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Publicly Available Published by De Gruyter Saur March 18, 2015

Bibliothekskundenbefragung in der neu eröffneten gemeinsamen Fachbibliothek für Volkswirtschaftslehre der Universität zu Köln

  • Petra Zeiger-Schmidt

    Petra Zeiger-Schmidt

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From the journal Bibliotheksdienst

Zusammenfassung:

Dieser Artikel schildert eine Kundenbefragung in der neu eröffneten VWL-Bibliothek der Universität zu Köln. Die Vorstellungen und Hypothesen der Bibliothekare sollten mit denen der Kunden verglichen werden. Die Umfrage wurde im Juli 2014 durchgeführt, die Ergebnisse in einer Bachelorarbeit analysiert und dargestellt. Den Hintergrundinformationen zur Bibliothek folgen Angaben über die Erstellung des Fragebogens und die Durchführung der Umfrage. Die Ergebnisse werden zusammengefasst dargestellt. Handlungsempfehlungen und Antworten der Mitarbeiter auf die Ergebnisse werden zum Abschluss aufgezeigt.

Abstract:

This article presents a customer survey conducted in the recently opened library of economics of the University of Cologne. The expectations and hypotheses of the librarians were to be compared with those of the customers. The survey was conducted in July 2014, the results were evaluated and presented in a bachelor thesis. Background information about the library is followed by details of the making of the questionnaire and the conduct of the survey. The results are summarized. Action recommendations and the staff’s reactions to the results are given at the end of the thesis.

1 Hintergrundinformationen zur Bibliothek und den Studierenden

Das Bibliothekssystem der Kölner Universität ist ein zweischichtiges System, mit einer zentralen Hauptbibliothek (Universitäts- und Stadtbibliothek) und zahlreichen kleineren Instituts- und Seminarbibliotheken.[1] Um eine funktionale Einschichtigkeit zu erreichen, die den Vorteil einer kooperativen Erwerbung und eines gemeinsamen Etats für kostenintensive elektronische Datenbanken, E-Zeitschriften und E-Books hat, werden sogenannte „Gemeinsame Fachbibliotheken“ gegründet, die mit der USB eine vertraglich ausgehandelte Kooperation eingehen. Zu diesen Bibliotheken gehört die Fachbibliothek für Volkswirtschaftslehre, kurz VWL-Bibliothek[2] , sowie die Fachbibliotheken Biowissenschaften, Chemie, Soziologie, Versicherungswissenschaft.

An der Universität zu Köln studierten zur Zeit der Umfrage 47.119 Studierende (Stand: Sommersemester 2014, Haupt- und Nebenhörer, ohne Promotionsstudierende). An der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät (WiSo-Fakultät) waren im Sommersemester 2014 8.410 Studierende eingeschrieben.[3]

Die VWL-Bibliothek wurde nach ihrem Umzug im Januar 2014 auf der dritten und vierten Etage des neu gebauten Studierenden-Service-Center (SSC) eröffnet und besteht derzeit aus sechs ehemaligen Institutsbibliotheken der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät[4] sowie des Faches Volkswirtschaftslehre der USB Köln. Seit der Neueröffnung kann der Großteil des Bestandes unter den gleichen Bedingungen wie in der USB Köln ausgeliehen werden.[5] Mit der Zusammenlegung ist eine der größten volkswirtschaftlichen Bibliotheken in Deutschland entstanden.[6]

Abb. 1:  Das neue Studierenden-Service-Center.
Abb. 1:

Das neue Studierenden-Service-Center.

In der neuen VWL-Bibliothek arbeiten derzeit fünf Bibliothekare. Die Bibliothek steht unter der Leitung eines gemeinsamen Geschäftsführers der VWL-Bibliothek und der Universitäts- und Stadtbibliothek. Für die Erwerbung gibt es einen gemeinsamen Etat, aber zusätzlich auch verschiedene Etats der zugehörigen Institute.

