Deutschland
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