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Publicly Available Published by Oldenbourg Wissenschaftsverlag May 20, 2015

Von den Schützengräben zur NSDAP. Kriegskultur und Politisierung der nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten

  • Nicolas Patin

Abstract

What was the main reason for German people to join the Nazi Party? In the historical literature, the First World War has been often depicted as a major explanation: the conflict is supposed to have created a »war culture« that would have led to the political mobilization of many Nazis. An analysis of the national-socialist members of the Reichstag between 1919 and 1933 does not contradict this hypothesis. Indeed, 80 percent of NSDAP MP‘s were war veterans. Nevertheless, in other parties too, an enormous proportion of delegates were veterans. Actually other particularities can be identified among Nazi members of the Parliament. The combination of these factors with the war experience can provide a more thorough and realistic picture. Therefore the NSDAP had not the monopoly on war experience, but the one on youth and war experience. The Nazi MP‘s were ten years younger than the other fractions of the Parliament. Moreover, a higher part of them were career soldiers, and soldiers‘ sons. They were also more attached to the countryside, by birth, profession, their fathers‘ professions or the subjects they decided to study. All these criteria lead to question the usual excessive focus on war experience. The Nazi political commitment was much more complex.

Was war der entscheidende Faktor im politischen Engagement der Nationalsozialisten? In der Literatur zum Ersten Weltkrieg wird der Krieg als ein wesentlicher Faktor dargestellt, der eine »Kriegskultur« geschaffen habe, was die Mobilisierung vieler Nationalsozialisten zum großen Teil erklären würde. Die Analyse der nationalsozialistischen Fraktion im Reichstag zwischen 1919 und 1933 widerlegt dieses Ergebnis nicht, denn ihr gehörten zu 80 Prozent Veteranen an. Aber auch in den übrigen Parteien fand sich ein enormer Anteil an Kriegsteilnehmern. Es lässt sich eine gewisse Anzahl spezieller Attribute der nationalsozialistischen Parlamentarier isolieren, woraus, wenn man sie miteinander und mit dem Gewicht des kriegerischen Erbes in Beziehung setzt, ein komplexeres Bild entsteht: Die NSDAP-Fraktion hatte zwar kein Monopol auf die Kriegserfahrung, aber eines auf die Verbindung von Jugend und Kriegserfahrung. Ihre Abgeordneten waren zehn Jahre jünger als die übrigen Parlamentarier. Außerdem befanden sich in ihren Reihen ein größerer Anteil an Berufssoldaten oder Soldatensöhnen sowie eine große Zahl von Männern, die sich der ländlichen Welt entweder durch ihre Geburt, den Beruf ihrer Väter oder die von ihnen gewählte Ausbildung verbunden fühlten. Anhand all dieser Kriterien lässt sich die Bedeutung des Krieges bei der Erstellung detaillierter politischer Profile im politischen Engagement relativieren.

Online erschienen: 2015-5-20
Erschienen im Druck: 2014-6-1

© 2015 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH, Rosenheimer Str. 145, 81671 München

Downloaded on 28.3.2024 from https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/mgzs-2014-0004/html
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