Die Situation im Neubau stellt sich wie folgt dar: Die Bibliothek hat ca. 70 auf beide Etagen verteilte Arbeitsplätze mit Steckdosen für Studierende mit eigenen elektronischen Geräten sowie fünf fest installierte Computerarbeitsplätze. In der vierten Etage, in der sich der Haupteingang sowie die Ausleih- und Infotheke befinden, besteht die Möglichkeit zur Gruppenarbeit an größeren Tischen. Zusätzlich existiert ein Loungebereich, in dem leise Unterhaltungen möglich sind. In der dritten Etage befindet sich der „Ruhebereich“. In beiden Etagen gibt es Auskunftstheken, die während der gesamten Öffnungszeiten von studentischen Hilfskräften besetzt sind.

Die Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag von 9 bis 21 Uhr; sie werden von insgesamt 14 studentischen Hilfskräften sichergestellt. Derzeit gibt es keine Samstagsöffnung.

Abb. 2:  Arbeitsplätze in der VWL-Bibliothek.
Abb. 2:

Arbeitsplätze in der VWL-Bibliothek.

2 Erstellung des Fragebogens

Bei der Fragebogenerstellung konnte auf eine Online-Umfrage der Universitätsbibliothek Bochum zurückgegriffen werden, die von Frau Prof. Dr. Fühles-Ubach im Januar 2011 durchgeführt wurde. Einige der Fragen wurden in teilweise abgewandelter Form übernommen, andere Fragen wurden eigenständig erstellt und im Team besprochen. Es wurden nur wenige hybride Fragen (d. h. halboffene Fragen) gestellt, um die Auswertung des Fragebogens zu vereinfachen. Insgesamt wurden 16 Fragen formuliert.

Der Fragebogen wurde online mit dem Programm „Unipark“[7] erstellt und durchgeführt. Zur Auswertung wurde zusätzlich auf Microsoft Excel zurückgegriffen.

Ein Online-Pretest mit ca. 20 Teilnehmern konnte kleine Verständnisprobleme klären und einige Formulierungen wurden verbessert, bevor die Umfrage starten konnte.

3 Durchführung der Umfrage

Die Umfrage wurde als zeitlich begrenzte Online-Umfrage mit einer Laufzeit von vier Wochen konzipiert,[8] mit der Option, den Fragebogen zusätzlich in Printform auszulegen, falls nach zwei Wochen nicht genügend Rücklauf vorhanden wäre.

Eine Herausforderung war im Vorfeld die Platzierung der Umfrage via E-Mail-Verteiler. Die Universität zu Köln hat seit einiger Zeit strenge Auflagen, welche Informationen per E-Mail verschickt werden dürfen. Umfragen fallen dabei teilweise unter die Kategorie „unerwünscht“. Ebenso war es leider nicht möglich, über die WiSo-Fachschaft einen Link zur Umfrage auf deren Facebook-Seite zu platzieren. Aus diesem Grund wurden zusätzlich zur Verlinkung der Online-Umfrage auf der Bibliothekshomepage und dem WiSo-Bibliotheksportal auch Plakate gedruckt und Flyer auf den Arbeitsplätzen in der Bibliothek verteilt sowie ein Plakat in den Schaukasten der VWL-Bibliothek am ehemaligen Bibliotheks-Standort im WiSo-Flachtrakt gehängt, um genügend Kunden auf die Umfrage aufmerksam zu machen.

Nach zwei Wochen lagen 88 beendete Fragebögen vor, so dass darauf verzichtet wurde, die Fragebögen zusätzlich in Papierform in der Bibliothek auszulegen. Stattdessen wurden gezielt noch einige Kunden auf die Umfrage angesprochen.

Für die Umfrage wurden als Grundgesamtheit alle Studierenden angenommen, die die Bibliothek nutzen bzw. die Möglichkeit dazu haben. Da an der WiSo-Fakultät noch weitere Bibliotheken existieren, die nicht in die neue VWL-Bibliothek integriert worden sind, kann allerdings nicht davon ausgegangen werden, dass alle 8.410 WiSo-Studierenden die VWL-Bibliothek nutzen. Geht man von den derzeitigen ca. 70 Arbeitsplätzen aus und davon, dass meist die gleichen Studierenden die Bibliothek zum Arbeiten vor Ort nutzen, kann mit einer Anzahl von ungefähr 400[9] unterschiedlichen Studierenden pro Woche gerechnet werden. Da aber keine genauen Zahlen vorliegen, wird eine Grundgesamtheit von 8.410 Studierenden angenommen.

