Abstract
Trotz tiefgehenden wirtschaftlichen und politischen Wandels erscheint das deutsche System der industriellen Beziehungen bemerkenswert stabil. Neue Forschungsergebnisse über den Einfluss der Internationalisierung auf die Beziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmern in den einhundert größten deutschen Unternehmen bestätigen diesen Eindruck. Genauere Betrachtung zeigt jedoch eine wachsende Abhängigkeit des Tarifverhandlungssystems von dem System der sozialen Sicherung; Tendenzen zu einem verfestigten Dualismus im Arbeitsmarkt und im Arbeitsmarktregime; eine Einkapselung des ursprünglich universalistischen Systems industrieller Bürgerrechte in ein schrumpfendes Segment der Wirtschaft; eine zunehmende Entpolitisierung und „Privatisierung“ von Beteiligungsrechten; einen Trend zur Integration von Interessenvertretung am Arbeitsplatz in die Arbeitsorganisation; und einen Rückgang der Fähigkeit des Nationalstaats, in die private Sphäre großer Unternehmen einzugreifen.
© 2001 by Lucius & Lucius, Stuttgart