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Rolf Bergmann & Stefanie Stricker (Hg.). 2018. Namen und Wörter. Theoretische Grenzen – Übergänge im Sprachwandel (Germanistische Bibliothek 64). Heidelberg: Winter. 262 S.
Bei der vorliegenden Publikation handelt es sich um einen Tagungsband mit Beiträgen der im Oktober 2017 an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg veranstalteten Tagung „Namen und Wörter. Theoretische Grenzen – Übergänge im Sprachwandel“. Thematisch steht eine der zentralen Fragen der Onomastik im Vordergrund des Bandes, nämlich diejenige nach dem Verhältnis zwischen Appellativ und Name bzw. nach deren definitorischer Abgrenzung („Grenzproblematik“, S. 9). Die Frage wird im Tagungsband besonders anhand historischer Übergänge zwischen beiden Kategorien, also aus diachroner Perspektive, erörtert. Den Beiträgen gelingt es eindrücklich, aufzuzeigen, dass die Sprachgeschichte neue Perspektiven auf diese klassische, in jüngerer Zeit wieder verstärkt in den Fokus der Forschung getretene Forschungsfrage eröffnen und zur Klärung von zumindest Teilaspekten der Thematik beitragen kann.
Die insgesamt 16 Beiträge sind auf vier thematische Blöcke verteilt: 1) Begriffliche und terminologische Aspekte, 2) Onymisierung und Deonymisierung, 3) Namen und Wörter in der Lexikografie und 4) Grafische Unterscheidung von Wörtern und Namen.
Im ersten thematischen Block werden Phänomene im Grenzbereich zwischen Appellativ und Name besprochen. Nübling (S. 11ff.) beschäftigt sich mit hybriden Komposita wie Eiffelturm oder Bodensee, die aus einem onymischen Teil (Eiffel-, Boden-) und einem appellativischen Teil (-turm, -see) bestehen, als Gesamtausdruck aber als Eigennamen anzusprechen sind. Einem Vorschlag von Harweg folgend, werden solche Namenkomposita als Gattungseigennamen bezeichnet. Der Begriff wird etwas weit gestreckt, wenn auch Fälle wie Kloster Corvey oder Bundeskanzlerin Angela Merkel hinzugezählt werden, die meines Erachtens besser syntaktisch, d. h. nicht als Eigennamen, sondern als aus mehreren, teils optionalen Elementen bestehende Eigennamenphrasen zu analysieren sind. Nübling arbeitet in der Folge Kriterien zur Unterscheidung von Gattungseigennamen und reinen Eigennamen heraus, wobei diese eher grammatischer als semantischer Natur seien (S. 13). Zu den Kriterien zählen die semantische (In-)Kongruenz (Düsseldorf ist kein Dorf), Abweichung im Genus (die Kaiser Wilhelm (f.) als Schiffsname), Abweichung im Artikelgebrauch (der Bodensee, aber *ein Bodensee, *manch Bodensee), die (Un-)Möglichkeit der Wortteilellipse (*in Deutsch- und in England) und Einschränkungen in der Genitiv- und Pluralflexion (des Feldberg/-(e)s?). Neue Einsichten ergeben sich insbesondere aus der empirisch gut abgestützten, auf Korpusrecherchen basierenden Passage zu den Wortteilellipsen (S. 16–24). Insgesamt ergibt sich der Schluss, dass die Gattungseigennamen aufgrund ihres grammatischen Verhaltens eher in die Nähe der Eigennamen zu rücken sind (S. 29).
Wich-Reif setzt sich in ihrem Beitrag (S. 33ff.) mit Wochentags-, Monats- und Festtagsbezeichnungen auseinander, genauer gesagt mit der Frage, ob es sich bei Wörtern wie beispielsweise Montag, August oder Ostern um Namen oder Appellative handelt. Als Material dienen unter anderem historische, aus der Frühzeit der deutschen Überlieferung stammende Kalendarien. Die Auswertung nach verschiedenen Kriterien in tabellarischer Form (S. 42) verdeutlicht, dass eine eindeutige Zuordnung (und damit auch die erhoffte „Durchsetzung eineindeutiger Terminologien“, S. 41) nicht möglich ist, dass man solche Wörter also in einem Übergangsbereich zwischen beiden Kategorien zu verorten hat. Hinter die von Bergmann & Stricker in der Einleitung (S. 9) gemachte Aussage, wonach derartige Wortklassen „von der Linguistik als Appellative“ bezeichnet würden (ebd.), ist an dieser Stelle also zumindest ein Fragezeichen zu setzen.
