Zusammenfassung
Das duale Berufsausbildungssystem war jahrzehntelang eine zentrale Stärke des deutschen Produktionsmodells. Allerdings ist dieses System in normativer, kognitiver und strategischer Hinsicht entscheidend von der Industriegesellschaft geprägt. Dies gilt sowohl für die verbandlichen Regulationsstrukturen und die Ausbildungs-und Berufskonzepte als auch für die berufsfachlich legitimierten Schließungsstrategien. Der Wandel von einer Industrie- zu einer Wissensgesellschaft stellt das Berufsausbildungssystem deshalb vor neue Herausforderungen, die möglicherweise seine evolutionäre Anpassungsfähigkeit überfordern: Die Diversifizierung der Ausbildungs- und Arbeitsformen erschwert die überbetriebliche Regulierung des Systems; die Bildungsexpansion und die Zunahme anspruchsvoller Dienstleistungstätigkeiten begünstigen schulische Ausbildungs- und Rekrutierungskonzepte und die „Engführung“ von berufsfachlichen Ausbildungen und hierarchisch-bürokratischen Organisationsformen erschwert den Übergang zu lernenden Unternehmen. Damit stellt sich die Frage nach der Zukunftsfähigkeit der dualen Berufsausbildung.
© 1998 by Lucius & Lucius, Stuttgart