Skip to content
Publicly Available Published by K. G. Saur 2021

Fantin-Latour, Henri

  • Stolpe, Elmar

InhaltsverzeichnisTable of Contents

AnzeigenShowAusblendenHide

Artikel

Vita

Fantin-Latour (Fantin Latour; Latour), Henri (Ignace-Henri-Joseph-Théodore; Ignace Henri Jean Théodore; Henri Fantin), frz. Maler, *14.1.1836 Grenoble/Isère, †25.8.1904 Buré/Orne.

Biogramm

Sohn von Théodore F. und der Russin Hélène de Naïdenoff (Adoptivtochter der Gräfin Zoloff), die sich ebenfalls als Malerin betätigt; Neffe von Victor F. 1841 Übersiedlung nach Paris. Allg. Unterricht bei einem jesuit. Patenonkel; ab 1846 method. künstler. Unterweisung durch den Vater (Kopien von Stichen und Lith., bes. von Anne-Louis Girodet-Trioson); 1850-54 Abendkurse an der Petite Ec. de Dessin (Rue de l'Ec.-de-Médecine) bei Alexandre Péron und Horace Lecoq de Boisboudran; 1851-54 zugleich Schüler im Atelier des letzteren; Freundschaft mit Marc Louis Emanuel Solon, Guillaume Régamey, Charles-Emile Cuisin und Léon Ottin; gemeinsame Red. der ill. "Cahiers artistiques", in denen F. 1855 ein modern-naturalist. künstler. Credo formuliert. 1854 EcBA; Mitschüler von Edgar Degas und Alphonse Legros; Entlassung nach drei Monaten wegen unzureichender Ergebnisse. Zum entscheidenden Ort künstler. Selbstfindung wird der Louvre, den F. als unumgängl. Laboratorium eines eklekt. und selbstbezügl. L'art-pour-l'art betrachtet. 1852-70, also während eines ungewöhnl. langen Zeitraums, kopiert er bes. die venez. Malerei des 16. Jh., als z.T. lukrative Auftragsarbeiten. Zudem ergeben sich hier fast alle wichtigen sozialen Kontakte, u.a. zu François Bonvin, Félix Bracquemond, Emile Auguste Carolus-Duran, Frederick Leighton, Zacharie Astruc, Berthe Morisot und Gustave Courbet. Prägend sind folgende Begegnungen: 1857 Otto Scholderer (lebenslange Korr.), der F. für die Kunst von Courbet und für zeitgen. dt. Komponisten (bes. Wagner) begeistert und ihn in die entsprechende Pariser Musikwelt einführt; 1858 James McNeill Whistler (zus. mit Legros Gründung der "Soc. des trois"; Korr.); Edouard Manet, zu dem F. ab 1861 eine enge Beziehung unterhält und dessen Schaffen stets ein bewunderter, aber auch kritisierter Reibungspunkt bleibt. 1859 scheitert der erste Versuch von F. zur Teiln. am Salon (drei Portr.); finanzielle und familiäre Probleme (psych. Erkrankung, später dauerhafte Hospitalisierung einer Schwester) verstärken die dadurch ausgelösten Selbstzweifel und Depressionen. Whistler vermittelt einen Aufenthalt in Großbritannien bei seinem Schwager Francis Seymour Haden, dem 1861 und '64 weitere folgen. Freundschaft mit Matthew White Ridley sowie den Sammlern Edwin (Korr.) und Ruth Edwards in Sunbury, die ihn ermutigen, sich dem Stilleben zu widmen und, ebenso wie Whistler, weitere Kontakte und Aufträge einer großbürgerl. Klientel verschaffen (zunächst v.a. Mitgl. der griech. Gemeinde in London und der Fam. Ionides). Während die Resonanz in Frankreich verhalten bleibt (Ausnahme Astruc), wird F. in England, von zeitweiligen Krisen des Marktes abgesehen und v.a. dank der geschickten Vermittlungstätigkeit der beiden Edwards, zu einem gesuchten Stillebenmaler. In Paris gelangt er als Porträtist zu Ansehen. Sein Verhältnis zum Kunstbetrieb ist jedoch ambivalent. 1861 besucht er das offene Atelier von Courbet, distanziert sich aber, trotz öff. Solidaritätsbekundungen, bald nachdrückl. von ihm. 1862 Gründungs-Mitgl. der Soc. des Aquafortistes, 1863 Beteiligung am Salon des Refusés. F. besucht die Soireen von Manet und Paul Meurice, das Café de Bade und das Café Guerbois, den Treffpunkt der späteren Impressionisten; er unterhält z.T. enge Kontakte zu Claude Monet, Auguste Renoir, Jean Frédéric Bazille und Edmond Maître sowie zu den Kritikern bzw. Schriftstellern Astruc, Philippe Burty, Champfleury, Emile Zola und Edmond Duranty, die er fast alle in seinen Gruppen-Portr. darstellen wird. Dennoch fühlt er sich isoliert: "Je fais bande à part - Je suis au Café de Bade aujourd'hui mais jamais avec Eux, ni idées, ni travaux. Le moment est passé ..." (1863 an Whistler). Als Traditionalist und Vertreter eines elitären Kunstbegriffs sieht F. sich in wachsendem Dissens mit der Moderne, beklagt die Preisgabe des Künstlerischen und seine Involvierung in polit. Interessen. In der 2. H. der 1860er Jahre lockern sich die Beziehungen zu den Freunden in Paris wie in Großbritannien (tiefe Verletzung durch die Entfremdung von Whistler), er zieht sich auf sich selbst zurück ("Je vais dans les rêves, des illusions sans doutes, enfin cela rend les fous joyeux ..."; 1868 an Edwards). Das Erlebnis des dt.-frz. Krieges und der Pariser Kommune verstärkt seinen Konservatismus und das Mißtrauen in die Zeitgenossen; von der Kunst des 19. Jh. läßt er nur noch Jean-Auguste-Dominique Ingres, Eugène Delacroix (nachhaltiger Eindruck der Fresken in St Sulpice), Jean-François Millet und Camille Corot gelten. Von den Impressionisten wähnt er sich künstler. verraten ("Tout ce que je vois ici est lâche, trop facile, mou de dessin et fade de ton et surtout inachevé, sans effort ..."), Manet, dem er persönl. als einzigem verbunden bleibt, ihrem korrumpierenden Einfluß erlegen ("Il est dans ce goût-là de plus en plus. Ils me semblent bien tous farceurs..."; 1874 bzw. '75 jeweils an Scholderer). Er empfindet den Bruch mit seiner Vergangenheit als Befreiung, sieht sich am Beginn der eigtl. Karriere, der er sich ohne Rücksicht auf Zeitströmungen und Erwartungen des Kunstbetriebs widmen will. Proto-symbolist. figurative Sujets und Lith. erhalten von jetzt an einen bed. Platz im Schaffen. Finanzielle Sicherheit gibt jedoch allein das kommerzielle Arrangement mit Edwards; der frz. Markt bleibt ihm, trotz wachsenden Erfolges bei der Kritik, bis in die 1890er Jahre verschlossen, die Assoz. mit Paul Durand-Ruel, der 1872 einige Stilleben ankauft, von kurzer Dauer. In einem erneuerten sozialen Umfeld spielt die Beschäftigung mit Musik eine noch entscheidendere Rolle; F. befreundet sich mit dem Musikwissenschaftler Adolphe Jullien, verkehrt im Salon des Dichters Saint-Cyr de Rayssac, wo er u.a. Léon Riesener, Odilon Redon sowie den Musikschriftstellern Georges de Massougnes und Charles Grandmougin begegnet; bei den musikal. Soiréen von Antoine Lascoux (1876 gemeinsame Reise nach Bayreuth) trifft er Gabriel Fauré, Camille Saint-Saëns und André Messager. 