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Publicly Available Published by De Gruyter April 4, 2018

Roboter in Bibliotheken und die flexible Ordnung von Sammlungen

Robots in libraries and a flexible collection arrangement
  • Roland Früh

    Roland Früh

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From the journal ABI Technik

Zusammenfassung

Ein Teil der traditionellen Arbeit wird in naher Zukunft von Maschinen, oder ‚Applikationen‘ übernommen und es wird diskutiert, ob die Menschheit von der gewonnenen Zeit profitiert oder sich überflüssig macht. Digitale Applikationen und Roboter werden auch in Bibliotheken Aufgaben übernehmen, aber wie werden wir Roboter tatsächlich antreffen? Der Text fasst die Ergebnisse aus Studien des Forums LIKE am Max Planck Institut Luxemburg und Diskussionen mit Fachspezialisten für RFID-Technologie zusammen und stellt mögliche Geräte für Bibliotheken vor. Welche Vorteile eine Automatisierung für die Benutzung hat, zeigt zuletzt das Fallbeispiel der Dynamischen Ordnung in der Kunstbibliothek Sitterwerk in St. Gallen.

Abstract

Work as we know it is probably quite soon going to be taken over by machines and applications and it is now to be discussed whether we profit from more time gained, or whether we make ourselves superfluous. Digital applications and robots will also work in libraries, but on what kind of tasks and how will we meet them? This text summarises some of the results of studies of LIKE, a forum at the Max Planck Institute in Luxembourg and discussions with specialists for RFID-technology. It presents some possible tools for libraries and discusses the Dynamic Order of Kunstbibliothek Sitterwerk at St. Gallen, a case study for an innovative use of RFID which allows the user new ways of research and documentation.

Roboter in Bibliotheken?

Welche Rolle spielen Roboter heute und in naher Zukunft in unserer Arbeit und unserem Leben? Die Frage ist definitiv nicht neu – aber sie schaffte es in letzter Zeit verstärkt in die Tagespresse und in die populäre Fachliteratur, ein Zeichen dafür, welche Faszination für das Kennenlernen, oder die Konfrontation von Mensch und Roboter besteht.[1] Es ist denn auch vielleicht zum ersten Mal in der Geschichte, da wir uns nicht mehr nur Science-Fiction-Fantasien gegenübersehen, sondern die Roboter von heute viel subtiler sind: Im Internet sehen wir selbstlenkende Autos, freundlich lächelnde Pflegeroboter, springende und Gewichte stemmende Arbeitsroboter und vieles mehr. Im Alltag jedoch ist das Phänomen noch kaum erfahrbar.

Abb. 1:  Die Kunstbibliothek und das Werkstoffarchiv der Stiftung Sitterwerk (Foto: Katalin Deér)
Abb. 1:

Die Kunstbibliothek und das Werkstoffarchiv der Stiftung Sitterwerk (Foto: Katalin Deér)

Für die Bibliotheken stellt sich die Frage mit einiger Dringlichkeit. Speziell die Rolle von öffentlichen Bibliotheken wird im digitalen Zeitalter immer wieder thematisiert. Was El Lissitzky 1923 als „ELEKTRO-BIBLIOTHEK“[2] gefordert hatte, die Ablösung von gedruckten Bögen durch elektronische Medien, ist teilweise Realität. Der Inhalt von Bibliotheken verändert sich und verlangt eine neue Ausrichtung des Angebotes und der gebotenen Dienstleistung. Eine Herausforderung, der sich die Bibliotheken durchaus mit Erfolg und neuen, rein digitalen Angeboten stellen.

In der Diskussion von Robotern in der Arbeitswelt geht es schließlich aber vor allem auch um die reale Substitution von Arbeitsschritten durch Automation. Welche tägliche Arbeit uns von Robotern abgenommen wird, so dass wir Menschen uns anderen, komplexeren Aufgaben widmen können, oder ob wir gar nicht mehr gebraucht werden, dies wird uns in Zukunft mit Sicherheit beschäftigen.

Welche Rolle spielen deshalb in der Bibliothek automatisierte Prozesse und artifizielle Intelligenz, spezifischer: Was können Roboter ausrichten? Im folgenden Text werden einige bestehende Geräte, also gemäß Definition nicht immer Roboter, vorgestellt, welche gewisse Aufgaben in Bibliotheken übernehmen können. Rein digitale Applikationen stehen hier nicht im Fokus. Das Fallbeispiel der ‚Dynamischen Ordnung‘ in der Kunstbibliothek Sitterwerk dient zum Schluss zur genaueren Beschreibung der möglichen Auswirkung auf die Nutzung einer Bibliothek.

