Rezensierte Publikation:
Burwitz-Melzer Eva; Mehlhorn Grit; Riemer Claudia; Bausch Karl-Richard; Krumm Hans-Jürgen (Hrsg.): Handbuch Fremdsprachenunterricht. 6., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage. Tübingen: Francke, 2016. – ISBN 978-3-8252-8655-2. 692 Seiten, € 49,99.
Ein roter statt blauer Einband, ein insgesamt um rund 20 Seiten und vier Einzelbeiträge größerer Umfang, ein verändertes Herausgeber-Ensemble (dem verstorbenen Gießener Romanisten Herbert Christ folgt Eva Burwitz-Melzer vom Institut für Anglistik der gleichen Lehrstätte sowie Grit Mehlhorn (Leipzig) und Claudia Riemer (Bielefeld)) – das sind die wohl augenfälligsten Veränderungen gegenüber seinem Vorgänger, der 5. Ausgabe des Handbuchs Fremdsprachenunterricht von 2007, nach wie vor das Standardwerk zu Konzepten, Aufgaben und Methoden des Lehrens und Lernens im Bereich der Fremdsprachenvermittlung im schulischen und außerschulischen Kontext schlechthin.
Ein Blick in Vorwort, Inhaltsverzeichnis und die Texte zeigt dann, dass das Herausgeberteam sehr viel tiefgreifendere Änderungen am Handbuch vorgenommen hat: angefangen vom Austausch vieler Autoren, der Neukonzeption von einzelnen Kapiteln („Interdisziplinäre Bezüge auf das Lernen und Lehren von Sprachen“, „Die Sprachlehrenden“, „Spracherwerb und Sprachenlernen“, „Die Lernenden“) über eine Schärfung einzelner Großkapitelüberschriften (z. B. „Sprachenpolitische, bildungspolitische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen“, statt: „Politische und institutionelle Aspekte des Lehrens und Lernens fremder Sprachen“; Leistungsmessung, Bewertung, Selbstevaluation“ statt „Leistungsmessung, Lernerfolgskontrolle und Selbstkontrolle“, „Organisationen und Institutionen zur Förderung des Lehrens und Lernens von Sprachen“ statt „Programme und Organisationen zur Förderung des Lehrens und Lernens fremder Sprachen“) bis hin zur Erweiterung um eine Vielzahl neuer aktueller bildungspolitischer und fremdsprachendidaktischer Themen, Probleme und Fragestellungen (z. B. „Folgen der Migration für Bildung und Erziehung“, „Konzepte und Programme der Alphabetisierung“, „Sprachlernen im Tandem“, „Interkomprehension“, „Binnendifferenzierung“, „Aufgabenorientierung“, „Sprachendiagnostik und Sprachprüfungen für Migrantinnen und Migranten“ etc.). Exemplarisch sei hier etwa die sehr viel differenziertere Aufgliederung von Themen im Bereich „Entwicklung sprachlicher Curricula“ (Spezifizierung nach Elementar-, Primar-, Sekundar I- und II-Bereich) oder mit Blick auf die Systematik auf dem Gebiet der „Lehr-/Lernmaterialien und Medien“ erwähnt, die nunmehr klar dem Kompetenzprinzip nach Fertigkeitsbereichen folgt (z. B. „Lehr-/Lernmaterialien zum Aufbau interkultureller Kompetenzen“ etc.) sowie auch grundlegende Aspekte der Auswahl und Evaluation von Lernmaterialien und Medien berücksichtigt. Dies und die Tatsache, dass sämtliche Beiträge entweder neu verfasst oder grundlegend überarbeitet wurden, zeigt, dass die Herausgeber nicht nur eine breite Palette neuster Forschungsergebnisse aus der Fremdsprachendidaktik und angrenzender Fachdisziplinen rezipiert haben, sondern auch, dass die Fremdsprachendidaktik an sich eine in viele Richtungen anschlussfähige, überaus fruchtbare und dynamische Wissenschaft ist. Was im Handbuch leider ein wenig zu kurz kommt, und hier ist der Verzicht auf ein einführenden State of the Art einzelner Bezugswissenschaften möglicherweise kontraproduktiv, sind die Gebiete der Übersetzung/des Dolmetschens und der Sprachmittlung sowie der Schwerpunkt fach- und berufssprachenbezogener Fremdsprachendidaktik in all seinen lerner- und lernortbezogenen Facetten.
© 2017 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston