Skip to content
BY-NC-ND 4.0 license Open Access Published by De Gruyter March 14, 2017

Editorial

From the journal Public Health Forum

Wir Redaktionsmitglieder der vorliegenden Zeitschrift Public Health Forum arbeiten seit Jahren oder sogar Jahrzehnten mehr oder weniger nah in Bereichen mit Bezug zum deutschen Gesundheitswesen. Wir lesen viel, sei es über die neuesten Studien, methodischen Ansätze, relevante Ergebnisse und wir gehen davon aus, dass wir gut über verschiedenste Aspekte des Gesundheitswesens informiert sind. Doch was geschieht, wenn wir beispielsweise auf einmal zu Krebsfrüherkennungsmaßnahmen eingeladen oder durch unseren Arzt dazu aufgefordert werden? Können wir dann analytisch denken, abwägen und handeln oder entscheiden wir „gegen unseren wissenschaftlichen“ Verstand, weil die Situation auf einmal uns selber ganz persönlich betrifft? Was geschieht, wenn wir selbst oder jemand aus dem Familien- oder Bekanntenkreis ernsthaft erkrankt? Sind wir dann in dieser belastenden Situation ebenfalls in der Lage, die für uns besten Informationen zu beschaffen und sie auch zu verstehen, um dann eine richtige Entscheidung treffen zu können? Vermutlich können wir diese Fragen erst – jeder für sich selbst – beantworten, wenn wir in diese oder eine ähnliche Situation geraten; die wir selbstredend niemandem wünschen.

Diese und weitere Gedanken waren unter anderem Anlass für die Redaktion, das erste Heft in 2017 dem Thema „Gesundheitskompetenz“ zu widmen. „Gesundheitskompetenz“ ist ein weites und breit gefächertes Feld. Das vorliegende Themenheft kann sicherlich nicht alle Ansichten und guten Projekte, die hierzu bestehen, berücksichtigen. Wir nähern uns dem Thema durch einen einleitenden Artikel, der unter anderem den Begriff „Gesundheitskompetenz“ beschreibt und beststehende Probleme skizziert. Wie zum Beispiel die Schwierigkeit der Messbarkeit von Gesundheitskompetenz, auf die in einem weiteren Beitrag ausführlicher eingegangen wird. Zudem widmet sich ein Artikel der bislang gemessenen Gesundheitskompetenz der gesetzlich Versicherten in Deutschland; ein weiterer Beitrag den Befunden in der Schweiz. Gesundheitskompetenz – im englischen Health Literacy – schwappte von den USA über die Europäische Union nach Deutschland hinüber, so dass wir uns freuen, einen Beitrag gewonnen zu haben, der die europäische Sicht in den Blick nimmt. Weitere Artikel in diesem Heft widmen sich den Möglichkeiten, Gesundheitskompetenz dadurch zu fördern, indem wissensbasierte Informationen verständlich aufbereitet und vermittelt werden. Zudem beschäftigen sich Artikel mit der Messbarkeit und/oder Förderung von Gesundheitskompetenz, die auch unterschiedliche Zielgruppen, wie zum Beispiel Kinder, Studierende und ältere Menschen, berücksichtigen. Ein wichtiger Baustein der Förderung von Gesundheitskompetenz betrifft die Zielgruppe der chronisch Kranken, die beispielsweise oft durch Patientenschulungen und/oder Selbsthilfe erreicht werden, so dass wir auch hier Beiträge zu diesem Thema eingebunden haben. Nun wurde viel an Inhalt dargestellt, der die individuelle Gesundheitskompetenz betrifft. Es gibt jedoch auch Ansätze, die eine Organisation oder Institution in den Mittelpunkt stellen und hierüber eine Unterstützung einer Förderung der Gesundheitskompetenz sehen; auch hierzu zeigt das Heft Impulse auf.

Zum Abschluss dieses Editorials sei die Frage gestattet, ob wir davon ausgehen sollten, dass alle Menschen gesundheitskompetent sein müssen? Vielleicht fühlen sich auch einige überfordert oder möchten wichtige medizinische Entscheidungen – vielleicht auch Angehörige betreffend – nicht alleine entscheiden, sondern möchten der Entscheidung des Arztes vertrauen. Dies ist auch gut so. Die Förderung der Gesundheitskompetenz sollte nicht zu einer zusätzlichen Verunsicherung der Bevölkerung oder Betroffener beitragen. Aber das gesellschaftliche Umfeld sollte und muss dafür sorgen, dass jeder in die Lage versetzt wird, gesundheitskompetent zu agieren, wenn er dies möchte. In diesem Sinne ist nicht nur das Gesundheitswesen mit all seinen Akteuren in Deutschland gefragt, sondern dahinter verbirgt sich eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Die Redaktion

Online erschienen: 2017-03-14
Erschienen im Druck: 2017-03-01

©2017 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

This work is licensed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 License.

Downloaded on 29.3.2024 from https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/pubhef-2016-2167/html
Scroll to top button