Im Beitrag von Beer (S. 49ff.) dreht sich die Diskussion um Ereignisnamen, wie zum Beispiel Kalter Krieg, Kubakrise oder Olympische Winterspiele 2018, und deren grammatische Eigenschaften. Untersucht werden das Referenzverhalten, die Genitivflexion, die Grossschreibung (deutsch-französischer Krieg oder Deutsch-Französischer Krieg?; vgl. S. 55) sowie Definitheit und Numerus. Ähnlich wie im vorhergehenden Artikel lautet das Fazit, dass „Ereignisnamen als Übergangsformen zwischen Eigennamen und Appellativen aufzufassen sind“ (S. 49). Innerhalb der Gruppe der Eigennamen gebe es ausserdem „sowohl Vertreter mit stärker wie auch schwächer ausgeprägtem onymischen Status“ (ebd.).
Der zweite thematische Block zu Onymisierung und Deonymisierung wird eingeleitet durch den Beitrag von Filatkina & Moulin zum sogenannten „kreativen Sprachgebrauch“ (S. 61ff.). Gemeint sind die bei Luther und anderen Autoren der Zeit anzutreffenden Verunglimpfungen von Gegnern durch Umdeutung und Veränderung ihrer Namen, beispielsweise indem Dr. Johann(es) Eck zu Dreck zusammengezogen wird. In solchen Fällen kann von Deonymisierung gesprochen werden. Ähnliches geschieht in weiteren Fällen, wie beispielsweise bei der Verwendung von Hans und Grete in einem generalisierten und deonymisierten Sinn für einen Mann mit Stand und Vermögen bzw. eine zarte, schöne Frau (S. 70).
Der Beitrag von Graf (S. 79ff.) setzt sich mit der Frage auseinander, ob die Onomastik mehr zu leisten habe als die blosse Rückführung von Namen auf ihren jeweiligen appellativischen Ausgangspunkt, was etwa in dem den Beitrag einleitenden Zitat von Sonderegger (S. 79) zur Aufgabe der Onomastik erklärt wird. Der Autor spricht damit zweifellos einen wichtigen Punkt an, nämlich, dass die Deutung von Namen in traditionellen onomastischen Publikationen vielfach über den Verweis auf ein zugrundeliegendes Appellativ nicht hinauskommt. Dies liegt aber meines Erachtens nicht an einem theoretischen Defizit oder falschen Zielsetzungen, sondern hat praktische Gründe, nämlich, dass man über alles weitere, was die Onomastik interessieren würde, wie etwa Zeitpunkt, Umstände und Motiv der Benennung, Tradierungswege mündlicher und schriftlicher Namenformen, Reichweite des Namens usw., mangels entsprechender Quellen nur wenig, oft sogar überhaupt nichts aussagen kann. Wertvoll erscheinen die Gedanken des Autors zur Abgrenzung von echten Onymisierungsprozessen auf appellativischer Grundlage (wie bei Wald oder Graben, die ausgehend von appellativischem Gebrauch zu Flur- und weiter zu Siedlungs- oder Gemeindenamen werden können) gegenüber anderen Entstehungsformen von Namen, wie etwa derjenigen durch einen bewussten Taufakt, die auch Modeströmungen unterliegen können (zum Beispiel Burgnamen, Taufnamen). Die vom Autor zu Recht aufgeworfene Frage, ob bei Toponymen immer zwingend von einem direkten Sachbezug zum im Namen enthaltenen Appellativ auszugehen ist, muss aufgrund der oben angesprochenen Quellenlage allerdings ebenfalls sehr oft unbeantwortet bleiben. Dem Autor schwebt unter einem Namenbuch offenbar etwas anderes vor, als die derzeitige onomastische Forschung zu leisten im Stande ist. Als Denkanstoss wird die Forschungsgemeinschaft diese Gedanken sicherlich gerne annehmen. Zu weit geht der Autor allerdings, wenn er schreibt, dass die heutige Onomastik der „historisch-philologischen Richtung“ eigentlich bloss „rekonstruktive Lexikographie“ betriebe, ihre Werke deshalb nicht als Namenbücher, sondern vielmehr als Wörterbücher zu gelten hätten (S. 79). Dies entspricht schon deshalb nicht den Tatsachen, weil eine wesentliche Aufgabe von Namenlexika bekanntlich die Sammlung und Dokumentation der Namen ist. Sie bearbeiten gerade dasjenige Sprachmaterial, das in einem klassischen Wörterbuch nicht enthalten ist, und sind schon alleine aus diesem Grund Namen- und nicht Wörterbücher. Ferner würde es den traditionellen Namenbüchern sicherlich nicht gerecht, sie – überspitzt formuliert – als blosse Auflistungen von Appellativen in onymischer Verwendung darzustellen, da sie zwar sehr oft Deutungen nach dieser Manier enthalten (und dies auch durchaus zu Recht, da Onymisierungsprozesse auf appellativischer Grundlage in der Tat ausserordentlich häufig sind), aber eben nicht nur. Darüber hinaus liefern die Namenlexika durch die etymologische Deutung von onomastischem Material aber selbstverständlich einen Beitrag zur historischen Lexikografie und berühren sich inhaltlich vielfach mit klassischen lexikografischen Werken.
