Skip to content
BY-NC-ND 3.0 license Open Access Published by De Gruyter June 2, 2014

Selektive Thermosensibilisierung von Ehrlich-Mäuse-Ascites-Krebszellen durch Diäthylstilboestrol

  • M. Von Ardenne and P. G. Reitnauer

Die Information, daß verschiedene Sexualhormone bei Konzentrationen um 10-5g ml-1 die Atmung von EMAC-Zellen sehr stark hemmen, während bei Herz- und Leberzellen die Hemmung erst bei um zwei Zehnerpotenzen höheren Konzentrationen eintritt, veranlaßte uns dazu, die Eignung von Diäthylstilboestrol zur selektiven Thermosensibilisierung von Krebszellen zu untersuchen. Aus wiedergegebenen in-vitro-Messungen mit Ehrlich-Mäuse-Ascites-Carcinom-Zellen geht hervor, daß diese relativ ungiftige Substanz sich hervorragend zur selektiven Thermosensibilisierung von Krebszellen eignet. Die Sensibilisierungs-Wirkung bleibt auch unter nahezu anaeroben Bedingungen bestehen und setzt schon bei der relativ niedrigen Konzentration von 1 bis 3 · 10—6 g ml-1 ein. Die in-vitro-Beobachtung überadditiver Effekte beim Zusammenwirken schwacher Konzentrationen (Dosen) von Diäthylstilboestrol und Vitamin K3 bzw. analog wirkender Substanzen bei verschiedenen Temperaturen veranlaßt zur Formulierung des therapeutischen Prinzips steigender Gesamtwirkung durch Kombination vieler (etwa gleich starker) Angriffe mit abnehmender Einzeldosis auf das gleiche System.

Wie zuerst beim Vitamin K3 beobachtet, besteht auch beim Diäthylstilboestrol eine sehr starke Streuung der Sensibilisierungs-Wirkung zwischen verschiedenen Zellsuspensionen. Gegenwärtig wird versucht, diese Streuung durch gezielte weitere chemische Maßnahmen herabzusetzen. — Aus invitro-Messungen über den Einfluß der Hyperthermie-Temperatur ist zu erwarten, daß bei Steigerung der Körpertemperatur von 37 °C auf 41 °C die Wirkung der Hyperthermie durch Diäthylstilboestrol (evtl. + Vitamin K3) bzw. die Wirkung des Diäthylstilboestrols durch Hyperthermie (evtl. + Vitamin K3) vervielfacht wird. Die Wirkungszunahme ist gerade dann besonders stark, wenn die chemische Attacke allein nur schwache Effekte hat. Dies ist ein Ergebnis, das wahrscheinlich bald im klinischen Bereich ausgenutzt werden kann. — Nach Besprechung der toxikologischen Daten wird auf die in-vivo-Dosierung von Diäthylstilboestrol eingegangen. Aus Messungen an Kleintieren wird abgeschätzt, daß bei i.v.-Dauerinfusion (200 min) einer verträglichen Dosis in den Körpergeweben stationär Konzentrationen von Diäthylstilboestrol erhalten werden, die höher und z. T. sogar wesentlich höher liegen als die zur Thermosensibilisierung von EMAC-Zellen notwendige Konzentration. Die günstige Pharmakokinetik des Diäthylstilboestrols erklärt sich z. T. dadurch, daß diese Substanz im Organismus kaum abgebaut wird. In-vivo-Versuche mit Kleintieren bestätigten den selektiven Charakter der Thermosensibilisierung von Krebszellen mit Diäthylstilboestrol.

Received: 1967-7-24
Published Online: 2014-6-2
Published in Print: 1968-3-1

© 1946 – 2014: Verlag der Zeitschrift für Naturforschung

This work is licensed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 3.0 License.

Downloaded on 28.3.2024 from https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/znb-1968-0314/html
Scroll to top button