Daily Business

Bei einer Auflistung der Grundaufgaben einer öffentlichen Bibliothek fallen Bereiche auf, die rein technisch durch Maschinen ersetzbar wären: Erwerbung, Katalogisierung, Beratung und Ausleihe könnten durch online-Services, durch digitale Applikationen im Bibliotheksraum wie z. B. das Blended Shelf[3] oder die Webseite der Bibliothek ausgeführt werden. Welche Auswirkung eine Auslagerung dieser Tätigkeiten an Algorithmen und artifizielle Intelligenz auf die Qualität der Angebote hat, ist natürlich streitbar. An dieser Stelle ist die rein quantitative Veränderung für die Arbeit der Bibliotheksmitarbeitenden interessant, wenn diese Tätigkeiten wirklich wegfallen. Juja Chakarova und Allan Mulondo formulieren dies in ihrer kürzlich publizierten Studie so:

Moderne Bibliothekare sind Informations- und Wissensverwalter. Jedoch müssen sie aber auch tägliche Routineaufgaben erfüllen, wie etwa Bücher etikettieren, Bücher in die Regale sortieren oder eine Inventur des Bestands durchführen, um nur wenige zu nennen. Die Abgabe dieser routinemäßigen Verpflichtungen an einen Roboter würde eine Menge Zeit sparen; dann könnte man sich wichtigeren Aufgaben widmen.[4]

Chakarova und Mulondo sprechen jene zeitraubenden Grundaufgaben der Bibliotheksmitarbeitenden an, wie Ausrüstung, ‚Shelving‘ oder Inventur – alles Arbeitsschritte die nicht durch eine rein digitale Welt ersetzt werden können, sondern noch ‚Handgriffe‘ benötigen – aber könnten sie vielleicht doch von einem Roboter ausgeführt werden? Wäre dies effektiv möglich, stünde den Bibliotheksmitarbeitenden mehr Zeit für die viel wesentlicheren Grundaufgaben wie Beratung und soziale Interaktion mit Besucherinnen und Besuchern und das Ausarbeiten neuer Angebote und Services zur Verfügung? Die ultimativen Gewinner, so Chakarova und Mulondo, werden letztendlich die Benutzer sein.

Die Möglichkeiten von RFID im Bibliotheksraum

Seit sechzehn Jahren setzt sich die RFID Technologie in Bibliotheken schrittweise durch. Die Ausrüstung von Büchern mit RFID-Etiketten, RFID-Benutzerkarten, RFID-Gates und Selbstverbuchungsstationen ist vieler Orts anzutreffen.[5] Die Tatsache, dass der Bestand einer Bibliothek mit RFID-Etiketten ausgerüstet ist, ebnet durchaus den Weg für weitere Nutzungsmöglichkeiten wie zum Beispiel die Inventur mit Handlesegeräten oder Robotern. Wie Juja Chakarova berichtet, war dies der Grund für eine Studie am Max Planck Institute for Procedural Law, Luxemburg, um zu testen, wie die zeitaufwändige Inventur automatisiert werden könne. Um ein Testumfeld zu gründen, lancierten Chakarova und ihre Kollegen LIKE (Lab for Innovation, Knowledge and Exchange) und begannen Tests mit diversen Lesegeräten, automatisierten und Handlesegeräten. Ihre Ergebnisse sind auf Englisch[6] und Deutsch[7] publiziert.

