Hochschule Darmstadt startet wissenschaftliche Dokumentarausbildung
Die Hochschule Darmstadt (h_da) beginnt am 4. April 2016 die akademische Phase eines postgradualen und kooperativen Volontariats mit Zertifikat zum/zur „wissenschaftlichen Dokumentar/in / Information Specialist“. Kooperationspartner sind der Bayerische Rundfunk, der Südwestrundfunk, der Hessische Rundfunk, der Saarländische Rundfunk, der Westdeutsche Rundfunk, Radio Bremen, die Rundfunkanstalt Berlin-Brandenburg, Deutschlandfunk und Deutsche Welle, das ZDF, die infoNetwork GmbH (RTL), das Deutsche Rundfunkarchiv sowie das Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF). Das Programm ist offen für weitere Partner.
Die Ausbildung hat eine Dauer von zwei Jahren, von denen das erste vollständig in der Partnerinstitution verbracht wird und im zweiten Jahr die akademischen Ausbildungsanteile hinzukommen. Der akademische Teil des Programms findet in sieben einwöchigen Präsenzphasen mit einem Umfang von 256 Stunden statt. Zeitlich davor bzw. dazwischen liegen die Selbstlernphasen in einem Umfang von 256 Stunden, die als Teil der Arbeitszeit am Ort der Entsender (Kooperationspartner) absolviert werden. Ein Entsender ist ein Partner, der für das betreffende Jahr Teilnehmerinnen und Teilnehmer für das Programm anmeldet. Die Entsender liefern eine Dokumentation der Ausbildungsinhalte außerhalb des akademischen, d. h. für den berufspraktischen Anteil. Diese qualitätsgesichert abgestimmte Dokumentation (Ausbildungsplan) dient als Basis für die curriculare Abstimmung mit dem akademischen Programmteil und ergänzt das Zertifikat zusammen mit dem Modulhandbuch als Anhang.
Der Studienprogrammleiter Prof. Geribert Jakob erläutert dazu: „Das Programm ist sehr dicht. Es deckt inhaltlich etwa 70 Prozent der Themen eines informatikorientierten informationswissenschaftlichen Bachelor- und Masterstudiums ab, allerdings zunächst überwiegend auf der Stufe 1 nach dem Euroguide: Europäisches Zertifizierungshandbuch für Informationsfachleute. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erreichen allerdings oft und schnell aufgrund persönlicher Voraussetzungen, Fähigkeiten und bearbeiteten Problemstellungen im Programm auch die Stufe 3 und die höchste Stufe 4 für ihre Spezialisierung.“
Die h_da bietet damit in ihrer technischen Tradition ein Ausbildungsprogramm an, das den beschleunigt veränderten Anforderungen in der Dokumentation, insb. in Richtung Automatisierung, Informationsprodukt(weiter)entwicklung, Qualitätsmanagement, Prozessmanagement und Emerging Technologies, wie Linked Data-Technologien gerecht wird.
Das Programm findet unter Beteiligung von Professorinnen und Professoren der Studiengänge der Informationswissenschaft am Fachbereich Media (fbmd) der Hochschule Darmstadt statt. Jährlich werden max. 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufgenommen. Falls die 25 Plätze von den Partnern in einem Jahr nicht ausgeschöpft werden, stehen die vakanten Plätze anderen Interessierten offen.
Voraussetzung für die Teilnahme an diesem Programm ist in der Regel ein Masterabschluss oder ein vergleichbarer Abschluss. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben einen zusätzlichen Auswahlprozess bei den Entsendern bestanden und nachgewiesen, dass sie in der Lage sind, sich relevante Fakten (Modelle, Methoden, Instrumente, Verfahren, Zusammenhänge etc.) eigenständig anzueignen. Die Teilnahme am akademischen Teil des Programms setzt zudem die förmliche Absolvierung des ersten Volontärjahres bei einer Partnerinstitution voraus. Die Zugangsvoraussetzung ist auch erfüllt, wenn von den Partnern bescheinigte und dokumentierte Befähigungen der Teilnehmenden bestehen, die zu den berufspraktischen Ausbildungsplänen der Volontärinnen und Volontäre gleichwertig sind.