1876 ∞der Malerin Victoria Dubourg, die F. 1866 oder '69 im Louvre kennengelernt hat und die seine Leidenschaft für die dt. Musik teilt. 1875-77 Reisen nach Belgien und in die Niederlande, 1879 in den Dauphiné (zus. mit Massougnes), 1881 nach England. Ab 1878 regelmäßige Sommeraufenthalte und gemeinsame Arbeit in Buré/Orne im Haus des Onkels von Victoria (1880 Erbschaft). 1879 Organisation einer postumen Riesener-Ausst.; 1881 Mitgl. der Salon-Jury; 1884 Mitgl. des Komitees für die Errichtung eines Delacroix-Denkmals; Teiln. an der Organisation einer postumen Manet-Ausst.; Gründungs-Mitgl. der Soc. des Artistes lithographiques. 1887 Begegnung mit dem Kunsthändler Gustave Tempelaere, der bald Skizzen mit figurativen Sujets ankauft und erfolgreich den frz. Markt erschließt. 1889 Mitgl. der Preis-Jury der WA, 1891 des Komitees des SAfr. und der Expos. Gén. de la Lith., 1895 des Komitees der Expos. du Centenaire de la Lith.; 1897 Vize-Präs. der Soc. des Peintres-Lithographes. 1898 Schenkung einer vollst. Slg der Lith. an das Mus. du Luxembourg. Ausz.: 1870 Med. 3. Kl.; 1875 Med. 2. Kl. und Hors concours; 1879 Chevalier, 1900 Officier de la Légion d'honneur; 1880 Große Gold-Med. (Manchester); 1881 Mention honorable (Section de gravure); 1884 Chevalier, 1894 Officier de l'Ordre de Léopold. Ein Portr. von F. radierte Bracquemond. - Das Schaffen von F. gliedert sich in drei klar voneinander getrennte Bereiche: figurative Sujets, Stilleben und Portr.; letztere sind wiederum unterschiedl. Kategorien zuzurechnen. 1854-61 entstehen v.a. zahlr. Selbst-Portr. (Vorbild Rembrandt), die in ihrer romant. Exaltation die Widersprüche des Char. von F. spiegeln: einerseits Bescheidenheit, Schüchternheit und Introversion, andererseits die tiefe Überzeugung von seiner künstler. Mission, das Streben nach Anerkennung, welches jedoch mit der Angst vor einem kommerziellen Erfolg verbunden ist, in dessen intellektuellen und moral. Versuchungen er eine Gefährdung seiner künstler. Integrität erblickt. Eine zweite Gruppe bilden repräsentative Portr.-Aufträge, die F. 1864 in Großbritannien, 1867 und in 1880er Jahren in Frankreich aus finanziellen Gründen annehmen muß. Die Darst. einer großbürgerl. und aristokrat. Klientel sind nicht ohne psycholog. Einfühlung, haben aber, bes. im Fall der weibl. Modelle, etwas Gezwungenes und Steifes (z.B. Duchesse de Fitz-James, 1867; Washington/D.C., NG of Art); F. wird im Milieu seiner Auftraggeber nicht heimisch, sperrt sich gegen die Forderung der Idealisierung und des Gefallen-Müssens. Hiervon völlig versch. sind genrehafte Portr. von Frauen in häusl. Interieurs (meist Darst. der Schwester, der Ehefrau und der Schwägerin). F. nennt sie "études d'après nature", verzichtet auf psycholog. Deutung und scheint mehr an der Erzeugung einer Stimmung ruhiger Melancholie und Insichgekehrtheit als an Porträtgenauigkeit interessiert. Was diese Studien mit den zahlr. naturalist. Darst. von Mitgl. der Fam. und Freunden verbindet, ist eine generelle Strenge, die Verweigerung alles Anekdotischen, die Reduktion der Expressivität und eine Atmosphäre der Inkommunikabilität, die wohl eher auf eine bewußte Auseinandersetzung mit Manet als auf Unfähigkeit oder psycholog. Disposition des Künstlers zurückzuführen sind. Dies gilt auch für die großen Gruppen-Portr., die dank der nicht unerwünschten Polemiken der Kritik entscheidend zum Durchbruch von F. in Frankreich beitragen. Sie dokumentieren nicht nur sein soziales Umfeld, sondern wollen als kunst-polit. Willens- und Solidaritätserklärung, als emphat. (Glaubens-)Bekenntnisse zu umstrittenen zeitgen. Bewegungen und darüber hinaus zur Kunst als solcher verstanden werden: "Je suis tout entier au culte de ses grands artistes, voilà ma religion, l'Art, voilà le seul idéal, la seul chose pure dans l'homme" (1864 an Edwards). Nach formalen Vorbildern des holl. Gruppen-Portr. (Frans Hals) zeigt F. in Hommage à Delacroix (1864) und Un atelier aux Batignolles (1870; staatl. Ankauf 1892) befreundete Künstler und Kritiker: verhaltene und stat. Versammlungen, im Grunde eher Assemblagen von Individual-Portr., an denen bereits Burty Vereinzelung und emotionale Distanz wahrnimmt und von denen T. Gautier sagt, "qu'on ne saurait réduire l'apothéose à des proportions plus bourgeoises et plus modestes". Tatsächl. sind es Wunschbilder einer "Jeune école", Beschwörungen einer illusionären Gemeinsamkeit, an die F. bereits nicht mehr glauben kann. Die beiden letzten Gruppen-Portr. spiegeln daher auch den biogr.