Inventur mit RFID-Handlesegeräten

Im Bereich der Handlesegeräte besteht auf dem Markt bereits ein beachtliches Angebot. In ihrer Form und Ausstattung sind sie aber so unterschiedlich, dass sie kaum qualitativ verglichen werden können. In der kürzlich von LIKE durchgeführten Testrunde kamen drei mobile Geräte zum Zug: NORDIC ID Merlin, NORDIC ID Morphic und der OBID i-scan Handheld Scanner.[8] Die ersten beiden Geräte sind eigenständig mit integriertem Touchscreen-Display, während beim dritten ein Laptop mitgeführt werden muss. Beim Test mit 532 Büchern wurden vom NORDIC ID Merlin Gerät über 96 Prozent der Tags erkannt, vom zweiten NORDIC Gerät nur noch etwa 65 Prozent und vom OBID Gerät lediglich etwa 62 Prozent. Alle Geräte konnten zudem anzeigen, wenn ein Buch falsch platziert war. Wie Christian Kern und Juja Chakarova im November 2017 während eines Seminars im Sitterwerk bestätigten, verändert sich die Präzision der Geräte natürlich auch mit der Handhabung. Um gute Ergebnisse zu erreichen, sollten Bewegung und Distanz zum Regal idealerweise so konstant wie nur möglich gehalten werden. Mit größeren, schwereren Geräten ist dies natürlich umständlicher. Hinzu kommt, dass die Infrastruktur das Resultat beeinflussen kann, da Metallregale oder zu dicht nebeneinander platzierte Etiketten die Präzision wesentlich verschlechtern. Die Genauigkeit des NORDIC Merlin Gerätes ist aber eine überraschend gute Erkennungsrate in der automatisierten Inventur, wie sie in einer Bibliothek regelmäßig durchgeführt werden könnte. Gemäß Christian Kern reichen aber auch diese Zahlen nicht wirklich aus, wenn es um die klassische Inventur geht, denn „Wird allein ein Buch aus Hundert nicht erkannt, wird es als verloren gelten […] was eine Inventur wertlos macht.“[9]

Inventur mit autonomen Robotern

Die beiden Schwierigkeiten wie Distanz zum Regal und Tempo könnten einfach ausgeschaltet werden, wenn sich das Lesegerät automatisch und autonom bewegen würde. Gemäß der Studie von LIKE gibt es in diesem Bereich von Inventur-Robotern derzeit zwei interessante Optionen auf dem Markt: Den für high-frequency RFID Tags entwickelten AuRoSS-Roboter von A*Star und SenserBot und den für ultra-high-frequency RFID Tags konzipierten TORY Roboter von MetraLabs. Während ersterer speziell für Bibliotheken entwickelt wurde und derzeit in der National Bibliothek in Singapur getestet wird, arbeitet TORY auch in anderen Bereichen, z. B. im Detailhandel. AuRoSS erziele in Singapur Lesegenauigkeiten von 99 Prozent, so Chakarova. TORY, der von LIKE in Luxemburg getestet wurde, erreichte dort auf einer Fläche von 500 Quadratmetern und einer Anzahl von 35 118 Objekten eine Genauigkeit von über 99 Prozent und fand 21 falsch platzierte oder fehlende Bücher. Natürlich sind die Investitionen in solche automatisierte Inventurroboter noch enorm. Chakarova jedoch schlägt vor, dass die Geräte eventuell unter verschiedenen Bibliotheken geteilt werden und so Kosten gespart werden könnten.

Die Kunstbibliothek Sitterwerk und ihre dynamische Ordnung mittels RFID

Das folgende Fallbeispiel, die Kunstbibliothek Sitterwerk in St. Gallen, verwendet zwar keine humanoiden Roboter, es sind aber seit 2010 zwei fest installierte, an Schienen geführte RFID-Lesegeräte im Einsatz, die Nacht für Nacht selbständig eine simple Inventur machen. Die Bücher haben so im Regal keinen festen Platz und werden nicht mehr anhand ihrer Signatur aufgestellt. Sie können aber jederzeit über den Katalog lokalisiert werden. Das Ergebnis ist eine sogenannte dynamische Ordnung, welche eine neuartige, persönliche Nutzung der Bibliothek ermöglicht.

Die Stiftung Sitterwerk, der die Kunstbibliothek angehört, ist eine noch eher junge Institution. Die Stiftung wurde 2006 ins Leben gerufen und steht in enger Nachbarschaft zu der 1983 gegründeten Kunstgießerei St. Gallen. Felix Lehner, Gründer und Leiter der Kunstgießerei St. Gallen, war mit dem Architekten Hans Jörg Schmid und dem Büchersammler Daniel Rohner einer der Initianten, welche das Potential sahen, gleich neben der Kunstgießerei verschiedene nicht-kommerzielle Betriebe in einer Stiftung zu versammeln: die Kunstbibliothek, das Werkstoffarchiv, das Atelierhaus mit Gastateliers für internationale Künstlerinnen und Künstler und das Kesselhaus Josephsohn.[10]

