Zusammenfassung
Der Aufsatz erkundet die heuristischen Potentiale einer kommunikationstheoretisch präzisierten Unterscheidung von Konflikt und Konkurrenz in drei Schritten: (1) Begriff des Konflikts - Konflikte lassen sich als Kommunikationsprozesse beschreiben, die aus einer Abfolge von Gegenwidersprüchen eine eigene Eskalationsdynamik gewinnen; sie sind eine direkte Form des Kampfes, die nur durch unmittelbares Einanderwidersprechen der Parteien zustande kommen kann. (2) Begriff der Konkurrenz - Konkurrenzen zeichnen sich demgegenüber, Georg Simmel folgend, durch Mittelbarkeit aus: dadurch, dass die Parteien erst über die knappe Gunst Dritter in die Lage kommen, einander als Rivalen mit gleichen Interessen an knappen Vorteilen wahrzunehmen. Konkurrenz in diesem Sinne ist ein indirekter, „berührungsloser“ Kampf, der von der Beobachtung Dritter abhängt und keine direkte Kommunikation zwischen den Konkurrenten erfordert. (3) Vergleich beider Formen - Diese Unterscheidung eröffnet Vergleichsmöglichkeiten, die der Schlussteil des Aufsatzes an Fällen von Koexistenzen und Kollisionen beider Formen erprobt. Die Fruchtbarkeit der Unterscheidung, so die These, zeigt sich vor allem in öffentlichen Fällen, wenn mit dem Publikum eine Figur des „versteckten lachenden Dritten“ hinzukommt, die die Dynamik moderner Konkurrenzen ermöglicht und der Differenz beider Kampfformen besondere theoretische und praktische Bedeutung verleiht.
Summary
This article develops and applies a sociological differentiation between conflict and competition in three distinct steps: (1) Conflicts can be understood as dynamic processes of communication which are initiated by a concatenation of contradictions of contradictions; they are a direct form of struggle that depends on mutual communication between the parties. (2) In contrast, following Georg Simmel, in situations of competition parties become rivals only once they try to win the favor of a third party; competition is therefore an indirect form of struggle that depends on observation by third parties but does not require contact between the opponents. (3) This differentiation opens up new possibilities of comparison, and it is used here to analyze exemplary cases of coexistence and collision between the two forms. The heuristic advantage of the differentiation is particularly salient in cases in which the public becomes involved as a third party, which brings about the special dynamics of modern competition as a “fight of all for all” (Simmel). It is in these cases that the differentiation of the two forms of struggle gains particular theoretical significance and practical importance.
© 2010 by Lucius & Lucius, Stuttgart