-programmat. Bruch: Le coin de table (1872) ersetzt das Konzept der Hommage an eine zentrale Figur durch die Darst. eines Pariser Literatenzirkels (u.a. Arthur Rimbaud), Autour du piano (1885; alle Paris, Orsay) gibt kein wagnerian. Manifest, sondern eine schlichte Zusammenkunft von Verehrern des Meisters. - Erste Stilleben (v.a. Blumen und Früchte, seltener Küchenutensilien) entstehen bereits M. der 1850er Jahre; sie bleiben bis ca. 1895 die Haupteinnahmequelle. Die Stille und Objektivität dieser Bilder zeigen einen offenkundigen Bezug zu Jean-Baptiste Siméon Chardin, dennoch wurde dessen Vorbildlichkeit überschätzt. Diagonale Komp. und leicht erhöhter Blickwinkel weichen von der strengen Frontalität und der Wiedergabe in Augenhöhe bei Chardin ab; überdies bevorzugt F. Pastellfarben (bes. weiß, gelb, rosa) und meidet die dunkle Tonalität von dessen Küchenstilleben. Der Eklektiker F. findet Anknüpfungspunkte in der weiteren Trad. des frz. (z.B. François Desportes, Louise Moillon, Delacroix), z.T. auch niederl. (Adriaen Coorte) Stillebens; seine grauen Bildhintergründe erinnern an die Portr. von Tizian, die kühlen, auf diesem Grau basierenden Harmonien an Whistler. Die Artikulation der Formen durch die Nuancen des Lichts steht der impressionist. Malerei näher, als es die theoret. Abgrenzung erwarten läßt. Im übrigen bleibt die Haltung von F. zur niedrig bewerteten Gattung des Stillebens stets ambivalent. Einerseits begrüßt er hier das hermet. Experimentierfeld einer Atelier-Kunst, die Sujets der "äußeren" Wirklichkeit ebenso wie die für ihn mit zuviel Aufwand verbundene Pleinair-Malerei ablehnt; er kann dabei seine sehr persönl. Auffassung eines "Realismus" verwirklichen, der nur eine Art und Weise, die Dinge zu sehen, bedeutet: die Verbindung von Naturbeobachtung (zugleich der Kunstwürdigkeit jedes beliebigen Gegenstandes) und einem L'art-pour-l'art, das die Kunst entschieden von jeder sozialen oder polit. Realität abgrenzt. Andererseits holt diese Realität ihn ein: er verachtet es, Stilleben für den Lebensunterhalt malen zu müssen, Verkaufserfolge stürzen ihn in depressive Krisen. Den Ausweg sucht er im kompromißlosen Bemühen um Perfektionierung, für das Marcel Proust ihn in "A la recherche du temps perdu" gerühmt hat; stets hat er sich dem v.a. von Edwards vorgetragenen Ansinnen verweigert, die Stillebenproduktion ohne Rücksicht auf die Qualität nur an den Bedürfnissen des Marktes zu orientieren. - Dem Ehrgeiz von F., sich auf dem Gebiet der großformatigen figurativen Malerei zu profilieren, stehen v.a. zwei Hindernisse entgegen: die Schwächen des Zeichners und die eingestandenen Schwierigkeiten, eine bewegte Szenerie in eine kohärente Komp. einzubinden. Einer der ersten Versuche, Féerie (1863; Montreal, MBA), eine ohne Modellstudium aus Vorbildern des Louvre kompilierte Motivcollage, wird von der Salonjury aus verständl. Gründen abgewiesen. Ohne spezif. Gegenstand, bloße Evokation einer Stimmung, weist das Bild in seinem träumer.-visionären Char., der nichts mit den naturalist. Bestrebungen von F. gemein hat, gleichwohl auf den Symbolismus voraus und bildet einen Ausgangspunkt für den Neuansatz der 1870er Jahre. Die zweite in dieser Hinsicht bed. Arbeit ist eine von vier Lith., die F. 1862 für Alfred Cadart ausführt: Tannhäuser: Venusberg (erste Fassung). Ein kontroverses Werk des zeitgen. Musiktheaters wird zur Inspirationsquelle einer Kunst erhoben, die mit dem Anspruch auftritt, sowohl der Trad. verbunden als auch mod. zu sein, eine "peint. de l'avenir" in Analogie zu Wagners "Kunstwerk der Zukunft". Nach dem Skandal der Tannhäuser-Aufführung von 1861 situiert sich F. damit explizit im Kontext der Pariser Wagner-Apologetik (u.a. Baudelaire, Champfleury); zugleich findet er hier eine theatral. Verkörperung jenes Konflikts von Sinnlichkeit und Spiritualität, von Versuchung und Verzicht, der seit der selbstauferlegten Askese seiner Jugend nie aufhört, ihn zu beschäftigen. Ab 1873 wendet sich F. erneut der Lith. zu. Einerseits scheint er die Problematik der Komp. im kleinen Format leichter zu bewältigen. Wie in L'Anniversaire (1876; Grenoble, Mus. de Peint. et de Sculpt.), einer Hommage an H. Berlioz und dem ersten großformatigen "imaginären" Werk, das seine Ambitionen zufriedenstellt, erarbeitet er die kompositionelle Lösung bis nach der M. der 1890er Jahre nun meist als Lith. und überträgt sie später in Pastell oder Öl. Der Kat. von Hédiard (1906) nennt 193 v.a. bei Lemercier gedruckte Lith. (einschl. der Ill., u.a. zu A. Jullien, Hector Berlioz, sa vie et ses œuvres, P. 1888; A. Chenier, Poésies, P. 1905); hinzu kommen acht weitere Bll. (BN, Cab. des estampes), die nach Skizzen wahrsch. erst postum auf den Stein übertragen wurden. Andererseits entdeckt F. das schöpfer. Potential und die innovativen Möglichkeiten der Technik: sie avanciert zum bevorzugten Mittel, um sein ekstat. Musikerleben in eine traumhaft-imaginäre Bildwelt zu übersetzen. Die Bayreuther Ring-Tetralogie, die er überschwengl. als eine perfekte Verwirklichung seiner Vorstellung des "féerique" begrüßt, liefert dann mit Inszenierung, Bühnenbildern und den Szenen-Beschr. von Wagner mannigfache bildner. Einfälle und wird zum Katalysator für die Produktion einer langen Reihe von musikal. Sujets (neben Wagner v.a. Berlioz, R. Schumann und J. Brahms). F. geht es dabei nicht darum, visuelle Analogien zum Gehörten zu finden; er bleibt ein "lit." Maler, illustriert mit wenigen Ausnahmen nur Vokalmusik. Anders als Baudelaire ignoriert er das Heroische und Rauschhafte im Schaffen von Wagner; er beschränkt sich auf Liebesszenen, auf idyllisch-träumer. und mag. Momente und den stets gleichen, sanften Frauentypus (darunter zahlr., im Gegensatz zur Strenge der Portr. betont sinnl. weibl. Akt-Darst., die z.T. auch allegor., mytholog. oder genrehafte Titel tragen). Dennoch kommt ihm das Verdienst zu, eine unverbrauchte Mythologie als ikonogr. Reservoir für die frz. Kunst erschlossen zu haben. Dank der Verbreitung seiner Lith. (regelmäßige Ausst. im Salon; ab 1885 Beitr. zur Rev. wagnérienne; Ill. zu Jullien, Richard Wagner, sa vie et ses œuvres, 1886; Ankäufe für die Slgn ausländ. Wagnerianer, z.B. Charles Tardieu, Brüssel; Edward Dannreuther, London) wächst ihm die Rolle eines Propagandisten der Ästhetik von Wagner zu; im Hinblick auf deren Bedeutung bei der Entstehung des Symbolismus wird er von der Kritik zunehmend in den Kategorien dieser Kunst (R. Marx 1890 über F.: "l'au-delà du rêve") gedeutet und als einer ihrer Wegbereiter gerühmt. Nicht zuletzt knüpft er mit der Virtuosität seiner Lith. an deren große Trad. in der Romantik an und trägt so wesentl. zur Rehabilitierung des Maler-Lithographen bei.