Die Kunstbibliothek ist eine Präsenzbibliothek mit über 20 000 Titeln zu Kunst, Material und Architektur. Der Hauptteil der Bücher wurde vom begeisterten Büchersammler und Kunstliebhaber Daniel Rohner (1948–2007) in die Bibliothek gegeben. Der Kunstgießer und Büchermensch Felix Lehner steuerte aus seiner Werkstattbibliothek Fachbücher zu Gusstechnologie, Materialwissen und Restaurierung bei. Eine solche, stark personenbezogene Entstehungsgeschichte ist der Hintergrund dafür, bei der Aufstellung der Bibliothek keine konventionelle Aufstellung anzustreben. Im Besonderen Daniel Rohner sprach sich immer wieder vehement gegen eine konventionelle Ordnung aus. Seine Sammlung und wie sie immer neu geordnet wurde, war durch intensiv gelebte Begegnungen mit Kunst und Künstlern geprägt und Rohner pflegte seine subjektive Kunstgeschichte, indem er die Bücher immer wieder umstellte. Es waren die persönlichen Assoziationen und inhaltlichen Verbindungen, die ihn faszinierten und die er in sich immer ändernden Bücherstapeln auf den Tischen der Kunstbibliothek präsentierte und kommentierte.

Eine öffentliche Bibliothek aber kann so nicht wirklich funktionieren, da war man sich einig. Man suchte also nach einer Lösung und erreichte es dank Partnern aus der Entwicklung und in Zusammenarbeit mit der Firma InfoMedis, neue Wege zu gehen und im Hinblick auf die Aufstellung der Bücher im Regal mit RFID-Technologie (Radiofrequenz-Identifikation) die Infrastruktur für eine flexible Ordnung zu entwickeln. Zuerst wurden alle Bücher katalogisiert und mit RFID-Tags versehen. Um die dynamische Aufstellung der Bücher täglich zu erfassen, wurde schließlich ein fix installiertes, bewegliches RFID-Lesegerät entwickelt, das jede Nacht die Bücherregale entlangfährt und so die aktuellen Standorte der Bücher ermittelt. Die Position wird täglich im Onlinekatalog www.sitterwerk-katalog.ch neu verortet und die Erfassung erfolgt in kurzen Abständen, so dass man von einer permanenten Inventur sprechen kann. Die Lesegenauigkeit erreicht denn auch 100 Prozent, hauptsächlich da die Geräte ortsspezifisch entwickelt wurden, über eine Schiene geführt werden und Distanz zum Regal und Geschwindigkeit sehr konstant bleiben.

Die neuen Nutzungsmöglichkeiten im Fokus

Eine solche Aufstellung hat natürlich wesentliche Auswirkungen für die Benutzung. Die Bücher ändern ihren Standort und müssen über den Katalog gesucht werden. Am Regal selbst machen die Benutzerinnen und Benutzer dann immer wieder interessante, serendipische Entdeckungen. Man findet, was man ursprünglich gar nicht suchte und nicht wusste, wie es zu suchen sein könnte. Und die Aufstellung ist nicht eigentlich ein Chaos, sondern eine Sammlung von persönlichen Ordnungen, welche die Benutzerinnen und Benutzer themenspezifisch oder assoziativ im Regal zusammenstellen.

Abb. 2:  Das automatische RFID-Lesegerät der Kunstbibliothek Sitterwerk (Foto: Katalin Deér)
Abb. 2:

Das automatische RFID-Lesegerät der Kunstbibliothek Sitterwerk (Foto: Katalin Deér)

Abb. 3:  Der mit RFID Antennen ausgestattete Arbeitstisch oder Werkbank der Kunstbibliothek Sitterwerk (Foto: Katalin Deér)
Abb. 3:

Der mit RFID Antennen ausgestattete Arbeitstisch oder Werkbank der Kunstbibliothek Sitterwerk (Foto: Katalin Deér)

