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BY-NC-ND 3.0 license Open Access Published by De Gruyter November 25, 2014

Zukunftsgestalter: Die Vermittlung von Informationskompetenz im Ausland

Beispiel Chile

  • Nicole Thomas EMAIL logo

Zusammenfassung

In den neuen Medien und Medienformaten steckt viel Potenzial. Dieses richtig zu nutzen und zu vermitteln, sollte man heutzutage zu Kernaufgaben der Bibliotheken machen. Neu dabei ist, dass die Bibliothek ihren Bildungsauftrag durch konkrete Aktionen erfüllt und nicht nur durch die Bereitstellung der Materialien. Die Übernehmbarkeit dieser neuen Standards sind für andere Bibliotheken leicht zu kopieren und nicht sehr kostenaufwendig. Hier in Chile gibt es auf diesem Gebiet großen Bedarf an solchen Weiterbildungsmöglichkeiten bei unserer Zielgruppe und besonders an Multiplikatoren, die an deutschen Schulen und Bibliotheken oder für deutsche Bildungsinstitutionen tätig sind. Die Nachhaltigkeit zeigt sich im Erfolg. Die Teilnehmer finden sich danach besser zurecht im Dschungel der Informationen und geben ihr erfahrenes Wissen an Schüler und Studenten weiter, die es auf jeden Fall brauchen.

Abstract

New media and media formats have a lot of potential. It should be a core task for libraries to provide the use of these media. They complete their education function by concrete actions and not by providing materials. It is easy to copy it by other libraries by taking over these new standards, which don’t even demand a great budget. In Chile there is a big request for continuing education possibilities in this field for our target group and especially for multipliers in German schools, libraries or German educational institutions. The success shows sustainability. Afterwards, the participants are enabled to get information quite easily and they will transfer their knowledge to scholars and students.

Die Bibliothek des Goethe-Instituts in Santiago de Chile steht für die Vermittlung eines aktuellen Deutschlandbildes.

Man sagt, Bibliotheken öffnen Welten, in dem sie den Zugang zu Wissen und Informationen ermöglichen. Heutzutage können wir uns glücklich schätzen und auf eine Vielzahl von Informationsträgern zurückgreifen. Die Form des Mediums spielt bei der Auseinandersetzung und Erwerbung von Wissen keine Rolle. Für jeden Lerner- und Lesetyp gibt es eine Form.

So haben wir in der Bibliothek des Goethe-Instituts Chile neben Büchern und klassischen Nicht-Buchmedien (d. h. Brettspiele und eine Auswahl von Konsolenspielen) auch neue Medienformate im Bestand und eine digitale Sammlung, unsere sogenannte „Onleihe“. Die Bereitstellung einer Vielzahl an unterschiedlichen Informationsträgern gehört gerade jetzt im elektronischen Zeitalter zu den Kernaufgaben einer Bibliothek. Somit stellen wir uns auch den damit verbundenen rechtlichen, technischen und organisatorischen Problemen und Herausforderungen und integrieren sie in unsere Bibliotheksarbeit. Die neuen Formate bieten wir auf herkömmlichen PCs und auf den neuen Geräten an: den E-Readern, Tablets und iPads. Rechtliche Ungereimtheiten verbieten uns noch die technischen Geräte mit erworbenen Inhalten zu verleihen. Sie stehen aber zum Gebrauch in der Bibliothek bereit. Wir beobachten, dass die Leser und Besucher aufgeschlossen an die neuen Formate herangehen und sie gern ausprobieren. Das führte uns zu einer Reihe von neuen Projekten.

Motiv für unsere Projekte

Mit unserer neuen und aktuellen Adaptation an die Marktentwicklung, besonders im technischen Bereich, gehört die Bibliothek des Goethe-Instituts Chile zu einer der modernsten Bibliotheken der Goethe-Institute Südamerikas. Dabei haben wir festgestellt, dass bei den Lesern und potentiellen Interessenten Informationskompetenz im Umgang mit diesen neuen Medien fehlt. Hier sahen wir, dass wir unseren Bildungsauftrag ganz klassisch umsetzen sollten. So wurde das Projekt „Zukunftsgestalter“ entwickelt. Die Idee war, Multiplikatoren auf dem Gebiet der neuen Geräte und Medienformate fit zu machen. Wir Bibliothekare eigneten uns die Kenntnisse selbstständig an und ließen uns von Fachkollegen aus Deutschland schulen. Dann gaben wir unser Wissen an unsere Kollegen im Institut weiter. Ebenfalls untersuchten wir diesbezüglich den hiesigen Markt genauer und stellten fest: Es besteht großer Bedarf und die Notwendigkeit an Schulungen dieser Art. Lehrer und Bibliothekare, mit denen wir zusammenarbeiten, signalisierten uns, dass sie gern lernen würden, wie man diese neuen Geräte benutzt. So entwickelten wir einerseits Veranstaltungen mit Schwerpunkt Informationsgeräte und deren technischen Umgang und andererseits Seminare und Vorträge zum Umgang mit dem Internet und Applikationen für Smartphones, iPads, Tablets, als Werkzeug für die Informationssuche und optimale Informationsnutzung.