4 Ergebnisse der Umfrage[10]

Am Ende der Befragung haben 143 Personen den Fragebogen aufgerufen. 32 davon haben ihn sofort nach der Startseite abgebrochen, diese wurden daher nicht weiter betrachtet. Vollständig beendet haben ihn 100 Personen. Ausgehend von den derzeit 8.410 Studierenden der WiSo-Fakultät kann mit einer Fehlervarianz von +/– 10 % bei 100 abgeschlossenen Fragebögen davon ausgegangen werden, dass die Stichprobe ausreichend groß, also repräsentativ für die Gesamtanzahl der Studierenden ist. Die Stichprobe wurde nach dem Zufallsprinzip ausgewählt und lässt daher Rückschlüsse auf die Gesamtheit der Bibliothekskunden zu.

5 Handlungsempfehlungen

Nach Auswertung der Umfrage kristallisierten sich drei Schwerpunkt-Themen heraus, die für die Kundenzufriedenheit eine große Rolle spielen:

  1. Anzahl/Verfügbarkeit der Arbeitsplätze,

  2. Optimierung der Öffnungszeiten,

  3. Ruhe zum Arbeiten.

Die VWL-Bibliothek wird von den Studierenden offensichtlich vor allem als Lernort genutzt und weniger zur Informationsbeschaffung oder zur sozialen und medialen Interaktion.

Der VWL-Bibliothek wurde daher dringend empfohlen, die Anzahl der verfügbaren Arbeitsplätze zu erhöhen. Als erste und einfachste gestalterische Maßnahme wäre eine Erhöhung der Stuhlanzahl zu erwägen. Des Weiteren besteht ggf. die Möglichkeit, die Lounge, die innerhalb der Bibliothek nur wenig Akzeptanz besitzt, außerhalb zu lokalisieren und auf diese Weise mehr Platz zum Arbeiten zu schaffen.

Als organisatorische Maßnahme zur Erhöhung der Arbeitsplatz-Verfügbarkeit könnte die Anregung einiger Kunden aufgenommen werden, eine Pausenregelung nach dem „Parkscheiben-Modell“ einzuführen und durchzusetzen, wie es z. B. in anderen Bibliotheken üblich ist. Besonders während der Klausurphasen wird die Problematik der besetzten, aber ungenutzten Plätze deutlich, da in dieser Zeit schon frühmorgens alle Plätze belegt sind und vor dem späten Nachmittag nicht geräumt werden.

Aus eigener Erfahrung und der Schilderung von Nutzern ist bekannt, dass die Arbeitsplätze teilweise bis zu zwei Stunden belegt, aber nicht besetzt sind, da die Studierenden ihre Arbeit unterbrechen, um beispielsweise Essen zu gehen, und sich ihren Platz freihalten wollen. Dies führt vor allem in Zeiten hoher Frequentierung oft zu Unmutsäußerungen der Studierenden, die keinen freien Arbeitsplatz mehr vorfinden.

Bezüglich der Öffnungszeiten wurde empfohlen, die Einführung von Samstags-Öffnungszeiten in Erwägung zu ziehen, vor allem in den Klausurphasen. Die derzeitigen Öffnungszeiten von Montag bis Freitag erscheinen ausreichend, falls jedoch eine frühere Öffnung bereits ab 8 Uhr umzusetzen ist, würde dies dem Wunsch vieler Studierender entgegenkommen, wobei ebenfalls der erhöhte Bedarf während der Klausurphasen zu beachten ist.

Die Forderung nach Ruhe zum Arbeiten wird vermutlich am schwierigsten umzusetzen sein, da beispielsweise eine Trittschalldämmung der Treppe ins dritte Obergeschoss aus Brandschutzbestimmungen nicht umsetzbar sein wird. Der Wunsch nach weniger Gesprächen beruht vermutlich darauf, dass die meisten der Studierenden nicht wissen, dass der Bereich im vierten Obergeschoss grundsätzlich für leise Unterhaltungen vorgesehen ist, da hier auch Kleingruppen miteinander arbeiten können. Dies wird zwar sowohl auf der Bibliothekshomepage als auch in der Bibliothek durch Hinweisschilder kommuniziert, aber vermutlich nicht richtig wahrgenommen.