Werke

Öl, wenn nicht anders erw.: Aberdeen, AG. Adelaide, NG of South Australia. Alençon, MBA et de la Dentelle. Amiens, Mus. de Picardie. Amsterdam, RM: u.a. Hommage à Delacroix, Zchng, 1864. Ann Arbor, Univ. of Michigan, Mus. of Art. Antwerpen, Koninkl. MSK: Auto-Portr. Barnard Castle, Bowes Mus. Belfast, Ulster Mus.: Noces de Cana (nach Veronese), 1865-67. Berlin, NG: Autoportrait assis devant son chevalet, 1858; Portr. Victoria F., 1883. Birmingham, City Art Gall.: u.a. Portr. Marie F., 1859; L'aurore et la nuit, 1894. Boston, MFA: u.a. Chrysanthèmes doubles et fruits, 1865; La toilette de Venus, 1902. - Public Libr. Boulogne-Sur-Mer, Mus. mun. Bradford, AG. Brooklyn/N.Y., Brooklyn Mus. of Art: Portr. Mme Léon Maître, 1882. Brüssel, MRBAB: La leçon de dessin dans l'atelier (Portr. Mlles Louise Riesener et Eva Callimaki-Catargi), 1879; Femmes au bain. Budapest, SzM: Auto-Portr., Zchng, ca. 1858. Buenos-Aires, MNBA: Auto-Portr., ca. 1863. Burnley, Towneley Hall AG. Cambridge/Cambs., Fitzwilliam Mus.: u.a. La mise au tombeau (nach Tizian), ca. 1856-58; Tête de jeune fille, 1870; Jugement de Pâris. Cambridge/Mass., Fogg AM: Auto-Portr., 1850; Auto-Portr., 1871. Cardiff, NM of Wales: u.a. Immortalité, 1889. Chicago, Art Inst.: Portr. Jean-Auguste-Dominique Ingres, Zchng, 1865; Portr. Edouard Manet, 1867; Nature morte: Coin de table, 1873. Cleveland/Ohio, Mus. of Art: u.a. Portr. Mme Henry Lerolle, 1882; Tannhäuser (Toilette de Venus), 1886; Hommage à Brahms, Zchng; zahlr. Lith. Denver/Colo., AM. Detroit/Mich., Inst. of FA: Auto-Portr., ca. 1854-56. Dieppe, Château-Mus. Douai, Mus. de la Chartreuse. Dublin, NG of Ireland. Edinburgh, NG of Scotland. Florenz, Uffizien: Auto-Portr., 1883. Frankfurt am Main, Städel. Genf, MAH, Cab. des estampes. - Petit Pal.: Toilette de Vénus, 1880. Gent, MSK. Glasgow, AG and Mus.: u.a. Chrysanthèmes, 1874; Chrysanthèmes jaunes, 1879; Pieds d'alouette, 1892. - Univ. Art Coll. Göteborg, KM: Fleurs et objets divers, 1874. Grenoble, Mus. de Peint. et de Sculpt.: Gem,: u.a. Portr. du Père Jésuite Henri F., 1853; Montmartre, 1853; St-Jean et le chasseur, 1854; Le songe, 1854(?); Portr. de l'auteur âgé 23 ans, 1859; Nature morte aux abricots, 1868; Nature morte dite "de fiançailles", 1869; Fragment d'après le plafond de Véronèse: "Jupiter foudroyant les crimes", vor 1870; Fragment d'après le Paradis de Tintoret, vor 1870; Portr. de Mme F., 1877; Portr. de Louise Riesener, 1880; La tentation de St-Antoine, 1881. Zchngn: Portr. de l'auteur, 1856; Tannhäuser: Venusberg, 1864; Hommage à Delacroix, 1864; Thétis sortant des eaux, 1867; Vision, 1869; Rêve de poète, 1869; Toilette de Vénus, 1869; Baigneuses surprises, 1871; Vénus et l'Amour, 1871; A la mémoire de Robert Schumann, 1873; La fée des Alpes, 1873; Rinaldo, 1878; L'aurore, 1883; Jugement de Pâris, 1885; Le Vaisseau Fantôme, 1885; Poèmes d'amour, 1885; Hélène, 1890; Prélude à Lohengrin, 1892; Monsieur Fantin père à son chevalet, 1892; La nuit 1897; Andromède, 1898(?); Brahms, 1898; Ondine, 1899; diverse Studien. Lith.: L'anniversaire, 1875-76; Tannhäuser: Venusberg, 1876; Finale de la Valküre, 1879; Rinaldo, 1881; Le Mage Balthazar et Fantine, 1891; Vénus et l'Amour, 1892; A Robert Schumann, 1893; Le paradis et le péri, Finale, 1893; Sémiramide, 1894-95; Eve, 1896; Les brodeuses, 1898; Tannhäuser: L'étoile du soir; Les maîtres chanteurs de Nuremberg: Rencontre de Walther et Eva; Siegfried: Evocation d'Erda; Le crépuscule des dieux: Siegfried et les filles du Rhin; Parsifal: Evocation de Kundry; Réveil; Béatrice et Bénédicte: Nocturne. Rad.: Un morceau de Schumann. Hamburg, KH: Blumenkorb, 1875; Scène première du Rheingold (L'Or du Rhin), 1888. Hamilton, AG: Henri de Fitz-James, 1867. Hannover, Niedersächs. LG: Petit Portr. de F., 1858. Hartford/Conn., Wadsworth Atheneum: u.a. Portr. Mme Gravier, 1889; Portr. Whistler. Houston/Tex., MFA: Roses blanches ("Félicité et Perpétue"), 1870. Kairo, Mohamed Mahmoud Khalil Mus. Kaiserslautern, Pfalz-Gal.: Le mendiant, Lith., 1899. Kansas City/Mo., Nelson-Atkins Mus. of Art: u.a. Chrysanthèmes annuels, 1889. Karlsruhe, SKH. Kirkcaldy, Mus. and AG. Köln, WRM. La Côte-Saint-Andre, Mus. Hector Berlioz. Leeds, City AG: u.a. Portr. de Mme Léon Maître (Rêverie), 1884. Lille, MBA: u.a. Frontispice: La musique, Zchng, ca. 1879-80; Nuit de printemps, Studie, 1883-84. Lissabon, Mus. C. Gulbenkian: La lecture (Portr. de Victoria et Charlotte Dubourg), 1870. London, BM: u.a. zahlr. Lith. - NG: Still life with glass jug, fruit and flowers, 1861; The rosy wealth of June, 1886; A basket of roses, 1890. - Tate Gall.: u.a. Auto-Portr. assis, 1860; Jugement de Pâris, 1863; Roses, 1864; Portr. de M. et Mme Edwin Edwards, 1875. - V & A: u.a. Branche de lis, 1877; Capucines doubles, 1880. Los Angeles, Armand Hammer Found.: Pivoines dans un vase bleu et blanc, 1872. - County Mus. of Art: Tannhäuser: Venusberg, 1864; Solitude, 1884. Lyon, MBA: u.a. La lecture (Portr. de Mlle Charlotte Dubourg et d'une amie), 1877; Les roses, 1889. Macon, Mus. des Ursulines. Manchester, City AG: u.a. Auto-Portr., 1867; La source, 1871; Bouquet de sept., 1872; Roses thé et thé-noisette, 1879; L'Amour vainqueur, ca. 1890. - Whitworth AG, Univ. of Manchester: u.a. Féerie (Les princesses au palanquin), Zchng, ca. 1863. München, BSGS, NP. New York, Metrop. Mus.: u.a. Fleurs de printemps, pommes et poires, 1866; Un atelier aux Batignolles, Zchng, 1870. Norfolk/Va., Chrysler Mus.: u.a. Portr. Léon Maître, 1886. Northampton/Mass., Smith College Mus. of Art. Ottawa, Gal. Nat. du Canada: u.a. L'enfance du Christ: le repos de la Ste Fam., Pastell und Aqu., 1889. Otterlo, RM Kröller-Müller: u.a. Primevères en pot, poires et grenades, 1866; L'anniversaire, Skizze, 1875; Prélude de Lohengrin, 1877; Manfred et Astarte, 1879; Portr. Eva Callimaki-Catargi, 1880; Femme à l'éventail (Charlotte Dubourg), Pastell, 1882; Baigneuse, 1890-91; Ariadne, ca. 1904. Oxford, Ashmolean Mus.: u.a. Nathalie Fantin, Zchng, 1857; Pensées et marguerites, 1880. Paisley, Mus. and AG. Paris, BN, Cab. des estampes: Rad.: Les deux sœurs, 1862; Un morceau de Schumann, 1864. Lith.: u.a. Les brodeuses, 1862; Tannhäuser: Venusberg, 1862; La fée des Alpes, 1873; L'anniversaire, 1875; Roses thé et thé-noisette, 1879; Scène première du Rheingold, 1876; Tannhäuser: Venusberg, 1876; Evocation d'Erda, 1876; Finale du Rheingold, 1877; Rinaldo, 1878; Prélude de Lohengrin, 1882; Nuit de printemps, 1883; Etoile du soir, 1884; Götterdämmerung: Siegfried et les filles du Rhin, 1884; Parsifal et les filles-fleur, 1885; Sara la baigneuse, 1892; Ballet des Troyens, 1893; Ondine, 1896. - Gal. Brame et Lorenceau. - Louvre, Cab. des dessins: Brodeuses, 1855; Liseuse et brodeuse, 1855-58; Autoportr. dessinant, 1860; Eugène Delacroix reçu aux Champs-Elysées, 1865; Reflets d'Orient, 1866; Le lever, 1867, jeweils Zchng; Scène première du Rheingold, 1876-77, Pastell auf Lith.; diverse Studien u.a. zu: Hommage à Delacroix, 1863; Tannhäuser: Venusberg, 1863-64; La vérité, 1864; Le toast, 1864-65; La lecture, 1877; La fam. Dubourg, 1878; La leçon de dessin, 1879; Autour du piano, 1884-85. - Mus. Carnavalet. - Mus. Rodin: Auto-Portr., 1871. - Mus. Victor Hugo. - Orsay: La liseuse. Portr. Marie F., sœur de l'artiste, 1861; Narcisses et tulipes, 1862; Fleurs et fruits, 1865; Portr. Antoine Vollon (Fragment Le toast), 1865; Un atelier aux Batignolles, Skizze, 1869; Fleurs, 1872; Etude de femme nue, 1872; Portr. Victoria Dubourg, 1873; La fam. Dubourg, 1878; Portr. Mlle Charlotte Dubourg, 1882; Roses dans une coupe, 1882; Portr. d'Adolphe Jullien, 1887; La nuit, 1897; Le coucher; Le Christ entre les larrons (Kopie nach Veronese). - Petit Pal.: u.a. Portr. Mme Edwin Edwards, 1861-64; Hélène, 1892; La tentation de St Antoine, 1897; Le Graal. Prélude de Lohengrin, 1902. Pau, MBA: Danses, 1891; Le rêve du poète. Philadelphia, Mus. of Art: Bouquet d'automne, 1862. Port Sunlight, Lady Lever AG. Reims, MBA: u.a. Le lever, 1898; Poète et les muses, ca. 1900. Rotterdam, BvB. Rouen, MBA. St. Louis/Mo., AM: u.a. Les deux sœurs (Les brodeuses), 1859; Lith. San Francisco, FA Mus.: u.a. Juliennes blanches et fruits, 1869. Sheffield, Graves AG. Southampton, AG. St. Petersburg, Ermitage. Sydney, AG of New South Wales. Toledo/Ohio, Mus. of Art: Fleurs d'été et fruits, 1866; Portr. Marie F.; Lith. Toronto, AG of Ontario. Tournai, MBA: u.a. La lecture (Portr. Marie F.), 1863; Portr. Mlle Sarah Budgett, 1884. Voiron, Mus. Mainssieux. Washington/D.C., Freer Gall. of Art: Portr. Whistler (Fragment Le toast), 1865. - NG of Art: u.a. Auto-Portr., 1858; Portr. Mlle Françoise de Fitz-James, 1867; Portr. de Sonja, 1890. - Phillips Coll.: Un atelier aux Batignolles, Skizze, 1870. Wien, Albertina: Selbst-Portr., Zchng, ca. 1858. Williamstown/Mass., Sterling and Francine Clark Art Inst. York, City AG.