Mit dem aus der namenkundlichen Praxis wohlbekannten Problem der Abgrenzung von Name und Appellativ in historischen Quellen beschäftigt sich der Beitrag von Casemir (S. 87ff.). Diese Trennung sei, so die Autorin, „nicht so eindeutig, wie es scheint oder wie die eingangs angeführten Kriterien [...] vermuten lassen“ (S. 95), ja es frage sich sogar, ob „die Unterscheidung von Onym und Appellativ wirklich trennscharf möglich“ (S. 96) sei. Es wird auch auf die Problematik verwiesen, dass EditorInnen historischer Quellen unterschiedlich verfahren, indem sie nach eigener Interpretation (vermeintliche) Namen teils zusammen, teils getrennt und teils gross, teils klein schreiben.
Gesondert betrachtet werden muss der Beitrag von Vennemann zum Namen der Stadt Basel (S. 97ff.). Der Beitrag ist im Zusammenhang mit einer ganzen Reihe weiterer Publikationen des Autors zu sehen, in denen er in den letzten Jahren für Toponyme Mitteleuropas neue, baskische Etymologien vorgeschlagen hat, so jüngst etwa auch zum Siedlungsnamen Zürich (Vennemann 2019). Der Beitrag passt insofern eigentlich nicht zum (Unter-)Titel des Tagungsbandes, als er keine theoretischen Überlegungen enthält, sondern in klassischer Manier ein Toponym durch Rückführung auf ein Appellativ etymologisch zu deuten versucht – in diesem Fall den Siedlungsnamen Basel < Basilia auf das baskische Appellativ baso ‘Wald’. Der Beitrag Vennemanns fällt – abgesehen von der nicht a priori auszuschliessenden, aber spekulativen und aufgrund fehlender archäologischer oder historischer Evidenz letztlich unbeweisbaren Ansicht, das Baskische sei einst in Europa weit verbreitet gewesen – durch eine problematische Methodik auf. Der Autor stützt sich wesentlich auf einen Vergleich von antiken Namenformen mit Wörtern aus dem zeitlich und räumlich sehr weit entfernten modernen Baskischen, was aus methodischer Sicht ein zweifelhaftes Vorgehen ist (vgl. die Kritik bei Bichlmeier 2013, S. 424). Wenn man die langen Zeiträume und die späte Überlieferung des Baskischen bedenkt, verwandelt sich das Argument des Gleichlauts sogar gerade in sein Gegenteil. Es setzt nämlich voraus, dass sich die Wörter bzw. Wortbestandteile im Baskischen über viele Jahrhunderte hinweg nicht verändert hätten, was nach allem, was wir über den Sprachwandel realer Sprachen wissen, als unwahrscheinlich gelten muss.
