Zusammenfassung
Der Aufsatz entwickelt einen dynamischen Theorieansatz zur Erklärung der Konstitution von Legitimität, die einer Regierung von den Bürgern aufgrund ihrer Leistungen gewährt wird. In Orientierung an Eastons systemtheoretischer Legitimitätskonzeption wird „spezifische politische Unterstützung“ - hier Leistungslegitimität genannt - auf der Ebene politischer Einstellungen analysiert und in Bezug zur ökonomischen Entwicklung gesetzt. Als empirische Grundlagen werden Zeitreihen aggregierter subjektiver Einstellungen und Zeitreihen ökonomischer Indikatoren für die Bundesrepublik Deutschland zwischen 1970 und 1981 herangezogen. Es wird gezeigt, daß das Paradigma des ökonomischen Nutzen maximierenden Wählers, der eine Regierung ausschließlich auf der Grundlage der jeweiligen Wirtschaftslage beurteilt, für die Erklärung von leistungsbezogener Legitimität zu kurz greift. In der empirischen Analyse wird deutlich, daß persönliche Unzufriedenheit aufgrund von Bedürfnisbefriedigungsdefiziten entsteht, die keineswegs ausschließlich aus dem ökonomischen Bereich stammen. Vielmehr kann persönliche Unzufriedenheit durch Aktualisierung verschiedenster Politikbereiche verursacht werden.
© 1985 by Lucius & Lucius, Stuttgart