Die Didaktik des Programms fußt grundlegend auf der projekt- und problembasierten Vermittlung von Erfahrungswissen – dem „Project Based Learning“-Ansatz (PrBL). Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können ihre mitgebrachte Expertise mit gecoached selbst angeeigneten Fakten aus dem wissenschaftlich-dokumentarischen Umfeld kombinieren sowie effiziente und korrekte Lösungen entwickeln. Sie weisen dies durch in den Selbstlernphasen erarbeitete qualifizierte Fachbeiträge zu den einzelnen Modulen im Rahmen von Ausarbeitungen nach. Ein Kernaspekt der Wissensaneignung durch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist die individuelle Bearbeitung und Dokumentation eines realen Projekts aus dem dokumentarischen Umfeld, das zum einen das im Programm anstehende Wissen zur Lösung erfordert, ein konkretes Ergebnis für die Organisation und/oder Technik beim Partner liefert und gleichzeitig eine Abschlussarbeit mindestens auf dem Niveau einer Masterarbeit darstellt.
Entstanden ist das kooperative Volontariat mit Zertifikat zum/zur „wissenschaftlichen Dokumentar/in / Information Specialist“ ausgehend von einer Anfrage im März 2015 aufgrund einer in der Fachöffentlichkeit sehr positiven Diskussion und Bewertung von Pilotprojekten, die Informationswissenschaftler der h_da mit dem ZDF und dem SWR durchgeführt hatten. Im Folgenden entwickelte der Studienprogrammleiter Prof. Geribert E. Jakob das Konzept und die curricularen Inhalte des Programms, deren Ergebnisse nun mit dem Start des Programms auf dem Mediencampus der h_da in Dieburg umgesetzt werden.
Das Programm wird 2016 und 2017 als Pilot mit einer umfangreichen Evaluierung durchgeführt, bevor es in den Regelbetrieb überführt wird, der bis 2022 vereinbart ist. 2022 werden die Partner und die Hochschule darüber entscheiden, ob und ggf. wie das Programm danach weitergeführt wird. Prof. Jakob: „Es gibt dazu schon erste sehr rohe Überlegungen zu dualen Masterprogrammen und Spin-Offs. Auch auf der Ebene darunter, also der FaMi, könnte – bedingt durch die dort rasant angezogenen Anforderungen an die berufliche Qualifikation – kurz- bis mittelfristig ein duales akademisches Angebot auf Bachelorebene entstehen.“
Compliance-Vorschriften werden gezielt missachtet
Einer im Februar 2016 veröffentlichten Studie der CARMAO GmbH (www.carmao.de) zufolge haben Manager ein zwiespältiges Verhältnis zum Compliance Management in ihren Unternehmen. Auf der einen Seite sehen sie darin eine Notwendigkeit, andererseits fühlen sie sich davon behindert und es werden Compliance-Regelungen häufig gezielt umgangen.
Erst in zwei von fünf der befragten Unternehmen gibt es ein umfassendes Compliance Management. In jedem vierten Fall ist es zumindest teilweise vorhanden, bei allen anderen ist es noch im Aufbau oder hat einen unklaren Status. Vor zwei Jahren war die Situation jedoch noch deutlich schlechter, weil seither das Thema Compliance von zahlreichen Firmen entweder deutlich forciert worden ist oder es sich zumindest moderat entwickelt hat.