Die Grundidee der Dokumentation von persönlichen Zusammenstellungen ist denn auch zentral für die Kunstbibliothek im Sitterwerk. Einerseits steht sie in der Tradition, wie Daniel Rohner seine faszinierenden Bücherlisten gemacht hatte. Andererseits aber auch in der Verbindung der Sammlungen von ebenfalls mit RFID-Tags ausgestatteten Materialmustern des Material-Archivs mit den Büchern, welche sich in Recherchen gut ergänzen. Um einfache oder komplexe Recherchen abbilden zu können wurde ein in einem Entwicklungsprojekt mit Christian Kern von InfoMedis sowie Lukas Zimmer, Anthon Astrom und Fabian Wegmüller die sogenannte Werkbank entwickelt.[11] Die Werkbank ist grundsätzlich ein mit RFID-Antennen ausgestatteter Tisch mit dazugehörender Online-Plattform, welche die immer aktuell auf dem Tisch ausgelegten Bücher und Materialien anzeigt. Besteht das Interesse, können die Benutzerinnen und Benutzer zusätzliche Funktionen nutzen, welche es ihnen erlauben, die Recherche mit mehr Bildern, Notizen oder Dokumenten zu erweitern. Sie können diese abspeichern und schließlich als Dokumentation layouten und ausdrucken. Die Werkbank zeigt den Benutzerinnen und Benutzern zudem immer an, ob ihre Objekte in anderen Recherchen vorkommen, was bereits damit erarbeitet wurde und was für Wissen sich damit verbinden lässt. So schafft das Sitterwerk eine Plattform für Wissensaustausch und Wissensvermehrung und bietet den Besucherinnen und Besuchern ein Werkzeug, mit dem vor Ort oder von zuhause aus einfache oder komplexe Arbeitsschritte dokumentiert werden können.[12]

Abb. 4: Notizhefte als Resultat der Arbeit mit der Werkbank (Foto: Katalin Deér)
Abb. 4:

Notizhefte als Resultat der Arbeit mit der Werkbank (Foto: Katalin Deér)

Ausblick

Die hier beschriebenen Geräte sind nicht Roboter im eigentlichen Sinne, die autonom Entscheidungen treffen und danach handeln. Aber es sind Geräte, die automatisierte Prozesse ermöglichen, welche im Bibliotheksalltag wesentliche Veränderungen bringen. Eine der Grundfragen ist schließlich: Sollen solche Geräte, Tools oder Roboter den Bibliotheken jene Arbeiten abnehmen, die zeitintensiv, repetitiv und aufwändig sind – oder sollen sie neue, nur über die Technik erreichbare Nutzungen in der Bibliothek ermöglichen?

Wie von LIKE beschrieben haben Inventur-Roboter oder Handlesegeräte sicher den Vorteil, dass sie den Bibliotheksmitarbeitenden Zeit ersparen können, die sie für andere, innovativere Arbeiten einsetzen können. Die Bibliothek bleibt für die Benutzerinnen und Benutzer dabei ziemlich genau dieselbe. Bei humanoiden Robotern wäre insbesondere die Aufmerksamkeit natürlich anders. In der Hochschulbibliothek Wildau stehen seit September 2016 die humanoiden Roboter Wilma und Bernd der Serie Pepper. Sie übernehmen soziale Aufgaben, sind unterhaltsam und medienwirksam, spielen Schere-Stein-Papier und erzählen Witze. Längerfristig sollen sie für Bibliotheksführungen und als Aufsicht zu Randzeiten zur Verfügung stehen. Mit Sicherheit interessante Aussichten für eine öffentliche Bibliothek, die ihre Besucherinnen und Besucher auch spielerisch für neue Technologien faszinieren möchte.[13]

Was in der Kunstbibliothek Sitterwerk hingegen an den automatisierten Prozessen und der RFID-Technologie bereits heute geschätzt wird, sind die unzähligen Möglichkeiten, wie sie die Nutzung der Sammlung vernetzen, dokumentieren und dynamisch gestalten lassen. Zwar sind die im Sitterwerk installierten Geräte alle ortsspezifische Anfertigungen, es wird jedoch mit den Entwicklungen durchaus versucht, sich mit anderen mit RFID Komponenten ausgestattete Sammlungen und Bibliotheken zu vernetzen. Dies können teils einfache Lösungen mit RFID-Ablagestellen sein, wie sie in der Bibliothek des Medien- und Informationszentrums der Zürcher Hochschule der Künste angewendet werden. Hier werden lokal deponierte Bücherstapel auch im Katalog abgebildet und erlauben so die Erfassung der internen Nutzung von Medien, die nicht ausgeliehen wurden. Im Vordergrund steht, die RFID-Technologie für neue, dynamische, automatisierte Prozesse zu nutzen und für die Besucherinnen und Besucher interessante Recherche- und Dokumentationsmöglichkeiten zu bieten.

About the author

Roland Früh

Roland Früh

Published Online: 2018-4-4
Published in Print: 2018-4-25

© 2018 by De Gruyter

Downloaded on 28.3.2024 from https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/abitech-2018-0002/html
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