Abstract
Es wurde der Einfluß von Thioglykolat/NH 4 OH- und Thioglykolat/NaOH-Systemen auf menschliches Haar mit Hilfe der sog. „Haarmeßuhr“ untersucht, die in einfacher Weise die Zeit bis zur Dehnung des Haares in diesen Lösungen zu messen gestattet. Die Auswertung solcher, stets an Kollektiven von 100 Haaren Umfang vorgenommenen Messungen erfolgte durch Bestimmung der relativen Häufigkeit der in einzelnen Zeitabschnitten gedehnten Haare. Die Werte der relativen Häufigkeit wurden im wesentlichen als Funktion des Thioglykolsäuregehaltes und p H -Wertes graphisch dargestellt und gedeutet. Es zeigte sich, daß die Angreifbarkeit der Haare durch Thioglykolatsysteme im isoelektrischen Bereich am geringsten ist. Im alkalischen Gebiet verhalten sich die Systeme verschieden, je nachdem, ob sie NaOH oder NH 4 OH aufweisen. Für NaOH ist bei p H 9 ein Bereich geringerer Wirksamkeit erkennbar, während dort (zwischen p H 9 und 10) NH 4 OH ein Maximum an Wirkung auszuüben scheint: im wesentlichen stimmt dies mit Befunden an Kollagen überein, die von Bowes und Kenten mitgeteilt wurden, aber auch mit eigenen Messungen der Quellung an Pferdehaaren. Daß die neue Methode hauptsächlich die Quellung des Haares erfaßt, geht sowohl aus den festgestellten, vorerwähnten Übereinstimmungen, als auch aus dem Verhalten gegen gleichzeitig in Thioglykolatsystemen anwesende Salze hervor, die eine Minderung der relativen Häufigkeit gedehnter Haare verursachen. Dies ist bei gegebenem Thioglykolatsystem von der Salzkonzentration abhängig: steigende Salzmengen vermindern in zunehmendem Maße die Werte der relativen Häufigkeit. Am wirksamsten sind NaCl und Na 2 SO 4 , am wenigsten wirksam KCNS. Durch starke Einwirkung von H 2 O 2 geschädigtes Haar verhält sich nur dann Thioglykolatsystemen gegenüber wie ungeschädigtes, wenn diese eine gewisse, für diese Schädigung charakteristische Salzmenge enthalten. Der Schädigungsgrad ließe sich durch jene Salzkonzentration kennzeichnen, die das Verhalten des betreffenden Haares gegen ein bestimmtes Thioglykolatsystem normalisiert. Für Thioglykolatsysteme von p H 9,5 mit steigenden Thioglykolsäuregehalten ist, für verschieden bestimmte Einwirkungszeiten, ein Bereich maximaler Thioglykolsäurekonzentrationen angebbar, für andere Zeiten zwei Konzentrationen, eine hohe und eine niedrigere, denen ein gleicher Häufigkeitswert der Dehnung entspricht. Die mitgeteilte Methode gestattet demnach ein einfaches, neuartiges Studium der Quellungsvorgänge an Haaren unter verschiedenen Bedingungen. Die ersten Ergebnisse werden diskutiert.