Zusammenfassung
In diesem Beitrag wird eine Diskussion wieder aufgenommen, die in den 80er Jahren vor allem in der Bundesrepublik ausgesprochen lebhaft geführt wurde, nämlich die Debatte um die „alternative“ Ökonomie und die „alternativen“ Selbständigen. Es hieß hier, daß ein neuer Typus des Wirtschaftslebens entstanden sei, der in einer spezifisch anderen Art und Weise gesellschaftlich und ökologisch „nützliche“ Produkte erstelle. Gleichzeitig läge darin eine Pionierfunktion in Richtung einer „besseren“ Gesellschaft. Das zentrale Argument dieses Artikels lautet, daß die Diskussion von falschen Voraussetzungen ausging, weil sie die beobachteten, vermeintlich neuen Entwicklungen im Kleingewerbe stillschweigend mit der Situation in der großbetrieblichen (kapitalistischen) Industrie in Kontrast setzte. Weitestgehend übersehen wurde, daß es stets ein Kleingewerbe mit seinen entsprechenden Logiken der Erstellung von Gütern und Leistungen gegeben hat. Ausgehend von der Beachtung dieser Spezifika erscheint das diskutierte Phänomen unter soziologischem Gesichtspunkt eher als graduelle Modifikation im Kleingewerbe, nicht als „Gegenökonomie“. Neben die Stelle des traditionellen Familien(klein)betriebs sind im Zuge von verschiedenen gesellschaftlichen Tendenzen von Fluktuation, Segmentation und Individualisierung zunehmend häufiger auch andere Muster der kooperativen beruflichen Vergemeinschaftung und der Gründungspraxis von Firmen getreten.
© 1991 by Lucius & Lucius, Stuttgart