Der folgende Beitrag präsentiert Ergebnisse einer qualitativen Studie, welche sich der Rekonstruktion gegenwärtiger Rezeptionsprozesse bezüglich Lehren und Praktiken des tibetischen Buddhismus sowie seiner Vertreter und Vertreterinnen in der Schweizer Öffentlichkeit ab Mitte der 1990er Jahre widmete. Anhand der Untersuchung gesellschaftlicher Diskurse über den tibetischen Buddhismus wird auf der Grundlage einer diskurstheoretischen Forschungsperspektive die Frage nach der gesellschaftlichen Konstruktion, Repräsentation und (Re-)Produktion kulturell-religiöser Differenz thematisiert. Im Rahmen der öffentlichen Rezeption und medialen Repräsentation des tibetischen Buddhismus bildet sich dabei eine verstärkte (wenn auch implizite) Auseinandersetzung mit der eigenen Religiosität, mit Vorstellungen der eigenen kulturellen und nationalen Identität sowie kollektiven Wertvorstellungen der Schweizer Gesellschaft ab. Insgesamt zeigt sich, dass das Diskursfeld über tibetischen Buddhismus in der Schweiz von gegenläufigen Tendenzen geprägt ist: So steht den dominant in Erscheinung tretenden positiv bewertenden Topoi, die als Elemente eines bestehenden Wissensrepertoires über Tibet, Tibeter und „die Weltreligion Buddhismus“ gelten können und selbstverständlich reproduziert werden, eine multidimensionale Dekonstruktion dieser Topoi entgegen, welche jedoch über eine weitaus geringere Reichweite bezüglich einer sich in öffentlich ausgetragenen sozialen Debatten und gesellschaftlichen Handlungsmustern manifestierenden Fremdheits- bzw. Differenzkonstruktion verfügt.