Auch andere Aspekte des Artikels sind problematisch, zum Beispiel die pauschale Skepsis des Autors gegenüber der Herleitung von Toponymen aus Personennamen (S. 98), obwohl die Beispiele dafür bekanntlich überaus zahlreich und die entsprechenden Personennamen in vielen Fällen auch urkundlich nachgewiesen sind, so dass man die Deutungen meines Erachtens in vielen Fällen nicht ernsthaft bezweifeln kann. Auf S. 104 schreibt der Autor über den germanischen Männernamen Baso, dass es diesen „ohnehin nur in den toponymischen Namenbüchern zu geben [scheine]“, obwohl dieser doch von Förstemann belegt wird (Förstemann 1910–16: 1, 249; Erstbeleg 7. Jh.). Man stellt ferner mit einigem Unbehagen fest, dass sich die Ausführungen des Autors zu einem guten Teil auf diverse Webseiten abstützen, von denen viele nicht wissenschaftlicher Art sind. Manche Internetseiten werden zudem irreführend zitiert: Hinter der auf S. 101 zitierten „Internet-Seite ‘Basel’“ verbirgt sich etwa, wie man im Verzeichnis auf S. 108 erfährt, der Eintrag „Basel“ in der deutschsprachigen Wikipedia. Fragwürdig ist ferner die „Realprobe“, wonach Basel als ‘Wald-Stadt’ aufgrund des dortigen Waldvorkommens plausibel zu deuten sei. Das Argument hat kaum Gewicht, da Waldvorkommen beileibe nicht nur für Basel typisch ist. Mit seinen baskischen Etymologien hat sich der Autor in sehr spekulatives Gebiet vorgewagt. Mit dem vorliegenden, in verschiedener Hinsicht problematischen Artikel wird es kaum gelingen, der sogenannten „vaskonischen Hypothese“ zu mehr Akzeptanz zu verhelfen.
Der dritte thematische Block zu Namen und Wörtern beginnt mit einem Beitrag von Klosa (S. 109ff.), die sich mit Suchanfragen im Internet beschäftigt und dabei feststellt, dass „überwiegend weder zwischen Name und Wort, noch zwischen der Suche nach enzyklopädischen gegenüber sprachlichen Informationen unterschieden“ werde.
Im Beitrag von Kremer (S. 119ff.) geht es um fremdsprachige Namen und ihren „Stellenwert innerhalb der Fremdwortlexikographie“ (S. 121). Die Autorin stellt fest, dass viele Fremdwörterbücher des Deutschen die Namen im Vorwort zwar als ausgeklammert bezeichnen, dass solche in der Alphabetstrecke dann aber doch nicht selten auftauchen (S. 124). Auch in frühneuzeitlichen Wörterbüchern finden sich einige Eigennamen, was beispielhaft an Simon Roths Dictionarius (gedruckt 1571) gezeigt wird (S. 129ff.).
Im einzigen englischsprachigen Beitrag des Bandes beschreibt Schoonheim den Umgang mit geografischen Namen in verschiedenen historischen Wörterbüchern des Niederländischen (S. 145ff.). Die Autorin stellt dabei grössere Unterschiede fest und äussert sich dahingehend, dass es bei der Konzeption von historischen Wörterbüchern klare Kriterien für die Aufnahme oder den Ausschluss von Namen brauche und dass diese Kriterien dann auch konsequent angewendet werden müssten (S. 168).
Bergmann & Stricker (S. 171ff.) thematisieren in ihrem Beitrag die Praxis der Lexikografie des Althochdeutschen bezüglich Ein- oder Ausschluss von onymischem Material und weisen auf aus dieser Praxis resultierende Mängel in der Gesamtbeschreibung des Althochdeutschen hin. Bekanntlich schliessen die lexikografischen Standardwerke des Althochdeutschen mit Ausnahme des Werkes von E. G. Graff Eigennamen aus, von Grenz- und Einzelfällen einmal abgesehen. Was in diesem Bereich zu tun wäre, skizzieren Bergmann & Stricker zum Schluss in Form von Desideraten und Perspektiven für die Namenlexikografie des Althochdeutschen (S. 187f.).
Der vierte und letzte thematische Block des Bandes ist der grafischen Auszeichnung von Eigennamen gewidmet. Die Beiträge befassen sich mit den diesbezüglichen orthografischen Regeln im Gegenwartsdeutschen (Nerius, S. 193ff.), mit der in der deutschen Orthografienorm nicht geregelten Setzung von Anführungszeichen bei Namen (häufig anzutreffen z. B. bei Titeln von Filmen, Büchern, Initiativen oder Vereinen) (Ewald, S. 203ff.) sowie mit der Gross- und Kleinschreibung von Appellativen und (Familien-)Namen im Frühneuhochdeutschen (Blosen & Pors, S. 225ff.; Götz & Braun, S. 237ff.).