Ausstellungen

E: Paris: 1899 Mus. du Luxembourg (K: L. Bénédite); 1901 (Zchngn), '05, '27 Gal. Tempelaere; 1906 EcBA / London: 1903, '04 Dutch Gall.; 1905 Obach & Co.; 1927 Leicester Gall.; 1934 Lefevre Gall.; 1962 Marlborough FA (K: W.Gaunt); 1984 Wildenstein Coll. (K: D.Sutton) / New York: 1932 Mus. of French Art; 1951 Scott & Fowles; 1966 Acquavella Gall. / 1935 Amsterdam, Huinck & Scherjon Co. / 1936 Grenoble, Mus.-Bibl. (K: J. und F.Tempelaere) / 1950 Glasgow, Ian MacNicoll / Genf: 1961, '80-81 (K: R.M. Mason) MAH, Cab. des estampes: Lith. / 1966 Northampton/Mass., Smith College Mus. of Art (K: C.Chetham) / 1970 Riverside Univ. of California AG / 1973 Mailand, Il Mercante di Stampe (K: R.di Grada) / 1997 La Côte-Saint-André, Hôtel de Ville (K). - G: Paris: 1861-99 Salon bzw. SAfr.; 1885, '90 Expos. Internat. de Blanc et Noir; 1889 WA; 1889, 1900 Expos. Centennale de l'Art franç.; 1895 Centenaire de la Lith. Gal. Rapp / London: 1862-1900 RA; ab 1872 Soc. of French Artists; ab 1881 Soc. of Brit. Artists / 1863 Saintes, Hôtel de Ville: Expos. de peint. au profit des pauvres (Stilleben) / Brüssel: ab 1875 Expos. Gén. des BA; 1885 Expos. des XX; 1897 WA / 1883 Amsterdam: WA / 1894 Antwerpen: WA.

Bibliographie

ThB11, 1915. – Graves, RA III, 1905; Singer, BK XIV, 1936; Singer, NBK V, 1938; Pavière, Flower III.1, 1964; Bailly-Herzberg, 1972; EWA V, 1972; Johnson/Greutzner, 1976; Bailly-Herzberg, 1985; Hardouin-Fugier/Grafe, 1989; Billcliffe II, 1991; Dict. de la peint., P. 1991; DA X, 1996; Stewart/Cutten, 1997; Bénézit V, 1999; A.Roussard, Dict. des peintres à Montmartre, P. 1999. – G.Hediard, F.: Cat. de l'œuvre lithogr. du maître, P. 1906; A.Jullien, F., sa vie et ses amitiés, P. 1909; V.Fantin-Latour, Cat. de l'œuvre complet (1849-1904) de F., P. 1911 (Repr. Am./N.Y. 1969); F.W. Gibson, Internat. studio 69:1920; id., The art of H. F., Lo. 1924; G.Kahn, F., P. 1926; IFF, Après1800 VII, 1954; M.Bernat, Jardin des arts 1959(60)759-765; M.Amaya, Apollo 77:1962, 400-403; Vergnet-Ruiz/Laclotte, 1962; W.Gaunt, Connoisseur 152:1963, 220-222; 157:1964, 84 s.; L.Curry, Los Angeles County Mus. of Art. Bull. 16:1964(1)3-19 (Tannhäuser); P.Volk, Mus. in Köln. Bull. 1964(3)330; F.A. Trapp, BurlMag 108:1966, 393 s.; S.Sachs, Minneapolis Inst. of Arts bull. 58:1969, 78 s.; W.S. Talbot, Bull. of the Cleveland Mus. of Art 56:1969, 303-319; MFA Houston. Bull., N.S., 2:1971(9)157-159; J.Offerhans, Openbaar Kunstbezit 15:1971, 38A s.; M.Ochsé, Jardin des arts 1972(211)54-57; W.J. Chiego, Mus. news. Toledo Mus. of Art, N.S., 17:1974(2)1-13; M.Clarke, City of York AG. Preview 27:1974, 939-943; S.Gohr, Der Kult des Künstlers und der Kunst im 19. Jh., Diss. Köln 1974, Köln/W. 1975, 41 ss.; M.-C. Beaud/H.Vincent, F. Une fam. de peintres au XIXe s. (K Mus. de peint. et de sculpt.), Grenoble 1977; E.Lucie-Smith, F., Ox./N.Y. 1977 (Rez.: D.Druick, BurlMag 121:1979, 184-187); G.P. Weisberg, GBA 90:1977, 205-215 (Atelier aux Batignolles); M.Verrier, F., Lo. 1977; D.W. Druick, The lith. of H. F., Diss. Yale Univ. 1979 (unveröff.); U.Kultermann, Konsthistorisk tidskr. 48:1979(1)31-37; U.Schumacher, Giessener Beitr. zur Kunstgesch. 4:1979, 19-61; J.B. Slee, Mus. of Art and Archaeology, Univ. of Michigan. Bull. 2:1979, 26-35 (Sara la baigneuse); A. Heesemann-Wilson, Jb. der Hamburger KS 25:1980, 103-116 (Rheingold); M.Barbe, Le peintre H. F. Une vie musicale, Thèse de 3e cycle Univ. Paris I 1981 (unveröff.); Y.Boursel, Rev. du Louvre 32:1982, 245-253; D.Druick/M.Hoog (Ed.), F. (K Paris/Ottawa/San Francisco), P. 1982 (ausführl. Bibliogr.; Rez.: R.Thomson, Art hist. 7:1984[2]258-262); M.Hoog, Œil 329:1982, 54-61; id., Rev. du Louvre 32:1982, 396-398; I.Kähler u.a. (Bearb.), Brahms-Phantasien (K), Kiel 1983; A.C. Hanson, ArtJ 43:1983, 275-278; J.Jacobus, AiA 71:1983(11)111-116; E.Mai, Pantheon 41:1983, 73 s.; R.Pickvance, BurlMag 125:1983, 115 s.; B.Stewart, J. of the NG of Canada 42:1983, 1-8; PKG XI, 1984; D.Sutton, Apollo 119:1984, 30-37; L'art d'ill. Frz. Buch-Ill. des 19. Jh. (K), Wolfenbüttel 1985; L.Abelès, F. - Coin de table: Verlaine, Rimbaud et les Vilains bonshommes (K Orsay), P. 1987; id., Rev. du Louvre 37:1987, 432 s.; G.Schlüter, Realismus und Phantasie im Werk von H. F., Mag.-Arbeit Stuttgart 1987 (unveröff.); V.M.C. Bajou, Les sujets musicaux chez F., Diss. Ec. du Louvre Paris 1988 (unveröff.); J.Mota/M.Infiesta, Pintors Wagnerians, Ba. 1988; G.P. Weisberg, ArtsMag 62:1988(10)49-51; E.Hardouin-Fugier, GBA 113:1989, 135-142; Schurr, Guidargus, 1989; J.N. Wardius, Bull. of the Cleveland Mus. of Art 76:1989(8)280-291; Hardouin-Fugier/Grafe, 1992; D.Spiess (Ed.), Enz. der Impressionisten, Lausanne 1992; M.Wantellet, Deux ss. et plus de peint. dauphinoise, Grenoble 1994; Der Gral. Artusromantik in der Kunst des 19. Jh. (K München, Bayer. NM), Köln 1995; P. de Roux, F. Figures et fleurs, P. 1995; B.Bumpus, Apollo 143:1996(409)13-16; J.-J. Lévêque, H. F., un peintre intimiste, P. 1996; S.A. Waschbüsch, Die Kunst der Versuchung. Antonius emerita bei H. F. und einigen seiner Zeitgen., Diss. Trier 1997, Ffm. u.a. 1997; R.Ulmer (Ed.), Art nouv. Symbolismus und Jugendstil in Frankreich (K Darmstadt/Berlin), St. 1999. – Glasgow, Univ.-Bibl., Birnie Philip Coll.: Korr. F.-Whistler / Grenoble, Bibl. mun.: Lettres de F. (1859-1900); Notes et doc. divers sur F. et sa fam. / Paris: Arch. Brame et Lorenceau: Korr.; BN: Korr.; Cab. des estampes: Victoria F., Notes prises par Mme F. du vivant de H. F., 1836-1860; Album de coupures de presse constitué par Mme F., 3 Bde / Washington, Libr. of Congress, Pernell Coll.: Korr. F.-Whistler.