Auffällig an den Befragungsergebnissen ist, dass das Compliance Management nicht als integraler Bestandteil der gesamten Unternehmensorganisation gelebt wird. So geben zwar 72 Prozent der befragten Business Manager an, dass sie die Compliance-Anforderungen als wichtiges Instrument zur Reduzierung von betrieblichen Risiken erachten. Eine große Bedeutung für die Unternehmenskultur haben sie allerdings nur für eine Minderheit. 60 Prozent nehmen wahr, dass die Compliance-Vorgaben unbeliebt sind. Ähnlich viele monieren den damit verbundenen Zusatzaufwand, für zwei von fünf behindern sie die Geschäftstätigkeit. Als Folge steht Compliance häufig nur auf dem Papier, aber bleibt im Arbeitsalltag unbeachtet. So erfolgt nach Einschätzung der Geschäftsbereichsverantwortlichen nicht einmal in jedem zweiten Unternehmen eine strikte Orientierung an den Regeln, in 26 Prozent der Firmen werden sie hingegen häufig gezielt ignoriert. Auch aus diesem Grund wünscht sich in der CARMAO-Erhebung mehr als jeder zweite Befragte, dass die Anforderungen an die Compliance-Konformität mit größeren Entscheidungsspielräumen einhergehen sollten. Aber es mangelt ihrer Auffassung nach auch am notwendigen Wissen: Für 47 Prozent werden die Regeln intern zu wenig kommuniziert.
Befragt wurden für die Compliance-Studie im Auftrag der CARMAO Business-Verantwortliche aus fast 300 Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über 50 Millionen Euro.
Google fördert Roboter-Journalismus von textOmatic
Das Projekt „Data Driven Digital News Agency“ (3dna) der textOmatic AG (Berlin/Dortmund) wird als eines von 33 Großprojekten in Europa – davon sieben in Deutschland – im Rahmen der Google Digital News Initiative finanziell unterstützt. Insgesamt hatten sich mehr als 1.200 Unternehmen aus ganz Europa um eine Förderung bemüht, rund 10 Prozent der Anträge waren erfolgreich. Kleinere Projekte zur Erstellung von Prototypen erhalten 50.000 Euro Förderung, mittlere bis 300.000 Euro und Großprojekte mehr als 300.000 Euro. Mit knapp 4,9 Millionen Euro fließen die meisten Fördermittel nach Deutschland, gefolgt von Großbritannien mit etwa 2,8 Millionen und Spanien mit gut 2,5 Millionen. Ziel der Projektförderung bei der textOmatic AG ist es, Nachrichten in sehr hoher Frequenz und sehr hoher Qualität für die wichtigsten Kanäle in den meisten europäischen Sprachen bereitzustellen.
„Die Kompetenz, aus Unmengen an Daten auch lange und sehr lange Texte zu entwickeln, deren Dramaturgie und Faktengewichtung allen journalistischen Kriterien entspricht, ist sicher ein Kriterium für die Entscheidung gewesen“, so Hermann Bense, Informatiker und textOmatic-Vorstandsvorsitzender. Aktuell wird die textOmatic*Composer-Technologie unter anderem für Projekte beim Handelsblatt, bei Burda, der Funke Mediengruppe (Berliner Morgenpost) und einem führenden deutschen Nachrichtenmagazin eingesetzt. Kern der Technologie ist die eigens dafür entwickelte Programmiersprache TCL (Text Composing Language), die sich Verfahren der künstlichen Intelligenz und Expertensystem-Technologie zu nutze macht. Dadurch werden Berichtsformen möglich, die mit herkömmlichen Ansätzen nicht realisierbar wären.
Die textOmatic AG wurde im August 2015 von dem Medienexperten Wolfgang Zehrt und dem Informatiker Hermann Bense aus der bense.com GmbH in Dortmund heraus ausgegründet, um sich speziell dem Themenbereich der Generierung natürlichsprachlicher Texte aus großen Datenmengen zu widmen. Das Unternehmen erstellt aus Datenströmen u. a. Börsennachrichten, Wetternachrichten und Sportnachrichten sowie weitere Medieninhalte, Produktbeschreibungen und Auswertungen für unternehmensinterne Zwecke, zum Beispiel Google-Analytics-Reports.
Hinweise zur Webarchivierung online
Der AWV-Arbeitskreis 6.2 „Dokumentation und Archivierung von Webpräsenzen“ bündelt auf einer neuen Website organisatorische, rechtliche und technische Informationen rund um das Thema Archivierung von Internetpräsenzen. Bei der Entscheidung darüber, was archiviert werden soll oder muss, sind nicht nur intern oder extern zugängliche Webseiten, sondern auch Apps und Informationen, die über Social Media ausgetauscht werden, in den Blick zu nehmen. Erst wenn alle Fragen des rechtssicheren und geordneten Umgangs mit digitalen Dokumenten und Korrespondenzen geklärt und passende Arbeitsroutinen eingeführt worden sind, können analoge Geschäftsprozesse tatsächlich auf rein webbasierte Prozesse umgestellt werden.