Im Beitrag von Nievergelt (S. 249ff.) schliesslich geht es um Namenüberlieferung im Althochdeutschen, genauer gesagt um die besondere Überlieferungsform von einzelnen Namen, welche auf Blatträndern, leeren Seiten, Schmutzblättern oder Umschlägen von mittelalterlichen Handschriften erscheinen, ohne dass dabei ein klarer Bezug zu den Texten erkennbar wäre. Das Interesse gilt hier nicht primär dem (oftmals schon aus anderen Quellen bekannten) Personennamen selber oder seiner Schreibweise, sondern der Frage nach dem Motiv und den Umständen der Eintragung und somit auch der Frage, ob daraus etwas über die Geschichte des Überlieferungsträgers in Erfahrung gebracht werden kann. Nievergelt arbeitet äussere Merkmale wie Positionierung, Schriftverwendung und Eintragungstechnik von in dieser Weise überlieferten Eigennamen heraus und stellt Überlegungen an zur Beziehung dieser Namen zur Handschrift, zum Werktext und zu weiteren Sekundäreintragungen. Ferner bietet er im Zuge dieser Ausführungen auch eine Edition einzelner auf diese Weise überlieferter Namen (S. 257f.).
Wie anhand der obenstehenden Bemerkungen deutlich geworden ist, handelt es sich beim vorliegenden Tagungsband um eine heterogene Sammlung von Beiträgen, die sich bezüglich Fragestellung, Methodik und auch bezüglich des wissenschaftlichen Niveaus deutlich unterscheiden. Während es vielen Beiträgen gelingt, neue Perspektiven aufzuzeigen und der laufenden Forschungsdiskussion Impulse zu geben, fallen einzelne durch zweifelhafte Methodik (s. oben) oder eher bescheidenen wissenschaftlichen Anspruch auf. Es sind auch Beiträge enthalten, die zu einem guten Teil aus Google-Suchresultaten und Bildschirmfotos von Online-Wörterbüchern bestehen, wobei sich der Erkenntnisgewinn dementsprechend in Grenzen hält. An die Adresse der Herausgeberschaft bzw. des Verlags sei bemerkt, dass der englische Beitrag (S. 145ff.) von einem sprachlichen Korrekturgang hätte profitieren können.
Als gemeinsames Fazit, sofern ein solches bei so verschiedenartigen Beiträgen überhaupt möglich ist, kann am ehesten die Feststellung von breiten Übergangszonen zwischen Appellativen und Namen genannt werden. Nun ist die Idee von Übergangsformen zwar nicht neu – dazu sei hier nur etwa auf das in der Toponomastik seit langem etablierte Konzept von „halbappellativischen“ Namenbestandteilen (z. B. Id. 9, 965) verwiesen. Doch verdeutlichen die Beiträge des Tagungsbandes anhand von ganz unterschiedlichen Materialien, wie breit diese Übergangszonen tatsächlich sind und mit wie vielen Mischformen, wie beispielsweise den hybriden „Gattungseigennamen“, halb-onymischen Ereignisnamen (deutsch-französischer Krieg) oder den Bezeichnungen für Wochentage, Monate oder Feste (Montag, Oktober oder Weihnachten) usw. zu rechnen ist. An die Stelle einer binären Opposition „Name – Appellativ“ muss daher vielmehr eine Skala mit „fließenden Grenzen und Übergangszonen“ (Nerius, S. 199) zwischen den Polen Name und Appellativ treten. Auf dem Weg, diese Zwischenräume genauer auszuleuchten, ist man mit dem vorliegenden Band einen Schritt vorwärtsgekommen. Der in der Einleitung (S. 10) geäusserten Hoffnung, der Band möge weitere Forschungsdiskussion anregen, wird man sich anschliessen.
Literatur
Bichlmeier, Harald. 2013. Analyse und Bewertung der sprachwissenschaftlichen Standards aktueller Forschungen traditioneller Art zur ‚alteuropäischen Hydronymie‘ aus der Perspektive der heutigen Indogermanistik. In: Namenkundliche Informationen 101/102, 397–437.Search in Google Scholar
Förstemann, Ernst Wilhelm. 1900/1916. Altdeutsches Namenbuch. Band 1: Personennamen. Band 2: Orts- und sonstige geographische Namen. Bonn: Hanstein. Search in Google Scholar
Id. = Friedrich Staub, Albert Bachmann et al. 1881 ff. Schweizerisches Idiotikon. Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache. Frauenfeld: Huber.Search in Google Scholar
Vennemann, Theo. 2019. Zum Namen Zürichs und anderer Quell- und Brunnenorte. In: Andreas Nievergelt & Ludwig Rübekeil (Hg.). ‚athe in palice, athe in anderu sumeuuelicheru stedi‘. Raum und Sprache. Festschrift für Elvira Glaser zum 65. Geburtstag. Heidelberg: Winter, 555–576.Search in Google Scholar
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