Zusammenfassung
Die somatischen Konsequenzen des Zigarettenrauchens und die resultierenden gesundheitsökonomischen Probleme sind bekannt, die Auswirkungen einer während der Gehirnentwicklung stattfindenden Nikotinexposition werden derzeit noch unterschätzt. Nikotinabhängigkeit sowie das ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts- Syndrom) sind mit einem Nikotinkonsum der Mütter der Betroffenen während der Schwangerschaft assoziiert. Auch finden sich erste Hinweise darauf, dass Nikotinmissbrauch in der Jugend die Funktion des zerebralen Aufmerksamkeitsnetzwerkes und das Gedächtnis nachhaltig beeinträchtigen kann. Unklar ist hingegen bislang, welche Auswirkungen eine Nikotinexposition auf die Entstehung von psychiatrischen Erkrankungen hat. Tierexperimentelle und klinische Studien haben ergeben, dass eine Nikotinexposition während der Gehirnentwicklung - beginnend pränatal bis zur Adoleszenz - neben morphologischen Veränderungen zu einer persistierenden Beeinflussung neuronaler Transmissionssysteme führen kann. Es sollte mehr Aufklärung in der Bevölkerung erfolgen, um Nikotinkonsum bereits während der Schwangerschaft sowie bei Kindern und Jugendlichen zu vermeiden.Von entscheidender Bedeutung wird es außerdem sein, dass die zentralnervösen Nikotineffekte während der neuronalen Entwicklung noch besser verstanden werden. Unter anderem zu diesem Zweck wurde im vergangenen Jahr ein Schwerpunktprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eingerichtet; Nikotin: Molekulare und physiologische Effekte im zentralen Nervensystem (SPP1226).
About the authors
Geb. Röttger, geb. 1975. Studium der Humanmedizin in Aachen (1994-2001). 2001-2003 Ärztin im Praktikum an der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg und in der Neurologie der Rheinischen Kliniken Bonn. 2002 Promotion. 2003 bis 2006 wissenschaftliche Assistentin und Facharztausbildung an der Neurologischen Klinik Gießen. Seit 15.01.2006 Assistenzärztin der Psychiatrischen Klinik der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Mitarbeiterin der Arbeitsgruppe Prof. Dr. med. G. Winterer.
Geb. 1961. Studium der Humanmedizin und Philosophie an der Freien Universität Berlin (1981-1989). 1990-1992 Assistenzarzt in der Neurologischen Klinik der Landesklinik Brandenburg. 1992-1995 wissenschaftlicher Mitarbeiter und von 1995-1998 wissenschaftlicher Assistent in der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Freien Universität Berlin. Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie 1995/1997. 1998-2003 Fogarty Stipendiat an den National Institutes of Mental Health (Bethesda, USA). 2003-2005 Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Seit 2006 W2-Professor und leitender Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Heinrich-Heine Universität-Düsseldorf.
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