Die Website http://webarchivierung.awv-net.de enthält Informationen zur Erfassung und Erschließung von Internetinhalten, aber zum Beispiel auch Hinweise zur Software für Webarchivierung. Tobias Steinke erläutert, dass sich In Webarchiven grundsätzlich drei funktionale Softwarekategorien finden. (1) Ein Harvester oder auch Crawler zum automatischen Einsammeln von Webseiten, der ausgehend von einer Startadresse (URL) die adressierte Seite speichert und sämtliche darauf verlinkten Seiten bzw. eingebetteten Dateien ebenfalls ansteuert und speichert und diesen Vorgang solange weiterführt, bis die vorgegebenen Abbruchbedingungen eintreten. Ein gängiger Open-Source-Harvester ist die Software Heritrix. (2) Ein Curation Tool, eine Workflow-Software, die regelt, in welcher Art und Weise und in welchen Abständen der Harvester tätig werden soll. Beispiele für Curation Tools sind die Open Source Software Web Curator Tool (WCT) und die NetarchiveSuite. (3) Eine Software, die den Zugriff auf die gewünschte Version der gespiegelten Seiten regelt, entweder in Form eines Nachweissystems, einer Volltextsuche oder eines URL-Suchsystems wie etwa der Wayback Machine. Das Webarchiv kann diese Funktionalitäten mit Software selbst betreiben oder in Teilen oder vollständig durch Dienstleister durchführen lassen.
Bereits 2012 hatte der Arbeitskreis in der Reihe AWV-Informationen Special eine Broschüre zur Webarchivierung herausgegeben. Sie kann gratis unter www-awv-net.de bestellt werden. Im Arbeitskreis sind die Stiftungen der Parteien, interessierte Firmen und die Deutsche Nationalbibliothek vertreten. An einer Mitarbeit Interessierte können sich an Dr. Roland Wirth, wirth@awv-net.de, Telefon 06196 77726-29 wenden.
Joint Degree Masterprogramm „Global Studies on Management and Information Science“ (GLOMIS)
Informationsprozesse aus unterschiedlichen Fachperspektiven, wie aus Informationswissenschaft, Betriebswirtschaft, Wirtschaftsinformatik, zu beleuchten – das hat sich das Joint Degree-Masterprogramm Global Studies on Management and Information Science (GLOMIS) zum Ziel gesteckt. Vielfältig sind dabei nicht nur die Disziplinen, sondern auch die institutionellen Blickwinkel. Denn das Studium ist eine länderübergreifende Kooperation der Universität Hildesheim (europäischer Koordinator) und der Universität Graz einerseits, mit den Partneruniversitäten in Korea, Pai Chai University in Daejeon und Chungbuk National University in Cheongju, andererseits.
An der Universität Graz und der Chungbuk National University ist GLOMIS als eigenes Joint-Degree-Studium eingerichtet. An der Universität Hildesheim und an der Pai Chai University bietet GLOMIS eine Vertiefung der bestehenden Masterstudiengänge „Internationales Informationsmanagement-Informationswissenschaf“ bzw. „Information and Communication Engineering“.
Das erste Studienjahr wird an der Heimatuniversität (in Europa bzw. in Korea) studiert, im Auslandsjahr – in Korea für die europäischen, in Europa für die koreanischen Studentinnen und Studenten – erfolgt eine Spezialisierung entsprechend dem Profil der Partneruniversitäten. GLOMIS wird durch die EU und die National Research Fundation in Korea gefördert. Für das Auslandsjahr wird ein Stipendium in Höhe von 11.500 Euro gewährt.
Ansprechpartner: Folker Caroli, Universität Hildesheim, caroli@uni-hildesheim.de; Christian Schlögl, Universität Graz, christian.schloegl@uni-graz.at
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