In Santiago und in den Regionen landauf- und abwärts (Chile erstreckt sich über mehr als 4 000 km) ist größtenteils Internet verfügbar und in so ziemlich jeder Familie gibt es zumindest ein Smartphone mit Whatsapp oder anderen Apps und es wird mindestens ein Facebook und/oder Twitterkonto gepflegt. Gerade nach dem NSA-Skandal, fanden wir es wichtig, die Nutzer darüber aufzuklären, welche Möglichkeiten es dennoch gibt, in diesen Netzwerken unterwegs zu sein und die Privatsphäre weitestgehend geschützt zu wissen.

Ein weiteres Thema der Schulungen ist die erfolgreiche Suche im Internet. Sie beinhalten eine Einführung in die Suchmaschine Google, die Vorstellung alternativer Suchmaschinen, die Suchmetapher, das Ausfindigmachen von bestimmten Formaten z. B. pdf-Dokumente, Musikvideos oder Bilder, Fotos mit Lizenz zum Kopieren, Landkarten, Stadtpläne, Übersetzerdienste etc. und ganz wichtig: die Einschätzung der Ergebnisse. Ein Großteil der Veranstaltung wird jeweils der Bewertung der Ergebnisse bezüglich der Aktualität und Qualität gewidmet. Viele Schüler, Studierende, aber auch Lehrer und Bibliothekare nutzen häufig einfache Suchmaschinen im Internet. Sie verzichten auf effektive Recherchen mit den sogenannten Booleschen Faktoren oder das Nachforschen in Fachdatenbanken und professionellen Informationsdiensten. Sie sind von der Informationsflut, die es heute gibt, maßlos überfordert. Hat man ein zufriedenstellendes Ergebnis gefunden, sollte man auch wissen, wie man damit am Computer, dem iPad, dem Tablet oder dem Smartphone umgeht. Wie, wo und wann kann ich es ver- und bearbeiten, versenden, empfangen, einbauen, kopieren etc. Über all diese Wege und Schritte informieren und schulen wir in unserem Projekt „Zukunftsgestalter“.

Beispiele / Veranstaltungen

Im jährlichen Forum für Schulbibliothekare stellten wir Kinder-eBooks auf eBookreader, iPads und Tablets vor.

  1. Vortrag: Bewerten von Informationen und Benutzen von sozialen Netzwerken

Viele Schüler schreiben Referate und Hausarbeiten mit Hilfe von Informationen aus dem Internet. Der obige Vortrag ist der erste in der Reihe „Internet in der Schule“ und soll den Lehrern helfen, die Internetquellen richtig bewerten zu können. Neben Wikipedia und guten Internetseiten für den Einsatz im Unterricht wird auch auf die Suchmaschine „Google“ und „Google Scholar“ genauer eingegangen. Über das Pro und Contra sozialer Netzwerke, eines Facebook- und/oder Twitterkontos für Lehrer, Schulen und Schulbibliotheken wird auf den Veranstaltungen informiert.

  1. Workshop App

Seit dem Erscheinen des Smartphones hat sich der Gebrauch des Mobiltelefons grundlegend geändert. Einfach nur Telefonieren war gestern! Die zahlreichen Apps suggerieren dem Kunden, dass es für jedes Problem des Alltages oder auch nur zum Zeitvertreib eine passende Anwendung gibt. Mittlerweile sind so viele Apps auf dem Markt erschienen, dass es unmöglich ist, den Überblick zu behalten. Darunter befinden sich ohne Frage viele, bei denen man vergeblich nach dem Sinn sucht, aber auch eine Reihe von praktischen und innovativen Anwendungen, die sich bereits im Alltag vieler Nutzer etabliert haben. Um die Suche zu erleichtern, laden wir ein, in kleiner Runde persönliche Lieblings-Apps vorzustellen, mit uns über Sinn und Unsinn von Apps sowie über persönliche Erfahrung beim Gebrauch von Smartphones zu diskutieren. Die beste Anwendung wird unter den Teilnehmern zur „App des Abends“ gewählt. Der Gewinner erhält ein deutschsprachiges Buch als Preis.

  1. Bibliotheksführungen und „Mein Goethe.de“ (um die „Onleihe“, die digitale Bibliothek zu nutzen)

  2. Internetkurse

Die Informationsflut des Internets macht Surfen oft langwieriger als nötig. Wir bieten auf Anfrage den Internetkurs „Fit für die Datenautobahn“ zum Thema „Recherche in deutschen Datenbanken“ an. Beschrieben werden dabei die Entstehung des Internets und die Grundstruktur von HTML und Web 2.0., Facebook und Google. Zudem sind Leseförderung und Communities im allgemeinen (Facebook als Beispiel) ein wesentlicher Bestandteil des Kurses. Somit machen wir fit für Web 2.0.

  1. Informationskompetenzkurse (Für Lehrer, Schulbibliothekare, Multiplikatoren an deutschen Schulen in Chile)

Die Bibliothek des Goethe-Instituts gibt Fortbildungskurse zu den Themen: Google, Google Scholar und den Einsatz von neuen Medien (iPad oder e-Reader).

Dies sollte nur ein kleiner Auszug der Tätigkeiten der Bibliothek des Goethe-Instituts in Chile sein. Aufgrund der zahlreichen o.g. Kurse und Veranstaltungen trägt unsere Bibliothek maßgeblich dazu bei, den großen Bedarf an Weiterbildungsmöglichkeiten bei den Multiplikatoren, aber auch bei den Pädagogen und Schülern abzudecken.

Online erschienen: 2014-11-25
Erschienen im Druck: 2014-12-19

© 2014 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/München/Boston

This work is licensed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 3.0 License.

Downloaded on 29.3.2024 from https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/bfp-2014-0051/html
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