Da der Bedarf an Gruppenarbeits- und Unterhaltungsplätzen geringer ist als der an reinen Einzelarbeitsplätzen, könnte eine Reduzierung der Erstgenannten erwogen werden. Auch die Lokalisierung der Lounge außerhalb der Bibliothek könnte die Zufriedenheit der Kunden in diesem Zusammenhang erhöhen.

Weitere, wenn auch nicht so signifikante Erkenntnisse aus der Umfrage sind, dass durchaus Interesse an einem Schulungsangebot besteht und dass die Klimatisierung des Gebäudes ebenfalls als optimierbar empfunden wird, wobei die Umfrageergebnisse zu diesem Thema sicher auch dem hochsommerlichen Umfragezeitraum geschuldet sind. Dem Schulungsbedarf sollten sich die Bibliothekare in Zukunft jedoch annehmen.

Umfragen werden generiert und ausgewertet, um die eigenen Erwartungen zu bestätigen oder zu widerlegen. Die Erwartungen der Bibliothekare der VWL-Bibliothek waren unterschiedlich. Einige waren der Meinung, dass sich Studierende Samstagsöffnungen wünschen würden. Andere sind davon ausgegangen, dass beispielsweise ein Bedarf an Kaffeeautomaten und Räumen zur Gruppenarbeit sowie zum gemeinsamen Lernen vorhanden wäre, also Möglichkeiten zur sozialen und fachlichen Interaktion. Ebenso wurde die Frage in den Raum gestellt, ob nicht eine reine Lernbibliothek, ohne Literatur nur mit Zugriff auf Online-Quellen, den Wünschen der Studierenden entsprechen würde. Die Ergebnisse der Umfrage wurden daher sehr gespannt erwartet, auch um beispielsweise für eine etwaige Samstagsöffnung oder eine möglicherweise erforderliche räumliche Umgestaltung genauere Zahlen vorliegen zu haben.

Die Erwartungen der Bibliothekare sind durch die Ergebnisse der Umfrage in unterschiedlichem Maße bestätigt worden. Ein hoher Anteil der Befragten hat der VWL-Bibliothek ein adäquates Lernumfeld bestätigt, mit überwiegender Nutzung der Arbeitsplätze. Ebenfalls ist eine eindeutige Befürwortung der Samstagsöffnung erwartet und bestätigt worden. Die Nachfrage nach Gruppenräumen und Kaffeeautomaten ist vorhanden, aber nicht so deutlich ausgefallen, wie erwartet. Die reine Lernbibliothek ohne Literatur hingegen wird von den Studierenden nicht gewünscht. Zwar hat die überwiegende Mehrheit der Befragten angegeben, dass sie die Bibliothek nur zu Lernzwecken nutzt, aber in anderen Fragen stellte sich auch die hohe Bedeutung der dort verfügbaren Literatur heraus.

6 Antworten der Bibliothek auf die Ergebnisse

Die Ergebnisse wurden von den Mitarbeitern der Bibliothek mit großem Interesse aufgenommen und diskutiert. Besonders interessant war für sie dabei, dass die Schaffung von Gruppenarbeitsräumen und neuen Computerarbeitsplätzen, die bereits auf der „To-do-Liste“ standen, nun noch einmal hinterfragt werden müssen, da diese in der Umfrage nachrangig beurteilt wurden.

Die Ergebnisse werden in diesem Jahr als Grundlage für die neue Zielplanung miteinbezogen. Wie die Wünsche der Nutzer nach erweiterten Öffnungszeiten oder die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen umgesetzt werden, hängt von der zukünftigen Bibliothekspolitik des Dekanats und der neuen Bibliotheksleitung der Universitäts- und Stadtbibliothek ab.

About the author

Petra Zeiger-Schmidt

Petra Zeiger-Schmidt

Petra Zeiger-Schmidt:

Published Online: 2015-03-18
Published in Print: 2015-03-31

© 2015 by De Gruyter

Downloaded on 28.3.2024 from https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/bd-2015-0045/html
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