Artikel aus Thieme-Becker

Biogramm

Fantin-Latour, Henri (Ignace Henri Jean Théodore), Maler u. Graphiker, geb. in Grenoble am 14. 1. 1836 (seine Mutter war eine Russin), † in Buré (Orne) am 25. 8. 1904. Genoß zuerst den Unterricht seines Vaters, des Malers Théodore F. (s. d.), der sich 1841 in Paris niedergelassen hatte. Später besuchte er die kleine Zeichenschule von Lecocq de Boisbaudran in der Rue de l'Ecole de Médecine, seit 1854 kurze Zeit die Ecole d. B.-Arts u. war auch im Atelier Courbet's tätig. 1859 sandte er zum erstenmal ein Bild (zwei Frauen, die eine stikkend, die andere lesend) in den Salon des Artistes français. Es wurde refüsiert, zugleich mit der Einsendung seines Freundes Ribot. Bonvin, der energischste des Kreises, organisierte darauf 1860 eine Ausstellung der ersten Arbeiten Ribots in seinem Atelier der Rue Saint-Jacques, das er zu Ehren der flämischen Meister "l'atelier flamand" nannte, u. fügte auch F.s zurückgewiesenes Bild hinzu. Seit 1861 aber war F. regelmäßig im Salon vertreten, allerdings auch in dem berühmten "Salon des Refusés" von 1863. - F.s Lebensführung ist immer ruhig, regelmäßig u. voll Würde gewesen. Er reiste selten, war einmal in Belgien u. dreimal (1859, 1861 u. 1864) in England. Er liebte die Präraffaeliten, besonders Millais, u. besuchte Whistler u. seine anderen Freunde, vor allem den Radierer Edwin Edwards, in dessen Familie die Wagnersche Musik gepflegt wurde. Seine weiteste Reise führte ihn 1876 nach Bayreuth zu den Aufführungen des "Ring des Nibelungen"; sie sollte von größter Wichtigkeit für seine künstlerische Entwickelung werden. Im übrigen lebte er zurückgezogen, in glücklicher Ehe (seit 1878) mit der Malerin Victoria Fantin-Latour. Seine Modelle fand er im engsten Kreis der Familie. Die Figuren seines ersten Bildes von 1859 sind Porträts seiner Schwestern Nathalie u. Marie; sie erscheinen noch oft in seinem frühen Werk als "Liseuses" oder "Brodeuses". Später traten seine Frau u. seine Schwägerin, Charlotte Dubourg, für sie ein. - F. unterwarf sich selbst der strengsten künstlerischen Disziplin. Noch 1864, im Alter von 28 Jahren, zeichnete er regelmäßig in der Academie Jacques in der Rue Lamartine. Bis 1870 kopierte er fast täglich im Louvre; "er mag die Hälfte seines Lebens im Louvre verbracht haben" (L. Bénédite). In der Ausstellung der Galerie Templaere (1905) sah man zahlreiche Kopien nach Veronese, Tizian, Velasquez, Watteau u. a. - 1864 erschien im Salon das im Jahre vorher, dem Todesjahr Delacroix', entstandene Gruppenbild "l'Hommage à Delacroix" (Louvre, Smlg Moreau-Nélaton), auf dem Baudelaire, Champfleury, Whistler, Manet, Fantin selbst u. einige andere um das Porträt des großen Romantikers versammelt sind. Er bediente sich hier noch eines sichtbaren Symbols, um die Ideengemeinschaft dieser Männer auszudrücken. Später betonte er in jenen "allégories réelles" mehr den Charakter des realistischen Gruppenporträts, indem er bedeutende Zeitgenossen, die durch Gemeinsamkeit der Weltanschauung u. der Interessen verbunden waren, wie zufällig auf einer Leinwand vereinigte. Diese Entwickelung F.s wird am besten illustriert durch die Geschichte des Bildes "Le Toast". Der Künstler hatte zunächst die Absicht, seinen "Hommage à Delacroix" durch ein Bild "Hommage à la Vérité" zu ergänzen, auf dem Whistler u. Manet erscheinen sollten. Dann kam ihm die Idee eines "Toast". Auf der später vernichteten Skizze, die im Salon von 1865 ausgestellt war, sah man seine Jugendfreunde u. Kameraden (dieselben wie auf dem "Hommage à Delacroix") um die Fahne der Wahrheit versammelt. Aus diesem Projekt des "Toast" entwickelten sich zwei Bildideen, deren eine im "Atelier aux Batignolles" (1870, Luxembourg-Mus.) verwirklicht wurde (Manet vor der Staffelei, umgeben von den Hauptmeistern des jungen Impressionismus: u. a. Claude Monet, Renoir u. ihr Verteidiger: Emile Zola). Das zweite Bild ist "Le Coin de Table" (1872, im Besitz von Herrn Emile Blémont), auf dem man einige von F. geschätzte Schriftsteller, wie Verlaine, Rimbaud, Blémont, Valade, Aicard, C. Pelletan versammelt sieht. - Seine eigentliche Originalität aber entfaltet F. als "peintre mélomane". Er liebte die Musik, u. während seines dreimaligen Aufenthalts in England, bei seinem Freunde Edwards, war er allmählich in die musikalische Welt Wagners eingedrungen. 1862, im selben Jahre, als in der Opéra der "Tannhäuser" ausgepfiffen worden war, hatte der Kapellmeister Pasdeloup die Ouvertüre zum Tannhäuser auf das Programm eines Wohltätigkeitskonzertes gesetzt. Unter dem frischen Eindruck der Orchesterwirkung Wagnerscher Musik entstand seine erste von der Musik inspirierte Lithographie "Der Venusberg", ein Motiv, das er 1864 in einem Bild variierte. Bald wurden Schumann, Berlioz, Brahms mächtige Quellen der Anregung für ihn. Von seinem letzten Besuch bei der Familie Edwards (1864) datiert die merkwürdige Radierung, die Edwards darstellt, wie er, von seiner Frau auf dem Flügel begleitet, ein Stück von Schumann auf der Flöte spielt. Seit ihrer Gründung besuchte er die Konzerte des "Cirque d'Hiver", später die Edouard Colonne's u. des Conservatoire. 