Der Artikel untersucht den Wandel der Herrschafts- und Siedlungsstrukturen im mittelalterlichen Niederschlesien (9.–14. Jahrhundert) anhand der Erforschung eines Siedlungskleinraums bei Köben an der Oder (Chobienia, pow. Lublin). An diesem Ort bilden ein frühmittelalterlicher Burgwall („Schwedenschanze“, zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts), eine spätmittelalterliche Burg, eine Stadt und ein spätslawischer Siedlungskomplex (10.–13. Jahrhundert) mit einer Kirche, die den eigenartigen Namen „Dom“ trägt, eine interessante Konzentration von Orten mit militärischen, herrschaftlichen und wirtschaftlich herausragenden Funktionen aus unterschiedlichen Perioden. Ihre archäologische und historische Erforschung macht die Veränderungen in Schlesien von der Stammes- über die Piastenzeit bis in das späte Mittelalter nachvollziehbar. Ein scharfer Bruch in der Entwicklung kann von der Stammes- zur Piastenzeit ausgemacht werden, die weiteren Transformationen erscheinen zwar drastisch, aber eher sukzessive. Zugleich werden Wandlungen in den kulturellen Kontakten Niederschlesiens deutlich: Anfangs bestehen enge Beziehungen nach Böhmen und Mähren, später ins piastische Polen und seit dem 12. Jahrhundert wird der Einfluss des Deutschen Reiches immer stärker.