Zusammenfassung
Der Beitrag nimmt von Seiten der Theologie mit Niklas Luhmann das Gespräch über den Gottesbegriff in „Die Religion der Gesellschaft“ auf. Luhmann führt ihn in seiner Religionssoziologie als sogenannte Kontingenzformel ein, mit der im Religionssystem die Paradoxien des Codes bearbeitet werden. Mit Gott wird die Einheit der Unterscheidung von Transzendenz und Immanenz vorgestellt. Hierzu greift Luhmann auf Traditionen der philosophischen Gotteslehre zurück, die Gott als jenseits der Unterscheidung von Unterscheidung und Nichtunterscheidung denken. Der Gott der Luhmannschen Religionssoziologie ist als zeitlos und jenseits der Unterscheidung von Selbstreferenz und Fremdreferenz, als im Grunde differenzloser Letztsinn konzipiert. Auf die von Luhmann beschriebene Krise des metaphysischen Gottesverständnisses reagierte die Theologie des 20. Jahrhunderts mit einem verstärkt trinitätstheologischen Denken. Darum argumentiert der Beitrag, daß für ein Denken, das sich an einem trinitarisch differenzierten Gottesverständnis orientiert, an den Extrempositionen des Unterscheidens nicht eine Einheit, sondern eine Differenz steht. Diese Unterscheidung in Gott hat weitgehende Implikationen für das Verhältnis von Immanenz und Transzendenz.
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