Der individuelle Autor eines literarischen Werkes und die Präsentation seiner Autorschaft im Text selbst sind in den letzten zwei Jahrzehnten zunehmend in das Blickfeld auch der mediävistischen Forschung gerückt, so daß inzwischen eine Fülle von Publikationen zum Spannungsfeld von historischem Autor, textinterner Erzählerfigur und performativer Vortragsrolle existiert. Wer jedoch geglaubt hat, es gäbe daher zum Phänomen der Autorschaft speziell in narrativen Texten des 13. Jahrhunderts nichts Neues mehr beizutragen, wird durch das Buch von Coxon schnell eines Besseren belehrt. An den beiden zentralen Autorgestalten des beginnenden Spätmittelalters, Rudolf von Ems und Konrad von Würzburg, sowie an zwei sich vor dem Traditionshintergrund neu etablierenden Formtypen, Heldenepik und Märe, diskutiert Coxon die spezifischen literarischen Erscheinungsformen von Autorpräsentation; dabei soll gerade die Heterogenität des untersuchten Materials es allererst ermöglichen, einen komplexen Eindruck des Autorschaftsphänomens in der Literatur des 13. Jahrhunderts insgesamt zu vermitteln (S. 34).
© Max Niemeyer Verlag GmbH, Tübingen 2004