Zusammenfassung
Der Forschungsbericht nimmt seinen Ausgang bei den spezifischen Erfahrungen, die Lehrende machen, wenn sie die Botschaft der Bibel im Religionsunterricht zu kommunizieren versuchen. An erster Stelle steht hier das Problem eines verbreiteten Bibelfundamentalismus. Das buchstäbliche Verständnis der Bibel lässt sich nach Ansicht der Autoren allerdings als eine bestimmte Entwicklungsstufe im religiösen Bildungsgang eines jedes Menschen begreifen. Eine zweite Schwierigkeit ergibt sich aus einer Einstellung, die man in einem gewissen Sinne als „wissenschaftlichen Fundamentalismus“ bezeichnen könnte. Gemeint ist damit eine bestimmte Weise, sich der historisch-kritischen Methode zu bedienen und eben nur diesen einen methodischen Zugang zur Bibel als einzig zulässiges hermeneutisches Verfahren anzuerkennen. Als ein dritter Problemkreis wird von den Autoren die weit verbreitete Moralisierung der biblischen Botschaft namhaft gemacht. In einem vierten Abschnitt werden die spezifischen Chancen und Grenzen der Digitalisierung des biblischen Textes erwogen. Vor dem Hintergrund dieser mannigfachen Herausforderungen liegt den Autoren daran, einen alternativen Zugang zur Bibel zu eröffnen, der den Akzent zunächst einmal darauf legt, dass die Bibel und ihre Entstehung ganz grundsätzlich als das Dokument eines beständigen Dialogs zwischen Gott und der Menschengemeinschaft verstanden werden müsse. Als entscheidendes Kriterium für die Bibellektüre schlagen die Autoren darum vor, jeweils zu prüfen, ob und inwieweit diese Lektüre eine Zukunftsperspektive für die gesamte menschliche Gemeinschaft zu eröffnen vermag oder ob sie ledigliche einigen wenigen Vorteile auf Kosten anderer verspricht.
© Walter de Gruyter