1875 entstand, angeregt von Berlioz's "Roméo et Juliette", die schöne Lithographie "l'Anniversaire"; das später (1876) entstandene entsprechende Bild befindet sich im Museum von Grenoble u. stellt eine Art "Hommage à Berlioz" dar. Den größten Eindruck machte auf ihn die Bayreuther Reise von 1876; Zeugnisse dafür sind die 4 Briefe, die er nach jedem Teil des "Rings" Edmond Maitre schrieb. Nach seiner Rückkehr beschäftigten ihn Wagner u. die Musik mehr als je. Der ersten Lithographie, die in Bayreuth konzipiert worden war, einer Darstellung der Eingangsszene vom "Rheingold", folgten bald zahlreiche andere. F. griff mit Vorliebe auf dasselbe Sujet zurück, indem er es zuerst als Lithographie, dann in Pastell u. in Öl behandelte. Zur Versinnlichung jener Themen, die ihm von den Werken der großen Musiker inspiriert wurden, bediente er sich eines geheimnisvollen Helldunkels, das die Erinnerung an Watteau u. an die Venetianer wachruft. Es sind vor allem seine Landschaften mit den verdämmernden Konturen, das Traumhafte seiner Erfindungen, die von der Atmosphäre eines seltenen Glücks umgebenen Frauengestalten, die musikalische Stimmungen in dem Betrachter auslösen. Nachdem er in seinem "Atelier aux Batignolles" der Malerei, in dem "Coin de Table" der Dichtkunst seine Verehrung bezeugt hatte, entstand 1885 in dem Bilde "Autour du Piano" ein wahrhafter "Hommage à la musique". Dieses Bild, in dem um Chabrier, der vor dem Klavier sitzt, Vincent d'Indy u. andere Musiker der jungen französischen Schule versammelt sind, erinnerte Rodenbach an Rembrandts Anatomie. Er fand darin "le même naturel, la même tension de tout l'ëtre pensant, la même occupation d'âme". Neben solchen Gruppen- oder Familienbildnissen (wie dem der Familie Dubourg) malte F. zahlreiche, gelegentlich etwas kalte, aber immer charaktervolle Einzelporträts, wie die Bildnisse Edouard Manets, von Herrn u. Frau Edwards (Nat.- Gall., London), Frl. Kallimaki Catargi, Frl. Riesener u. a., auch eine große Zahl von Selbstporträts, die heute in Museen (Grenoble, Florenz, Antwerpen, Luxembourgmus. Paris etc.) zerstreut sind. - Ein im allgemeinen wenig bekanntes Gebiet seines Schaffens ist die Blumenmalerei. Jedes Jahr, wenn er von seinem Landaufenthalt in Buré (Orne) zurückkehrte, brachte er einige Blumenstücke mit, die fast ausschließlich ihren Weg nach England nahmen. Eine schöne Rosenstudie von ihm befindet sich in der London Art Gallery. - 1907 erschien der Gesamtkatalog seiner Lithographien; er umfaßt 195 Nummern. Ein vollständiger Oeuvrekatalog (Gemälde, Zeichnungen, Lithographien etc.) wurde 1911 von der Frau des Künstlers publiziert. Monographien, Kataloge etc.: G. Hédiard, Les Maitres de la Lithographie: Fantin-Latour. Etude suivie du catalogue de son oeuvre, Paris, 1892; Les lithographies nouvelles de Fantin-Latour, Paris, 1899. - Loys Delteil, L'oeuvre lithographique de H. Fantin-Latour, Collection complète de son oeuvre, 1907. - Mme Fantin-Latour, Catalogue de l'oeuvre complète de Fantin-Latour: Peintures, Dessins, Lithographies etc., 1911. - L'Oeuvre de Fantin-Latour. Recueil de 50 reproduct. d'après les principaux chefs-d'oeuvre du Maitre, à l'occasion de l'exposition organisée à l'Ecole Nat. des B.- Arts. Introd. de L. Bénédite, Paris, 1906. - R. Bouyer, Un peintre Mélomane, 1895. - L. Bénédite, Fantin-Latour, 1902. - A. Juliien, Fantin-Latour, sa vie et ses amitiés, 1909. - R. Marx, Maîtr. d'hier et d'aujourd'hui ', p. 265ff.- Bellier-Auvray, Dict. gén. 1882 u. Suppl. - Béraldi, Les graveurs au 19e s., 1886. - Graves, Dict. of artists, 1895. - Henry Marcel, La peint. franç. au 19e s. - Wassilieff, Nos Contemporains. - Flandreysy, Les Graveurs Dauphinois, 1901. - Curinier, Dict. nat. d. Contemp., I (1906) p. 132. - H. Lapauze, Le Palais des B.-Arts de Paris, 1910 p. 42, 49, 81. - Mireur, Dict. d. Ventes d'Art, III (1911). - Bénédite, Le Luxembourg, Paris, 1913 p. 36. - Quentin - Beauchart, Les Musées Municipaux, 1912 p. 40, 68. - H. W. Singer, Die mod. Graphik, 1914. - Kataloge der: Nat. Gall., Melbourne, 1911 p. 25, 35, 117. - Nat. Galerie, Berlin, 1908 p. 41. - Musée de Reims, 1909 p. 56. - Exposit. centen. de la Lithographie, Paris, 1795-1895. - Corpor. of London: Works of Art, 1910 No 881882. - Permanent Coll., Art Gall., Manchester, 1910, No 142. - Kgl. Museum Antwerpen, 1905 p. 37. - Amiens, Mus. de Picardie, 1911 p. 32. - Mus. of the Brooklyn Instit., 1910. Art. - Instit. Chicago, 1907. - Montpellier, Mus. Fabre, 1910. - Mus. Nancy, 1909. - Ksthalle, Hamburg 1910. - Salon d. Soc. d. Art. franç., 1879-1899. - Beylié, Le Musée de Grenoble, 1909 p. 127, 129. - G. Bourcard, Graveurs et Gravures, Paris 1910 p. 173f. (Bibliographie). Zeitschriftenaufsätze, Notizen, Abbgen etc. Gaz. des 13.-Arts, Tables Alphab. 1866, 1870, 1885, 1895; 1901 II 459; 1907 I 38, 195, 208. - Les Arts, 1904 No 34 p. 1ff.; 1906 No 53 p. 2532, No 54 p. 2, 19. - L'Art LXIII (1904) 445449. - Revue de l'art anc. et mod. V 1-18; XII 95.-101; XIV 375-380; XVII 21-31, 121-136. - Chron. des Arts 1904 p. 250 (Nekrol.).- L'Art et les Artistes I 21-26; III 113-14. - Art et Décoration XIX 153-166. - L'Art Décoratif 1905 I 105-113. - The Studio XXXIII 40ff., 83ff.; XL 130-140. - Burl. Magazine VI 1718, 492-495; XII 277-282; XIII 327-344. - Musées et Monuments de France I (1906) No 5. - Revue Bleue, 5. Série, II 337-41. - Revue des Deux-Mondes XXXV (1906) 365-80. - Revue de Paris III (1906) p. 289-314. - Revue Univers. 1904, Index (unt. Latour); 1905 p. 124/5. - La Plume XIV (1902) 61-62. - Mercure de France, octobre 1904. - Zeitschr. f. bild. Kst XVII 368; N. F. IV 269; XIII 5-12. - Kunstchron. XII 747; XV 85; N. F. VII 155; XI 437; XV 550. - Die Kunst XVII 166. - Kunst u. Künstler III 41; VII 90. - Die Graph. Künste XXI 9ff.; XXX 20-21. - Westermanns Monatsh. XCVII 139-158, 588-607.

QuelleSource

Downloaded on 28.3.2024 from https://www.degruyter.com/database/AKL/entry/_00074913T/html
Scroll to top button