Zusammenfassung
Das Buch des jungen tschechischen Ökonomen Tomas Sedlacek ist vom Inhalt her interessant, lehrreich und informativ. Der Autor geht von der Idee aus, dass alle Gesellschaften das Problem haben, Gutes zu belohnen und Böses zu bestrafen. Er glaubt, dass die Lösungen, welche die frühen Kulturen für dieses Problem gefunden haben, auch heute noch - wenn auch nicht mehr bewusst - nachwirken würden. - Viele Thesen sind jedoch kaum akzeptabel. Die Tatsache, dass in der Vergangenheit Ethik und Ökonomik miteinander verschmolzen waren, veranlasst ihn, die Entfernung der Ethik aus der heutigen Wirtschaftstheorie zu beklagen und eine Reethisierung zu fordern. Er will zeigen, dass Adam Smith mit der „Theorie der ethischen Gefühle“ die ideale Verbindung zwischen Ethik und positiver Gesellschaftslehre gelungen wäre und dass Smith im „Wohlstand der Nationen“ durch einen verbalen Trick den unethischen Egoismus, getarnt als Eigeninteresse, inthronisiert habe. Im Beitrag weise ich nach, dass Sedlacek sich hier irrt. - In manchen Mythen, so der Autor, könne man noch heute Wahres finden. Das mag sein. Aber die Bergung dieser Wahrheiten ist nur mit Hilfe der Wissenschaft möglich, wogegen der Autor glaubt, Mythen und Wissenschaft auf eine Stufe stellen zu können. Er beruft sich in diesem Zusammenhang auf Paul Feyerabend und Ludwig Wittgenstein. - Das Buch enthält eine Kritik am Modelldenken in der Ökonomik. Von Wahrheit könne da kaum die Rede sein. Seine Kritik ist nicht ganz unberechtigt, aber übertrieben. Sedlacek macht bei seiner Kritik an der ökonomischen Theorie eine zutreffende Beobachtung: Geglaubte Wirtschaftstheorien haben Folgen für die moralisch relevanten Einstellungen und damit für das Sozialverhalten. Eine Überzeugung, dass alle Handlungen nur dem Eigennutzen dienten, würde die sozialen Beziehungen vergiften. Das dürfte der Grund sein, warum der Autor wünscht, die Ökonomen möchten sich mehr mit Smiths „Theorie der ethischen Gefühle“ befassen. Im Beitrag weise ich darauf hin, dass mit einer verbesserten Verhaltenstheorie der Gesellschaft besser gedient wäre als mit einer ethischen Anreicherung der Ökonomik.
Summary
The book of Tomas Sedlacek, Economics of Good and Evil, has in my view, merits and flaws. He demands a reintegration of economics with ethics. For anyone who accepts a noncognitivist ethic the demand to conjoin facts and values in order to produce knowledge makes no sense. If economics will be a science it must be a valuefree positive science in the sense of Max Weber and Hans Albert. Sedlacek argues that Smiths Theory of moral Sense is a book about ethics. I demonstrate that the author is wrong. Furthermore it is not correct to tell the reader that Smith believed actions motivated by selflove cannot but be unethical. I demonstrate the contrary opinion of Smith. The critique of economics is sometimes overdone, yet sometimes acceptable. Utility theory cannot explain all behaviour, it lacks, for example, a proper regard of the context of behaviour. Sedlacek makes a very good point arguing that any theory of economic behavior will, if believed by the people, have an effect on the moral relevant attitudes of the people. If ecomics tells us that all people are really selfish, people will react and will become perhaps overly distrustful. But instead to demand for economics enriched by ethics one has to demand for better, i.e. more true theories of behaviour. Ethics belongs to the family, the school, the sports club, the firm, the legislater, the church: It is indispensable, and a convincing ethics can change our behaviour. So one should call for a better ethics if the ruling one can be criticised. Further, if one can show that economics propagates unethical behavior for economic agents, philosopher and ecomists may protest.
© 2014 by Lucius & Lucius, Stuttgart